Elektronisches Polleninformationsnetzwerk Bayern (ePIN)

Hintergrund

Von allen allergischen Erkrankungen stellen durch Pollen verursachte Allergien den größten Anteil dar, in Bayern sind mittlerweile bis zu 30% der Bevölkerung betroffen. Je besser die Informationslage über den aktuellen Pollenflug ist, umso besser können Betroffene rechtzeitig reagieren.
Die Anzahl der durch die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) betriebenen Pollenmessstationen in Bayern, welche in Kombination mit phänologischen Beobachtungen und allgemeinen meteorologischen Messdaten und Modellierungen in die Pollenflugvorhersagen durch die Wetterdienste mit einfließen, ist in den letzten Jahren auf weniger als fünf Pollenfallen zurückgegangen. Die immer noch weltweit überwiegend verwendete Messtechnik zur qualitativen und quantitativen Pollenanalyse durch manuelle Pollenfallen stammt aus dem Jahr 1952 und erfordert eine manuelle Auswertung mit dem Mikroskop. Daher liegen die Pollendaten den Wetterdiensten meist erst mehrere Tage nach der Messung vor.
Die derzeit abrufbaren Pollenflugvorhersagen verschiedener Anbieter im Internet spiegeln gleichwohl optisch eine Qualität der Pollenflugvorhersage analog der allgemeinen Wettervorhersage vor. Hiermit lassen sich vielfach gemachte Erfahrungen erklären, bei denen die Symptomatik der Betroffenen häufig nicht mit den Angaben oder Vorhersagen der Wetterdienste zum Pollenflug in Einklang zu bringen ist.

Neue Technologien

Mit dem Aufkommen neuer Techniken ist mit elektronischen Pollenmonitoren eine automatisierte Pollenzählung und -charakterisierung möglich. So können Daten zum aktuellen Pollenflug nahezu „real-time“ (alle 3 Stunden) zur Verfügung gestellt werden.

ePIN in Bayern

Das Vorhaben ePIN ist Teil der bayerischen Klimaanpassungsstrategie und wird im Auftrag des Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) sowie des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) federführend durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) umgesetzt.
Momentan sind sieben der acht elektronischen Pollenmonitore in den Landkreisen Altötting, Feucht, Garmisch-Partenkirchen, Hof, Marktheidenfeld, Mindelheim und Viechtach aufgebaut (Stand Juli 2019). Der Standort München wird innerhalb der zweiten Jahreshälfte 2019 fertig installiert sein. Des Weiteren wurden in Bayern vier manuelle Pollenfallen mit dem Schwerpunkt Klimaforschung aufgebaut. Dem Umsetzungsprojekt gingen vor dem Beschluss zur Durchführung des Projektes im Bayerischen Ministerrat am 13.09.2016 Vorstudien voraus. Dabei wurden insbesondere die technischen Anforderungen an die Standorte sowie die Auswahl der geeigneten Standorte ermittelt. Dem vorausgegangen waren mehrjährige Validierungsstudien mit dem Vergleich der Leistungsfähigkeit manueller Pollenfallen zu elektronischen Pollenmonitoren. Die Studien wurden von dem Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität München (TUM) durchgeführt.
Das LGL begann als leitender Projektkoordinator von ePIN im Jahr 2017 mit dem Aufbau und der Installation der acht Pollenmonitore an den ausgewählten Standorten, im darauffolgenden Jahr 2018 erfolgte der Testbetrieb und die Implementierungsphase, und in der ersten Jahreshälfte 2019 soll der Regelbetrieb von ePIN aufgenommen werden.
Eine Verbesserung der Qualität der Pollenflugvorhersage ermöglicht den Patienten eine adäquatere Einnahme von Medikamenten und geeignete Maßnahmen zur Expositionsverminderung zu ergreifen. Es ist zu erwarten, dass hierdurch die Symptomatik reduziert werden kann. Hier ist das Ziel eine gesteigerte Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität zu erreichen.
Einen weiteren Nutzen soll ePIN mit Hilfe der vier manuellen Pollenfallen für die Klimaforschung darstellen. ePIN soll eine Verbesserung der Datenlage für die allergie- und gesundheitsbezogenen Klimaforschung sowie eine langfristige Verbesserung der bayernweiten Datengrundlage zum Klimamonitoring ermöglichen. Aus ermittelten Zeitreihen können konkrete Klimaanpassungsmaßnahmen entwickelt werden, wie zum Beispiel bei der Bepflanzung mit bestimmten Gehölzen wie der Birke im urbanen Raum. Zusammenfassend ist das Ziel von ePIN ein deutliches Plus an Lebensqualität für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger auch einen Beitrag zur Klimaforschung in Bayern zu leisten.

Bayernkarte mit Standorten der Pollenfallen und Elektronische Pollenmonitore

Abb.:Schematische Übersicht über die Standorte der elektronischen Pollenmonitore und manuellen Pollenfallen in Bayern.

Gesundheitsmonitoring von Pollenallergiker/innen

Das elektronische Polleninformationsnetzwerk Bayern (ePIN) wird evaluiert. Diese qualitätssichernde Maßnahme umfasst neben Fragen zur Nutzung von Polleninformationsdiensten auch detaillierte Fragen zum Einsatz von ePIN für die Planung von expositionsmindernden Maßnahmen sowie für die Einnahme von Medikamenten von Pollenallergikerinnen und Pollenallergikern.

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