Rückstandssituation bei in- und ausländischen Erdbeeren 2008

Hintergrund der Untersuchungen

Erdbeere

Erdbeeren zählen zu den beliebtesten und auch mengenmäßig bedeutensten Obstarten in Deutschland. Neben einem süßen, aromatischen Geschmack zeichnet sie ein hoher Vitamin C-, Folsäure- und Eisengehalt aus. Zudem liefern vor allem vollreife Früchte sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide und Phenolsäuren.

Erdbeeren werden nicht mehr nur zur Hauptsaison im Frühsommer angeboten. Ab Januar werden sie u. a. aus Marokko, Ägypten und Israel importiert, im März/April befinden sich vorwiegend spanische und italienische Früchte in den Obstregalen der Supermärkte. Diese Ware wird als Früherdbeeren bezeichnet.

Erst ab Mai/Juni lösen die heimischen Erdbeeren die ausländischen Produkte ab. Diese sind meist am schmackhaftesten, da die äußerst empfindlichen Früchte auf Grund kürzerer Anfahrtswege reifer und daher mit vollerem Aroma (sie reifen nach der Ernten nicht nach) geerntet werden.

Erdbeeren sind besonders anfällig für Schimmel und Fäulnis und daher häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Um die Belastungssituation bei Früherdbeeren weiter zu verfolgen, wurden diese gezielt auch im Jahr 2008 untersucht. Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse aus dem Zeitraum Januar bis April 2008.

Zusammenfassung

Im Zeitraum seit Januar 2008 wurden insgesamt 73 Proben konventionell erzeugter Erdbeeren aus dem Handel und von einheimischen Erzeugern untersucht. Die Proben stammten in saisonaler Abhängigkeit vor allem aus Spanien (Januar bis April), Italien (Januar bis Mai) und Deutschland (Mai und Juni).

Die Rückstandssituation hat sich im Vergleich zum Vorjahr hinsichtlich der Höchstmengenüberschreitungen zwar verbessert, jedoch waren nur 3 % der Proben rückstandsfrei, 96 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei 1 % waren die Höchstmengen überschritten (siehe Abbildung 1).

Das Tortendiagramm zeigt, dass im Jahr 2008 der Anteil an rückstandsfreien Erdbeerproben bei 3 % lag, während 96 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 1 % der Proben Rückstände über den Höchstmengen aufwiesen.

Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Erdbeeren (01/2008 bis 06/2008)

Ergebnisse im Detail

Einen Überblick über die Rückstandssituation gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Spanien, Italien und Deutschland sind die Probenzahlen je Herkunftsland so gering, dass statistische Aussagen nicht zu verallgemeinern sind. Insgesamt wurden 337 Rückstände von 46 verschiedenen Wirkstoffen nachgewiesen. Im Gesamtdurchschnitt wurden 4,6 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,52 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 1,98 mg/kg für das Fungizid Fludioxonil in italienischen Erdbeeren, für die ein Gehalt bis 2 mg/kg auf Grund einer Allgemeinverfügung nach § 54 LFGB zulässig ist. In 114 Fällen (34 %) lagen die Gehalte der einzelnen Rückstände unter 0,01 mg/kg.

Damit sind die seit Januar beprobten Erdbeeren hinsichtlich des Gesamtrückstandgehaltes etwas stärker belastet als in den vergangenen Jahren, auch wenn die Anzahl der Rückstände pro Probe auf einem vergleichbaren Niveau blieb. Insgesamt sind die Erdbeeren als eher stark belastet zu bewerten.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht Erdbeeren (01/2008 bis 06/2008)
Herkunftsland Gesamtzahl ohne R mit R kleiner HM mit R größer HM verschiedene Stoffe Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
Ägypten 3 0 3 0 6 2,3 0,03
Belgien 2 0 2 0 8 5,5 0,11
Deutschland 23 2 21 0 25 4,8 0,28
Israel 1 0 1 0 4 4,0 1,07
Italien 18 0 18 0 21 5,4 1,06
Marokko 2 0 2 0 6 3,0 0,87
Slowenien 1 0 1 0 5 5,0 0,38
Spanien 23 0 22 1 25 4,2 0,39
Gesamt 73 2 70 1 46 4,6 0,52
in Prozent 3 % 96 % 1 %
2007 130 5 % 89 % 6 % 64 4,5 0,40
2006 169 4 % 86 % 11 % 90 4,8 0,46

R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Lediglich bei einer spanischen Probe (1 % aller Proben) wurde eine Höchstmengenüberschreitung festgestellt, was einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu den untersuchten Erdbeeren der Vorjahre darstellt. Der unzulässig hohe Gehalt betraf den gegen Insekten und Milben wirkenden Stoff Formetanat.

Diese Höchstmengenüberschreitung bezog sich auf die pauschale Höchstmenge für Obst außer Zitrusfrüchte von 1 mg/kg für diesen Wirkstoff. Allerdings wird die Höchstmenge für Formetanat in Erdbeeren im Zuge der europaweiten Harmonisierung der Pflanzenschutzmittel-Rückstands-Höchstgehalte ab 01. September 2008 durch die Verordnung (EG) Nr. 149/2008 in Verbindung mit der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 auf 0,3 mg/kg abgesenkt werden.

Bei Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwei bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Maß bei einem einmaligen Verzehr die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei Überschreitung des ARfD-Wertes sind gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen. In solchen Fällen erfolgt über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten, was bei der spanischen Erdbeerprobe mit der Höchstmengenüberschreitung für Formetanat geschah, da die ARfD um mehr als das Dreifache überschritten wurde.

Unter den in diesem Zeitraum untersuchten 23 deutschen Erdbeeren waren die beiden einzigen rückstandsfreien Proben. Sie stammten von zwei der 15 direkt beprobten Erzeugerbetriebe. Die anderen Proben stammten aus dem Handel. Höchstmengenüberschreitungen traten bei den deutschen Proben nicht auf. Der durchschnittliche Gesamtrückstandsgehalt der einheimischen Proben lag mit 0,28 mg/kg deutlich unter dem Mittel aller untersuchten Proben (Gesamtgehalt 0,52 mg/kg). Die Anzahl an Rückständen pro Probe lag bei den inländischen Erdbeeren mit einem Wert von 4,8 nur knapp über dem Durchschnitt (alle untersuchten Proben: 4,6). Die derzeitige Gesamtsituation der deutschen Erdbeeren ist somit besser als die der spanischen und italienischen Früchte im Frühjahr.

Die untersuchten Erdbeeren aus Italien zeigten einen vergleichsweise hohen durchschnittlichen Gesamtrückstandsgehalt pro Probe von 1,06 mg/kg und auch die gemittelte Anzahl an Rückständen pro Probe lag mit 5,4 über dem Durchschnitt.

Die spanischen Erdbeer-Proben lagen hingegen im Mittel unter den durchschnittlichen Werten des Gesamtrückstandsgehaltes und der Anzahl der Rückstände pro Probe, wiesen aber eine Höchstmengen- und ARfD-Überschreitung auf.

Von den insgesamt 46 verschiedenen, nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (sechsmal und häufiger nachgewiesen) in der Abbildung 2 dargestellt. Unter den 10 häufigsten Stoffen finden sich nur Fungizide, was die überragende Bedeutung von Pilzerkrankungen in Erdbeerkulturen widerspiegelt.

Die Abbildung zeigt die häufig nachgewiesenen Stoffe in Erdbeeren. Das Fungizid Cyprodinil wurde 48-mal detektiert, gefolgt vom Fungizid Fludioxonil mit 43-mal. Das Fungizid Boscalid wurde 32 Proben nachgewiesen, das Fungizid Fenhexamid in 21 Proben. Je 20 Mal wurden die Fungizide Myclobutanil und Pyraclostrobin detektiert, gefolgt von den Fungiziden Azoxystrobin, Penconazol und Kresoxim-methyl mit 14 Mal, 12 Mal und 11 Mal. Die Fungizide Iprodion und Trifloxystrobin sowie das Insekti-zid Spinosad und das Akarizid Clofentezin wurde je achtmal nachgewiesen. Das Fun-gizid Bupirimat lag in sieben Proben vor, das Insektizid Thiacloprod in sechs.

Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Erdbeeren (01/2008 bis 06/2008)

In 90,4 % der Proben wurden mehrere Stoffe gleichzeitig gefunden. So enthielten 26 Proben (35,6 %) zwei bis vier Rückstände, 34 Proben (46,6 %) fünf bis sieben Rückstände und sechs Proben (8,2 %) acht bzw. neun Rückstände (siehe Abbildung 3).

Die Mehrfachbelastung mit neun Stoffen trat in einer Probe aus Deutschland auf. Die deutsche Probe wies einen Gesamtrückstandsgehalt von 0,23 mg/kg auf, jedoch lagen die Gehalte der einzelnen Rückstände deutlich unter den jeweiligen Höchstmengen.

Die Abbildung zeigt, dass in jeweils vier Proben ein oder zwei Rückstände festgestellt wurden. Drei verschiedene Stoffe wurden in drei Proben nachgewiesen. Jeweils sechs Proben enthielten vier bzw. fünf Rückstände, sieben Proben sechs Stoffe. In vier Pro-ben wurden sieben verschiedene Komponenten nachgewiesen und in drei Proben so-gar acht. Keine Probe war ohne Rückstände

Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Erdbeeren 01/2008 bis 06/2008

Das Problem der Mehrfachrückstände wird teilweise sehr emotional und kontrovers diskutiert, insbesondere auf Grund noch lückenhafter Kenntnisse über mögliche additive Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im menschlichen Organismus.

Fazit

Die seit Januar 2008 beprobten Erdbeeren wiesen im Vergleich zu den Ergebnissen der Vorjahre einen geringeren Anteil an Höchstmengenüberschreitungen auf. Die einzige Höchstmengenüberschreitung betraf einen pauschalen Grenzwert für Obst außer Zitrusfrüchten, der jedoch bald für Erdbeeren deutlich abgesenkt wird. Die Akute Referenz Dosis (ARfD) wurde in diesem Fall überschritten, so dass gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit bei dieser Probe auszuschließen waren und eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) erfolgte.

Die einheimischen Proben wiesen durchschnittlich weniger Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als die Ware aus Spanien und Italien auf. Der durchschnittliche Rückstandsgehalt und die mittlere Anzahl der Rückstände pro Probe lagen unter dem Mittelwert aller Proben.

Erdbeeren aus Italien hatten einen überdurchschnittlich hohen Gesamtrückstandsgehalt und eine vergleichsweise hohe Anzahl an Rückständen. Die spanischen Proben lagen hingegen bei diesen beiden Parametern unter dem Durchschnitt.

Allgemein zählen die in dem vorliegenden Zeitraum untersuchten Erdbeeren somit zu den eher stark belasteten Obstsorten. Die einheimischen Erdbeeren sind jedoch deutlich geringer betroffen.

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