Gesundheitliche Bedeutung von Phthalaten in Kindertagesstätten - ein integrativer Ansatz zur Risikoabschätzung
Länderuntersuchungsprogramm III (LUPE III)

Hintergrund

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) und das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersuchten in einem gemeinsamen Programm das Vorkommen von bestimmten Weichmachern, den sogenannten Phthalaten, in Kindertagesstätten. Untersuchungen des BUND von Hausstaub aus 160 deutschen Kindertagesstätten, die in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführt wurden, ergaben teilweise hohe Belastungen mit Phthalaten in diesem Medium. Der Verein kam zu dem Schluss, dass in einigen Fällen die Belastung so hoch war, dass der Kita-Besuch zu einer erheblichen Belastung der Kinder mit Weichmachern führen und Richtwerte für eine gesundheitliche Unbedenklichkeit überschritten werden konnten.

Methode

Vor diesem Hintergrund sollte zur validen Abschätzung möglicher Risiken die aktuelle Expositionssituation von Kindern in Kindertagesstätten gegenüber Phthalaten erhoben und im Vergleich mit den Kenntnissen zu gesundheitlichen Wirkungen beurteilt werden.
In der Zeit vom 28.11.2011 bis zum 3.5.2012 wurden in insgesamt 63 Kindertagesstätten der drei Bundesländer Proben genommen. An einem Kita-Tag wurden dabei die in der Raumluft befindlichen Phthalate beprobt, die Feinstaubgehalte (PM10 und PM2,5) direkt gemessen und verschiedene Raumklimaparameter bestimmt. Außerdem wurde am Ende des Kita-Tages der Bodenstaub des Gruppenraumes, in dem sich die Kinder aufhielten, mit einem speziellen Filteraufsatz abgesaugt. Darüber hinaus wurde bei insgesamt 663 Kindern im Alter von 20-80 Monaten am Abend nach dem Kita-Tag von den Eltern eine Urinprobe der Kinder gesammelt. Im Hinblick auf die innere Belastung der Kinder sollten die Einflüsse aus dem häuslichen Umfeld deutlich von denen in der Kindertagesstätte abgegrenzt werden. Daher fingen die Eltern von Kindern aus den Kindertagesstätten, die montags beprobt wurden, zusätzlich den Morgenurin auf.

Ergebnisse

In den Kindertagesstätten wurde ein zu der BUND-Studie ähnliches Belastungsniveau der Phthalate im Hausstaub ermittelt. Im Vergleich zu repräsentativen Voruntersuchungen in Deutschland ergaben sich deutlich niedrigere Gehalte der mit den Abendurinen der Kinder ausgeschiedenen Metaboliten. Lediglich bei DiNP und BBzP blieb die Belastungssituation gleich oder stieg leicht an. Insgesamt wurde bei den 663 untersuchten Kindern nur in wenigen Fällen die duldbare täglich Aufnahmemenge überschritten.
Ein Vergleich der Metabolitenkonzentrationen in den Morgenurinproben und den nach dem Aufenthalt in der Kindertagesstätte erhobenen Befunden ergibt keinen Hinweis, dass die Hausstaubbelastung in der Einrichtung eine wesentliche Zusatzbelastung darstellt. Die vorgelegte Untersuchung bestätigt Einschätzungen, dass sich die Ergebnisse allein von Hausstaubuntersuchungen nicht unmittelbar zur Abschätzung der Aufnahme von Schadstoffen und damit von gesundheitlichen Risiken eignen. Vor diesem Hintergrund wären Untersuchungen erforderlich, die einerseits die Menge der täglichen Staubaufnahme besser abschätzen und andererseits die Resorptionsverfügbarkeit nach oraler Aufnahme prüfen.

In der nachfolgenden PDF-Datei sind die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst.

Ergebnisbericht Lupe III- Phthalate in Kindertagesstätten (PDF, 52 KB)

Es liegen folgende wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Projekt vor:

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

H. Fromme, T. Lahrz, M. Kraft, L. Fembacher, S. Dietrich, S. Sievering, R. Burghardt, R. Schuster, G. Bolte, W. Völkel (2013) Phthalates in German daycare centers: occurrence in air and dust and the excretion of their metabolites by children (LUPE 3). Environ Int 61, 64–72. (Zusammenfassung unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24103347 )

H. Fromme, T. Lahrz, M. Kraft, L. Fembacher, R. Burghardt, S. Sievering, S. Dietrich, W. Völkel (2013) Vorkommen von Weichmachern (Phthalaten) in Gemeinschaftseinrichtungen unter besonderer Bedeutung der Ergebnisse von LUPE 3. Gesundheitswesen 75, 730–734. (Zusammenfassung unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24165914 )

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema