Einweisermanagement deutscher Kliniken

Prof. Dr. Günther E. Braun, Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen im Institut für Management öffentlicher Aufgaben an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, Universität der Bundeswehr München:

Einführung

Schon seit Jahren beschäftigen wir uns mit Konzept, Umsetzung und Praxis eines Einweisermanagements deutscher Kliniken. Denn der niedergelassene Arzt entscheidet im hohen Maße bei elektiven Eingriffen und planbaren konservativen Behandlungen (mit), welches Krankenhaus sein Patient auswählt. Die Gestaltung eines Einweisermanagements stellt ein Forschungsprojekt am Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen dar. Es ist eingebettet in den Forschungsschwerpunkt „Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen“. Innerhalb des Qualitätsmanagements in Kliniken verdienen die Einweiser als wichtige Stakeholder eines Krankenhauses eine hohe Bedeutung. Dies zeigt sich z.B. in der Durchführung von Einweiserbefragungen. Darüber hinaus kann die Gestaltung eines fundierten Einweisermanagements in hohem Maße zur Überlebensfähigkeit der Kliniken angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks beitragen, in dem sich die Kliniken derzeit befinden.

Wichtige Veröffentlichung im Forschungsprojekt

G.E.Braun, K.Burghardt und A. Binder: Status Quo und Entwicklungsrichtungen des Einweisermanagements deutscher Kliniken. In: Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement (2013), 18.Jg. S. 1-7.

Ziele einer ausgewählten Studie im Forschungsprojekt

Um die Wettbewerbsfähigkeit einer Klinik im Gesundheitsmarkt zu verbessern, ist verstärkt ein Augenmerk auf das Einweisermanagement der Klinik zu werfen. Ein fundiertes Einweisermanagement erlaubt der Klinik, ihre ökonomische Positionierung zu sichern. Deshalb sollen in einer empirischen Studie der status quo und Entwicklungsrichtungen des Einweisermanagements deutscher Kliniken erhoben werden. Dazu wurden im Herbst 2011 im Rahmen einer Vollerhebung alle deutschen Akutkliniken schriftlich befragt. In 70% der Fälle wurde der Fragebogen von leitenden Mitarbeitern der Krankenhäuser beantwortet, was auf die hohe strategische Relevanz der Thematik hinweist.

Methodik der Studie

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Roland Berger Strategy Consultants GmbH wurde ein spezifisch entwickelter Fragebogen erstellt. Seine Validierung erfolgte über telefonische Experteninterviews. Außerdem wurde er einem Pre-Test unterzogen. Zwei Befragungsrunden führten zu einer Rücklaufquote von 8,12%. Die Repräsentativität der Ergebnisse wurde mit Hilfe des Chi-Quadrat-Anpassungstests überprüft. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund nicht nachweisbarer struktureller Unterschiede der Rücklauf die Grundgesamtheit hinreichend widerspiegelt.

Ausgewählte Ergebnisse der Studie

Die meisten Häuser betreiben ein durchschnittlich intensives Einweisermanagement. Ein einheitliches Konzept zu einem Einweisermanagement, das über alle Abteilungen/Kliniken hinweg Gültigkeit besitzt, ist nur in ca. 25% aller Kliniken vorhanden, wenngleich der Wunsch, ein solches Konzept zu besitzen, in hohem Maße artikuliert wird. Fünf Themenkomplexe bzw. Aktionsfelder wurden analysiert, um den status quo und mögliche Entwicklungslinien des Einweisermanagements zu erkennen. Es handelt sich dabei um Strategien, Analysen, Marketingmaßnahmen, IT-gestützte Einweiserportale und Kooperationsformen. Dabei wird zukünftig ein einheitliches, abteilungsübergreifendes Konzept präferiert, ebenso eine stärkere strategische und analytische Ausrichtung. Man wünscht sich auch einen vermehrten Einsatz von Marketingmaßnahmen. Einen hohen Veränderungsbedarf erkennen die Befragten bei der Einführung eines IT-gestützten Einweiserportals. Kooperations- und innovative Versorgungsformen auszubauen, wird als notwendig erachtet.

Schlussfolgerung der Studie

Es gilt, den Klinikleitungen zukünftig vermehrt Hilfestellungen an die Hand zu geben, um das gewünschte betriebswirtschaftlich fundierte Einweisermanagement auch wirklich einführen und umsetzen zu können. Dazu ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizinern, Ökonomen, Sozialwissenschaftlern und Juristen im Rahmen einer theoriegeleiteten und empirisch gestützten Versorgungsforschung unerlässlich.