Sonographische Untersuchung schwangerer Frauen - eine explorative Studie der qualitätsorientierten Versorgungsforschung

Prof. Dr. Günther E. Braun, Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen im Institut für Management öffentlicher Aufgaben an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, Universität der Bundeswehr München:

Einführung

Die Qualitätssicherung der Sonographie im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge stellt ein abgeschlossenes Forschungsprojekt am Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen dar. Es ist eingebettet in den Forschungsschwerpunkt „Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen“ und wurde in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) durchgeführt.

Wichtiger Bericht im Forschungsprojekt

Braun, G. E.; Binder, A. (2009): Elektronische Dokumentation der Sonographie im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge: eine Qualitätsmaßnahme im Rahmen der „ausgezeichneten Patientenversorgung“ der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) - Analyse der Daten zur sonographischen Untersuchung schwangerer Frauen, Eine explorative Studie der qualitätsorientierten Versorgungsforschung; Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen.

Ziele der Studie

Ziel der Studie war zunächst eine Dokumentation wesentlicher qualitätsbezogener Daten, die im Rahmen der Sonographie schwangerer Frauen in Bayern routinemäßig bei der KVB anfallen. Im Zentrum der Studie stand die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Qualifikation der untersuchenden Ärzte, den dokumentierten Befunden und dem Überweisungsverhalten der Ärzte.

Methodik der Studie

Der Studie liegen Daten zugrunde, die bei der elektronischen Dokumentation der Sonographie schwangerer Frauen im Rahmen der „ausgezeichneten Patientenversorgung“ der KVB routinemäßig im Rahmen einer Vollerhebung erfasst wurden. Erhoben wurden u.a. Alter der Frauen, Qualifikation der untersuchenden Ärzte (DEGUM-Stufen), Befund sowie Überweisungsverhalten der untersuchenden Ärzte. Insgesamt wurden 12.293 ärztliche Dokumentationen ausgewertet, die sich über die drei Screeningstufen der Schwangerschaftsvorsorge weitgehend gleichmäßig verteilen.

Ausgewählte Ergebnisse der Studie

Über alle drei Screening-Stufen hinweg gilt etwa: rund 54% der untersuchenden Ärzte sind keiner DEGUM-Stufe zugeordnet, rund 37% der Stufe 1, rund 7,5% der Stufe 2 und nur 0,6% der Stufe 3, so dass sowohl im Bereich der Eingangsstufe als auch im Bereich der höheren Stufen noch Qualifizierungspotential besteht. Darüber hinaus hat sich ergeben, dass mit zunehmendem Alter der Frauen die Häufigkeit einer Überweisung an einen Spezialisten zunimmt. Bei manchen Befunden steigen die Detektionsraten mit dem Fortbildungsstand der untersuchenden Ärzte an, was durch eine Konzentration von „Risikoschwangerschaften“ bei höherqualifizierten Ärzten erklärt werden kann. Bei anderen Befunden ergibt sich ein Rückgang der Detektionsraten bei Ärzten mit mittlerer Qualifikation. Dies deutet möglicherweise daraufhin, dass geringer qualifizierte Ärzte bei diesen Befunden „sicherheitshalber“ eine schwerere Diagnose stellen und zur genaueren Überprüfung an einen Spezialisten überweisen. Von geringer qualifizierten Ärzten wird meist an Spezialisten mit DEGUM-Stufe 2 überwiesen, wobei Mehrlingsschwangerschaften die meisten Überweisungen auslösen.

Schlussfolgerung der Studie

Die Studie konnte den hohen Qualifikationsstand der an der Sonographie schwangerer Frauen in Bayern beteiligten Ärzte belegen und gleichzeitig weiteres Qualifikationspotenzial aufzeigen. Auch konnte gezeigt werden, in welchem Umfang und unter welc hen Bedingungen Überweisungen zu Spezialisten durchgeführt werden. Ein Tracking der Frauen und Ärzte z.B. nach einer Pseudoanonymisierung hätte die Aussagekraft der Studie erheblich steigern können, war jedoch aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich.