Warnung vor illegalen Schlankheitsmitteln

Im Internet werden immer häufiger Schlankheitsmittel angeboten, die z. B. Pflanzenextrakte der traditionellen chinesischen Medizin, natürliche Kräuter oder sonstige angeblich rein pflanzliche Zubereitungen enthalten. Anwender dieser Produkte setzen sich unter Umständen einem hohen gesundheitlichen Risiko aus.

Die Untersuchung zahlreicher dieser Präparate durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und andere Überwachungsbehörden ergab, dass ein Großteil der Produkte nicht deklarierte Wirkstoffe enthält. Häufig finden sich Sibutramin und Rimonabant sowie chemische Derivate dieser Substanzen. Des Weiteren finden sich Dinitrophenol (DNP), Phenolphthalein und diuretische (harntreibende) Wirkstoffe, in einzelnen Nahrungsergänzungsmitteln wurden anti-depressiv wirkende Substanzen festgestellt.

Sibutramin gehört zu den so genannten Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern und wurde zur Behandlung der Adipositas (Fettsucht) eingesetzt. Bekannte Nebenwirkungen waren Blutdrucksteigerungen, eine dosisabhängige Erhöhung der Herzfrequenz, Übelkeit, Kopfschmerzen, Angstgefühle und Schlaflosigkeit. Nachdem Studiendaten Hinweise auf ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko im Zusammenhang mit der Einnahme von Sibutramin zeigten sowie zwei Todesfälle in Italien bekannt wurden, wurden alle Sibutramin-haltigen Arzneimittel 2010 vom Markt genommen.
Die untersuchten Präparate enthalten teilweise die doppelte Tagesdosis der ehemals zugelassenen Arzneimittel und sind damit mit einem erheblichen gesundheitlichen Risiko verbunden.

Rimonabant ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoid-Rezeptor-Antagonisten und wurde zur Behandlung der Adipositas eingesetzt. Bekannte Nebenwirkungen waren psychische Auswirkungen wie Angst, Schlaflosigkeit und Depression bis hin zu erhöhter Suizidneigung. Aufgrund einer negativen Nutzen-Risiko-Bewertung wurden alle Rimonabant-haltigen Arzneimittel 2008 vom Markt genommen.

Dinitrophenol (DNP) ist giftig und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Substanz regt den Stoffwechsel an und soll durch Erhöhung des Grundumsatzes und der Wärmebildung zum Abbau der Fettreserven des Körpers führen. Besonders gefährlich ist, dass sich DNP im Körper anreichert und daher auch geringe Dosierungen schwerwiegende und lebensbedrohliche Wirkungen wie z. B. Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, rasante Überhitzung des Körpers, Atemnot und/oder Multiorganversagen hervorrufen können. In den letzten Jahren sind mehrere Todesfälle nach der Einnahme von DNP aufgetreten.
Wer den Verdacht hat, Produkte mit DNP eingenommen zu haben, sollte unverzüglich eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen oder mit einer Giftnotrufzentrale Kontakt aufnehmen.

Phenolphthalein fand jahrzehntelang als Abführmittel Verwendung, bis seine krebserregende Wirkung entdeckt wurde. Sonstige Nebenwirkungen betreffen vor allem die Haut, z. B. in Form von Rötungen, Juckreiz, Bläschen- und Schuppenbildung oder Urtikaria (Quaddelbildung).

Diuretische Wirkstoffe wie z. B. Hydrochlorothiazid oder Furosemid werden normalerweise zur Behandlung von Ödemen (Wasseransammlungen), Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz eingesetzt. Diese Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig; aufgrund ihres Eingriffs in den Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers dürfen sie nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Infolge des Wasserverlusts kann es zu Austrocknung, Elektrolytmangel mit Krämpfen und Verwirrtheit sowie Herzrhythmus-Störungen kommen. Zudem begünstigt die Eindickung des Blutes die Entstehung von Thrombosen.
Die Wasserausschwemmung durch Diuretika führt zwar kurzfristig zu einem verringerten Gewicht, stellt jedoch keine wirkliche Gewichtsabnahme im Sinne eines Abbaus von Fettgewebe dar.

Abführmittel oder -tees mit Wirkstoffen wie z. B. Sennesblättern werden nicht nur über das Internet, sondern zunehmend auch im Einzelhandel (z. B. Asia-Shops) angeboten. Die Anwendung dieser Abführmittel stellt keine geeignete Maßnahme zur Gewichtsabnahme dar, da sie nur kurzfristig eingenommen werden sollen. Bei einer dauerhaften und/oder zu hoch dosierten Einnahme kann es zu Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes bis hin zu Herzrhythmus-Störungen kommen. Auch eine Schädigung der Darmnerven mit der Folge einer Obstipation (Verstopfung) ist möglich.
Zudem besteht bei Produkten aus unsicheren Quellen wiederum die Möglichkeit, dass nicht-deklarierte Substanzen zugesetzt sind.

Die Anwendung der beschriebenen Schlankheitsmittel kann mit einem erheblichen gesundheitlichen Risiko verbunden sein. Das LGL rät von der Einnahme dieser Präparate dringend ab!
Rechtlich sind diese Produkte als nicht zugelassene und damit nicht verkehrsfähige Arzneimittel einzustufen. Der Handel mit diesen Präparaten ist strafbar.

Tab.1: Übersicht geprüfter Präparate
Produkt Nicht-deklarierter Wirkstoff
LiDa Dai Dai Hua Jiao Nang Sibutramin
Maurers Kräutergarten – Schlankheitskapseln Sibutramin
Pajyouji (Tee) Sibutramin, Phenolphthalein
Pure Caffeine 200 mg Dinitrophenol
QingQing Sibutramin
Tea Polyphenol Sibutramin
Ultra Effect Sibutramin, Rimonabant
Verpackung "Maureres Kräutergarten"

Verpackung "Tea Polyphenol"


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