Simulationsmodell zur Finanzierungsrechnung im Businessplan von Gesundheitsnetzwerken

Prof. Dr. Günther E. Braun, Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen im Institut für Management öffentlicher Aufgaben an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, Universität der Bundeswehr München:

Einführung

Businesspläne spielen für die Gewinnung der Finanzierung eines Gesundheitsnetzwerks eine zentrale Rolle. Dabei sind mannigfache Entscheidungen im Rahmen der Businesspläne zu treffen. Die Finanzierungsrechnung als wichtiger Bestandteil eines Businessplans zeigt die finanziellen Konsequenzen dieser Entscheidungen auf, z. B. in Bezug auf besondere Betreuungsleistungen chronisch erkrankter Patienten, die sich in das Netzwerk eingeschrieben haben. Schon seit Jahren beschäftigen wir uns mit Businessplänen bzw. ihrer Finanzierungsrechnung. Um die Logik eines Businessplans bzw. seiner Finanzierungsrechnung in der universitären und außeruniversitären Aus- und Fortbildung zu demonstrieren, wurde dazu ein Simulationsmodell entwickelt. Die (Weiter-)Entwicklung des Simulationsmodells stellt ein Forschungsprojekt am Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen dar. Es ist eingebettet in den Forschungsschwerpunkt „Businesspläne von Gesundheitsnetzwerken“.

Wichtige Veröffentlichung im Forschungsprojekt

J.Güssow, M.Gröbner, C.Gnann und G.E.Braun: Simulationsmodell zur Finanzierungsrechnung im Business-Plan. In: Innovative Versorgungsformen im Gesundheitswesen, hrsg. von G.E.Braun, J.Güssow, A.Schumann und G.Heßbrügge, Köln 2009, S.231-245.

Ziele des Simulationsmodells

Anhand eines Microsoft Excel-gestützten Simulationsmodells werden grundlegende Zielgrößen der Finanzierungsrechnung für ein Gesundheitsnetzwerk sichtbar. Die über mehrere Jahre erwartete finanzielle Entwicklung der Zielgrößen kann verdeutlicht werden. Insbesondere geht es um die Abschätzung des Finanzierungsbedarfs und seine Deckung, vorwiegend durch eine gesetzliche Krankenversicherung als zentralen Vertragspartner des Gesundheitsnetzwerks. Die entstehenden Kostenvorteile für die gesetzliche Krankenversicherung werden sichtbar, die als Basis für die Deckung des Finanzierungsbedarfs gesehen werden können. Die Teilnehmer der Aus- und Fortbildung zum Thema „Businessplan für Gesundheitsnetzwerke“ lernen anhand des Simulationsmodells die wesentlichen Elemente eines Businessplans kennen und diesbezügliche Entscheidungen zu treffen und vor allem eine Finanzplanung bzw. Finanzierungsrechnung zu erstellen und erkennen die Elemente dieses Plan- und Rechenwerks.

Methodik des Simulationsmodells

Die Excel-gestützte Modellrechnung verwendet ein „realitätsbezogenes, gleichwohl aber vorwiegend didaktisch orientiertes Zahlen- und Rechenwerk, das zentrale Treibergrößen für den Mehrwert innovativer Versorgungsformen aufzeigt und deren Wirkung quantifizieren kann…Aus Gründen der Einfachheit werden im Modell nur solche Geldgrößen verwendet, die sich auf geschätzte Einzahlungen und Auszahlungen beziehen. Weitere betriebs-wirtschaftliche Rechengrößen, die zur Erstellung einer Bilanz oder Gewinn- und Verlust-Rechnung benötigt werden, finden in das Modell keinen Eingang“ (siehe Veröffentlichung oben).

Ausgewählte Ergebnisse des Simulationsmodells

Die Anwender des Modells sollen u.a. dafür sensibilisiert werden, welche finanziellen Konsequenzen ihre Entscheidungen haben. Der Berechnung von Kosteneinsparungen eines Managements im Bereich Diabetes und Asthma Bronchiale (die als Bereiche ausgewählt wurden) liegen Ergebnisse aus gesundheitsökonomischen Studien zugrunde, die in die Programmierung des Einsparalgorithmus eingehen. Hier sind zukünftig Anpassungen an neue Studienergebnisse notwendig. Auch andere Schwerpunktkrankheiten als Gegenstand eines Netzwerkmanagements können von den Anwendern des Simulationsmodells angesetzt werden. Welche Annahmen insgesamt dem Modellalgorithmus zugrunde liegen wird den Anwendern anhand von Unterlagen vermittelt. Unabhängig davon bietet das Simulationsmodell hinreichend Spielräume, um konkrete Überlegungen der Mitglieder eines modellhaft angenommenen Gesundheitsnetzwerks einfließen zu lassen. 9 Tabellenblätter des Excel-Formats benötigen eine Vielzahl solcher Informationen und führen insgesamt zu interessanten Ergebnissen.

Schlussfolgerung des Simulationsmodells

Mit Hilfe des Modells sollen auf der Basis von zugrunde liegenden Managementkonzepten eines Gesundheitsnetzwerks Kostenvorteile der Gesundheitsversorgung für eine gesetzliche Krankenversicherung als Leistungsfinanzierer des Netzwerks herausgearbeitet werden. Das Modell stellt ein komplexitätsreduziertes Abbild der Wirklichkeit dar. Konkrete sozialrechtliche und steuerrechtliche Normen werden nicht berücksichtigt. Das Simulationsmodell ist deshalb als didaktisches Instrument der Entscheidungsvorbereitung für Gesundheitsnetzwerker geeignet und macht auf Zusammenhänge aufmerksam, die im Rahmen der Gründung eines Gesundheitsnetzwerks zu bedenken sind. Der Anwender kann dabei unterschiedliche Szenarien, auch über angestrebte Qualitätsziele des Netzwerks, simulieren. Mit dem Simulationsmodell der Finanzierungsrechnung besteht für ärztliche Leistungserbringer, die in der Umsetzung innovativer Versorgungsformen eine wichtige strategische Option erkennen, eine gute Unterstützung, um Zusammenhänge zu identifizieren und Wirkungen einschätzen zu können (siehe Veröffentlichung oben).