Humane Papillomviren (HPV)
Erregercharakteristik
Humane Papillomaviren (HPV) sind unbehüllte, relativ kleine Viren. Bisher sind über 230 verschiedene Typen beschrieben worden. Es wird zwischen Hochrisiko (HR)- und Niedrigrisiko (low risk, LR)- Typen, nach ihrem Potential bösartige Tumore im Anogenital- oder Mund-Rachen-Raumauszulösen, unterschieden. Nach International Agency for Reseach on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden derzeit 12 HR-HPV Typen (16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59) als sicher krebserregend eingestuft, einige gelten als wahrscheinlich krebserregend. LR-Typen verursachen z.B. gutartige Warzen. Die
Vorkommen und Erregerreservoir
Es wird davon ausgegangen, dass HPV-Infektionen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen gehören. In Deutschland wird die HR-HPV-Prävalenz unter Frauen auf 7,8% geschätzt. In 99,7% aller invasiven Gebärmutterhalskrebserkrankungen wurde HPV nachgewiesen. Diese Krebsart ist die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit. Das Erregerreservoir sind Epithelzellen der Schleimhaut und der verhornenden Haut, welche von humanen Papillomaviren infiziert werden können.
Übertragung
Eine Übertragung von HPV findet durch direkten Kontakt statt. Bei Sexualkontakten kann es zu vaginalen, analen oder oralen Übertragungen trotz Kondombenutzung kommen. Auch bei sehr engem Körperkontakt können die Viren übertragen werden.
Inkubationszeit
Nach einer Infektion mit HPV dauert es zwischen 2 Wochen und 8 Monaten, bis Warzen gebildet sind. Bei persistierenden Infektionen mit HR-HPV-Typen können sich in einem Zeitraum von 3- 6 Jahren Krebsvorstufen entwickeln, aus diesen Vorstufen über einen Zeitraum von 10-30 Jahren Krebs.
Dauer der Infektiosität
HPV ist während einer bestehenden Infektion übertragbar.
Klinik
Die Infektion ist durch eine hohe Spontanheilungsrate gekennzeichnet. Ca. 80-90% der HPV Infektionen heilen in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren aus. Eine weiter bestehende HPV-Infektion mit krebserregenden HPV-Typen birgt das Risiko, sich über eine schrittweise Progression bis hin zum invasiven Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln.
Diagnostik
Bei der klinischen Untersuchung werden Abstriche zur zytologischen Untersuchung und/oder für eine Methode zum Nachweis von HPV-DNA entnommen. Als Früherkennungsprogramm ist in Deutschland ein Gebärmutterhalskrebs-Screening etabliert. Für andere Krebsarten (z.B. Vagina, Penis oder Anus) existieren keine strukturierten Krebsfrüherkennungsprogramme.
Therapie
Es gibt keine spezifische Therapie gegen HPV. Genitalwarzen können mit verschiedenen Methoden lokal therapiert werden, z.B. mit Hitze- oder Kälteanwendungen, Abtragung, Salben oder Lösungen. Krebsvorstufen werden chirurgisch entfernt. Zur Therapie eines Karzinoms stehen chirurgische Methoden, Strahlen- und Chemotherapie zur Verfügung.
Prophylaxe
Die effektivste Prophylaxe stellt die Schutzimpfung dar.
Impfung und Immunität
Es gibt in Deutschland zwei zugelassene Impfstoffe, einen Impfstoff gegen HPV 16 und 18 (Cervarix®) und einen Impfstoff gegen HPV 16,18,31,33,45,52,58 (Gardasil®9). Letzterer bietet einen zusätzlichen Schutz vor HPV-Typen, die für etwa 90 % der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich sind. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine zweimalige Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 – 14 Jahren im Abstand von mindestens 5 Monaten (bei kürzerem Abstand sind drei Dosen notwendig), ab 15 Jahren eine dreimalige Impfung (Impfabstände: Cervarix®: 0 -1 1- 6 Monate, Gardasil®9: 0 – 2 – 6 Monate). Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Die vollständige Impfserie sollte vor dem ersten Sexualkontakt abgeschlossen sein.
Es ist jedoch zu beachten, dass auch Erwachsene, die in der Jugend keine Impfung erhalten haben, noch von einer HPV-Impfung profitieren können; hierzu sollten Sie Ihren Arzt/ Ihre Ärztin befragen.

