Qualitative Forschung

Prof. Dr. Oliver Schöffski, MPH, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU):

Überblick und Einordnung

Die qualitative Versorgungsforschung hat zum Ziel, das Verstehen von Versorgungssituationen zu steigern. Sie wird für Fragestellungen des Beschreibens, des verstehenden Erklärens und der formativen Evaluation verwendet. Ursprung der qualitativen Forschung allgemein ist die empirische Sozialforschung. Daher hat auch die qualitative Versorgungsforschung immer einen Bezug zu sozialen Phänomenen. Generell wird unter den quantitativen Methoden der Versorgungsforschung ein großes Spektrum verschiedenster Forschungszugänge zusammengefasst.

Zur quantitativen Forschung unterscheidet sich die qualitative anhand der folgenden Merkmale: Subjektorientierung und Integration der Perspektiven der Beteiligten und ihre Vielschichtigkeit, Anpassung der Forschungsfrage und der -methoden an den Gegenstand, Prinzip der Offenheit, Analyse als iterativer Prozess, die Suche nach Widerspruch, Reflexivität des Forschers und der Forschung und die Integration des Prinzips der Induktion in den Forschungsprozess. Insgesamt weisen die Methoden damit eine hohe Alltagsnähe und -relevanz auf, die den Kontext der Forschung berücksichtigen und die Komplexität der sozialen Phänomene erfassen können.

Theoretisch sollten die Methoden der qualitativen Forschung klar zur quantitativen Forschung abzugrenzen sein, dies ist jedoch in der Praxis schwierig. Oft wird in Studien bewusst auf sogenannte „Mixed methology“ zurückgegriffen, die beide Forschungsansätze integriert.

Datenquellen

Die wichtigsten Instrumente zur Datenerhebung in der qualitativen Forschung sind Interviews, Beobachtungen und Dokumentenanalysen. Diese können unterschiedlich gestaltet sein in Abhängigkeit von der Forschungsfrage und dem Untersuchungsgegenstand.

Gegenüberstellung: Interviews, Beobachtungen, Dokumentenanalyse

Abbildung 1: Instrumente zur Datenerhebung

Die gewonnenen Daten müssen dann mit entsprechender Methodik ausgewertet werden. Hierbei ist vor allem der re-iterative Charakter der Analyse zu berücksichtigen.

Qualitative Forschungsschwerpunkte an unserer Institution

Der Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verwendet in verschiedenen Projekten die Methoden der qualitativen Versorgungsforschung. Vor allem werden dabei Interviews (Projekt: Qualitätsmanagement in Apotheken und BMBF-Projekt: Begleitforschung Gesundheitsregionen der Zukunft) angewendet aber auch auf Beobachtungen und Datenanalysen (BMBF-Projekt: Begleitforschung Gesundheitsregionen der Zukunft) wird zurückgegriffen.

Im Rahmen des Projekts „Qualitätsmanagement in Apotheken“ werden Fokusinterviews durchgeführt, die entlang von Leitfragen offen moderiert werden und zudem einen strukturierten Teil zur Erfassung verschiedener Charakteristika des Interviewpartners enthalten.

Im BMBF-Projekt „Begleitforschung Gesundheitsregionen der Zukunft“ werden anhand von Interviews, Dokumentenanalysen und Beobachtungen die Strukturen der Regionen erfasst und die Bedürfnisse an Unterstützung ermittelt. Bei Interviews wird auf teilstrukturierte Tiefeninterviews zurückgegriffen, sowie auf Expertenbefragungen. Im Rahmen der Dokumentenanalyse werden vor allem Berichte der Regionen an die Projektträger untersucht. Zudem sind ethnographische Beobachtungen Teil des Projekts.

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