Systemische Therapie von Krebserkrankungen

Prof. Dr. Jutta Engel, Tumorregister München (TRM) im Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Klinikum Großhadern:

Im Tumorregister München (TRM), dem bevölkerungsbezogenen klinischen Krebsregister des Regierungsbezirks Oberbayern mit Stadt und Landkreis Landshut, kooperieren nahezu alle stationären Einrichtungen der Region (4,64 Mio. Einwohner) sowie niedergelassene Ärzte, insbesondere hämatoonkologische Schwerpunktpraxen.

Zielgerichtete Krebstherapie und individualisierte Therapie sind inzwischen in der Onkologie Strategien, die die klassische zytostatische Therapie ergänzen und teilweise auch ablösen. Eine Vielzahl von neuen Medikamenten wurde und wird in der onkologischen Arzneimitteltherapie weiterhin zugelassen, wobei deren Umsetzung in die Versorgung von Krebspatienten, die Compliance und die resultierenden Effekte weitgehend unklar sind. Allein in Bayern dürfte jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Oncologica ausgegeben werden, wobei weder die Anwendung noch der Nutzen transparent sind.

Ziel ist es, an ausgewählten Beispielen Analysen zu erarbeiten, die die Anwendung der onkologischen Arzneimitteltherapie in der Routineversorgung und deren Compliance beschreiben. Es handelt sich hierbei um die Etablierung einer Infrastruktur, für die es in Deutschland keine vergleichbaren Konzepte gibt. Das entsprechende Handlungsfeld 3 („Sicherstellung einer effizienten onkologischen Behandlung“) im Nationalen Krebsplan hat für den anstehenden Ausbau der klinischen Krebsregister bisher keine Rolle gespielt. Deshalb ist es ein weiteres Ziel, dass Bayern auf Erfahrungen in diesem relevanten Handlungsfeld der effizienten onkologischen Behandlung verweisen kann.

Das im TRM realisierte WEB-System zur Online-Erfassung onkologischer Daten über Internet umfasst auch ein Modul zur Erhebung der onkologischen Arzneimittel-Therapie. Im Rahmen einer Pilot-Phase wurde die Datenerhebung mit diesem Modul technisch und inhaltlich validiert. Damit steht das Modul nunmehr für den Routineeinsatz zur Verfügung.

Durch geeignete Rückkopplung sollen die kooperierenden Ärzte in die Lage versetzt werden, ihr Patientenkollektiv mit Blick auf eingesetzte Therapieschemata und resultierende Ergebnisse zu beurteilen sowie Aspekte wie Therapieverweigerung, Therapieabbruch wegen Nebenwirkungen, Therapiewechsel wegen Progression u.a.m. sollten in Zukunft im Fokus der Analysen stehen [1].

Referenz:
1 A. Kimminger, W. Tretter, M. Wiedemann, G. Schubert-Fritschle, J. Engel, D. Hölzel
First results of the evaluation of process quality criteria for systemic therapy in a clinical cancer registry.
31. Deutscher Krebskongress, Berlin, 19.-22.2.2014. Oncology Research and Treatment 2014;37 (suppl.1): 81

Projekt

First results of the evaluation of process quality criteria for systemic therapy
in a clinical cancer registry