Gesundheitliche Bedeutung von Rauchaktivitäten im Auto

Hintergrund

Tabakrauch ist der mit Abstand gefährlichste, leicht vermeidbare Innenraumschadstoff. Tabakrauch ist ein komplexes Gemisch aus zahlreichen gesundheitlich bedenklichen Substanzen, die beim Verbrennen des Tabaks entstehen. Während des Rauchens werden aber nicht nur der Raucher selbst durch den Hauptstromrauch, sondern auch anwesende Personen durch den Passivrauch belastet. Inzwischen gilt als wissenschaftlich gesichert, dass Passivrauchen mit einer Vielzahl an negativen gesundheitlichen Wirkungen auf die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System verbunden ist. Auch durch den Gebrauch von elektronischen Zigaretten (E-Zigaretten) können in Innenräumen Schadstoffe in Konzentrationen freigesetzt werden, bei denen eine gesundheitliche Beeinträchtigung für andere Personen nicht auszuschließen ist. Besonders kritisch ist der Konsum von Tabak- und E-Zigaretten in Pkw-Innenräumen, da in einem sehr kleinen Raum (ca. zwei bis fünf Kubikmeter) mit hohen Gehalten an potenziell gesundheitsgefährdenden Substanzen zu rechnen ist. Ein besonderes Gesundheitsrisiko besteht vor allem für mitfahrende Kinder. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat deshalb im Rahmen einer Pilotstudie die Schadstoffbelastung in verschiedenen Pkw während des Rauchens eines Tabakerhitzers, einer E-Zigarette sowie herkömmlicher Tabakzigaretten umfassend untersucht.

Pilotstudie zur Rauchbelastung in Pkw-Innenräumen

Für die Studie wurden sieben Autofahrer mit ihrem Privat-Pkw und sieben Beifahrer über einen LGL-internen Aufruf zur Studienteilnahme rekrutiert. Alle Freiwilligen waren Raucher und konsumierten regelmäßig Tabak- oder E-Zigaretten. Die Messfahrten fanden immer zur gleichen Tageszeit an sieben aufeinanderfolgenden Werktagen in München statt. An jedem Untersuchungstag wurde ein Fahrzeug beprobt, das unter verschiedenen Expositionsbedingungen (Rauchmittel, Raumbelüftung) einen 8,5 km langen Rundkurs in der Münchner Innenstadt befuhr. Von den beiden Personen im Auto rauchte ausschließlich der Beifahrer. Insgesamt wurden in sieben Pkw-Innenräumen während 49 Messfahrten Daten zum Raumklima und zur Belastung der Raumluft durch feine und ultrafeine Partikel (Anzahl- und Massenkonzentration) sowie flüchtige organische Verbindungen gemessen. Die Messinstrumente befanden sich dabei auf dem Rücksitz hinter dem Beifahrer und waren so positioniert, dass sie in der Atemzone eines potenziell mitfahrenden Kindes lagen.

Dargestellt ist die Rücksitzbank eines Pkw, auf der sich eine mit Gurten gesicherte Tasche befindet, in der verschiedene Messgeräte zur Bestimmung der Luftqualität verstaut sind. Die Messfühler der Instrumente ragen aus der Tasche heraus und sind so positioniert, dass sie in der Atemzone eines potenziell mitfahrenden Kindes liegen.

Abb.: Anordnung der Messinstrumente auf dem Rücksitz hinter dem
Beifahrer zur Bestimmung der Luftqualität im Pkw

Rauchen im Auto gefährdet die Gesundheit von Mitfahrern

Die Pilotstudie hat gezeigt, dass der Konsum von elektronischen und konventionellen Rauchmitteln im Auto die Luftqualität durch Freisetzung von Partikeln sowie organischen Verbindungen maßgeblich beeinträchtigt. Die Schadstoffbelastung und das damit einhergehende Gesundheitsrisiko für Mitfahrende lagen beim Rauchen von Tabakzigaretten mit Abstand am höchsten. Es wurden ähnlich hohe Schadstoffgehalte wie in der Raumluft von Rauchergaststätten gemessen. Bei der Verwendung des Tabakerhitzers und der E-Zigarette ergab sich ein differenziertes Bild. Die beiden Rauchmittel unterschieden sich bei der Freisetzung von flüchtigen organischen Verbindungen und beim suchterzeugenden Nikotin nur gering voneinander. Im Gegensatz zum Tabakerhitzer setzte die E-Zigarette aber hohe Mengen feiner Flüssigkeitspartikel (Particulate Matter (PM)2,5) frei, die aus übersättigtem Propylenglykoldampf geformt werden. Die Partikel können tief in die Lunge eindringen und die Lungenfunktion beeinträchtigen. Bei Verwendung des Tabakerhitzers waren dagegen deutlich höhere Gehalte an ultrafeinen Partikeln in der Raumluft nachweisbar. Die gesundheitliche Bedeutung für den Passivraucher ist derzeit unklar. Insgesamt stellen alle drei Rauchtechniken vermeidbare Quellen für Innenraumschadstoffe dar (insbesondere für Nikotin und PM2,5). Aus Gründen des Gesundheitsschutzes, vor allem von empfindlichen Personen wie Kindern und Schwangeren, sollte deshalb generell auf das Rauchen im Auto verzichtet werden.