Pressemitteilung

12.07.2023
Nr. 27/2023

Gesundheit

Lage der Antibiotika-Resistenzen in Bayern weiterhin stabil

Die Auswertung der Bayerischen Antibiotikaresistenz-Datenbank (BARDa) für das Jahr 2022 zeigt, dass die in Bayern auftretenden bakteriellen Krankheitserreger zum großen Teil eine zufriedenstellende Resistenzrate aufweisen. Besonders erfreulich dabei ist die nach wie vor insgesamt günstige Antibiotikaresistenz von Staphylococcus aureus, einem Erreger, der gefährliche Wundinfektionen hervorrufen kann. Die BARDa-Ergebnisse wurden heute vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf dem 11. Symposium der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft resistente Erreger (LARE) vorgestellt, einem interdisziplinären Netzwerk, das Strategien zum Umgang mit multiresistenten Erregern erarbeitet. 

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betont: „Antibiotika sind unser stärkstes Instrument gegen eine Vielzahl von bakteriellen Infektionen. Leider sind antibiotikaresistente Keime weltweit zu einer Herausforderung für die medizinische Versorgung von Mensch und Tier geworden. Zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger müssen wir die Lage der Antibiotikaresistenzen daher dringend im Blick behalten. Die Bayerische Antibiotikaresistenz-Datenbank BARDa ist dafür ein immens wichtiges Instrument. Denn: Dank unserer Datenbank wissen wir, welche Resistenzen die häufigsten Erreger in Bayern aufweisen. Das ist ein bedeutender Beitrag zum gezielten Einsatz von Antibiotika – und damit zur bestmöglichen Behandlung einerseits und zur Verhinderung neuer Resistenzentwicklungen andererseits.“

„Intensiver Beobachtung bedarf nach wie vor der Erreger Enterococcus faecium, der neben Harnwegsinfekten auch Blutvergiftungen oder Entzündungen der Herzinnenhaut hervorrufen kann und hohe Resistenzen gegenüber den meisten gebräuchlichen Wirkstoffen aufweist“, sagt Prof. Christian Weidner, Präsident des LGL. Rund 456.000 Resistenzteste von 11 wichtigen Krankheitserregern, die die 29 an BARDa beteiligten Laboratorien, Universitätskliniken und Krankenhauslabore aus allen sieben bayerischen Regierungsbezirken für das Jahr 2022 übermittelt haben, wurden vom LGL ausgewertet. Diese stammen von Patientinnen und Patienten aus Intensivstationen, Pflegestationen, aus dem ambulanten Bereich von Krankenhäusern und aus niedergelassenen Arztpraxen. 

Resistenzlage ein Kernthema auf LARE-Symposium

Die detaillierte BARDa-Auswertung ist nun abrufbar auf der LGL-Homepage unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/barda/ue_2022.htm. Darüber hinaus diskutierten Expertinnen und Experten die Ergebnisse auf dem LARE-Symposium. Auf dem diesjährigen Treffen des Netzwerkes tauschten sie sich unter anderem auch über den Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin, über Hygienestandards für den Patiententransport oder über das Potenzial der digitalen Vernetzung bei der Bekämpfung multiresistenter Krankheitserreger aus. Ebenfalls Thema war die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Antibiotikaresistenzen über Soziale Medien. „Antibiotikaresistenz ist weltweit ein ernst zu nehmendes medizinisches Problem – jährlich werden Infektionen mit multiresistenten Keimen europaweit für 90.000 Todesfälle verantwortlich gemacht. Daher dürfen wir im Kampf gegen die Antibiotikaresistenzen nicht nachlassen. Gerade dabei zeigt sich, wie wichtig der „One-Health-Ansatz“ ist, der Gesundheit von Menschen maßgeblich mit einer gesunden Umwelt, gesunden Tieren und gesunden Lebensmitteln verbindet: Denn um der Resistenzausbreitung entgegenzuwirken, ist ein besonnener Umgang mit Antibiotika sowohl in der Human- und Veterinärmedizin, aber auch in der Landwirtschaft notwendig. Und auch wir als Verbraucherinnen und Verbraucher müssen unseren Teil beitragen, z. B. indem wir uns an die Dosierung und Verordnung zur Einnahme halten, wenn uns Antibiotika verschrieben wurden“, schließt Weidner. 

Im Rahmen ihrer Zielsetzung, der Resistenzbildung entgegenzuwirken, hat die LARE bereits zahlreiche Empfehlungen und Leitfäden vor allem für den ambulanten Versorgungsbereich veröffentlicht, darunter den Rahmenhygieneplan für den Rettungsdienst oder den Leitfaden für den gezielten Umgang mit Antibiotika „Infektionsdiagnostik und orale Antibiotikatherapie bei Erwachsenen - Leitfaden für den ambulanten Bereich“.  


Über BARDa
Die Bayerische Antibiotikaresistenz-Datenbank BARDa ist ein Netzwerk aus mittlerweile 29 Laboratorien und Krankenhauslaboren aus ganz Bayern, die die Resistenzdaten aus ihrer Labordiagnostik in anonymisierter Form an das LGL melden, wo sie zusammengeführt und ausgewertet werden. Auf diese Weise kann die Resistenzsituation in ganz Bayern beschrieben und ihre Entwicklung verfolgt sowie Tendenzen frühzeitig erkannt werden. Die Daten dienen auch als Orientierung für Ärztinnen und Ärzte sowie Verbände und sollen den „prudent use“-Gedanken beim Einsatz von Antibiotika unterstützen. 
Seit 2021 werden die BARDa-Daten zudem der ARS-Datenbank des Robert Koch-Instituts zur Verfügung gestellt, um auch die nationale Antibiotikaresistenz-Surveillance zu stärken. Weiterführende Informationen unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/barda/index.htm.

Über die Bayerische Landesgemeinschaft resistente Erreger (LARE)
Die LARE wurde im Dezember 2008 als ein landesweites Netzwerk zwischen Verbänden, Behörden und Universitäten zum Thema Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und andere antibiotikaresistente Erreger in Bayern gegründet. Die LARE bearbeitet spezifische Fragestellungen zum Umgang mit multiresistenten Erregern. 
Weiterführende Informationen zur LARE unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/lare/, Informationen zum 11. Symposium finden sich auf www.lgl.bayern.de/doc/flyer_LareSymposium_2023.pdf

Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung umfassen die Aufgaben des LGL die Untersuchung und rechtliche Beurteilung von Lebensmitteln einschließlich der toxikologischen Risikobewertung bedenklicher Inhaltsstoffe. Das LGL sieht sich dabei als Dienstleister im Bereich der Lebensmittelsicherheit, um die bayerische Bevölkerung vor gesundheitlichen Risiken sowie vor Irreführung und Täuschung zu schützen.