Humane Papillomviren (HPV)

Erregercharakteristik

Humane Papillomaviren (HPV) sind unbehüllte, relativ kleine Viren. Bisher sind 176 verschiedene Typen beschrieben worden, davon können ca. 40 HPV-Typen genitale Infektionen verursachen. Es wird zwischen Hochrisiko (HR)- und Niedrigrisiko (low risk, LR)- Typen, nach ihrem Potential invasiven Gebärmutterhalskrebs auszulösen, unterschieden. 12 HR-HPV Typen (16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59) gelten als krebserregend, der HPV-Typ 68 als wahrscheinlich krebserregend. LR-Typen verursachen z.B. gutartige Warzen. Die HR HPV-Typen 16 und 18 sind mit 60-70 % aller Gebärmutterhalskarzinome assoziiert. Die HPV-Typen 31, 33, 45, 52 und 58 werden für weitere 15-20% aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich gemacht. Neben der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs können HR-HPV-Typen auch an der Entwicklung anderer Krebsarten beteiligt sein, wie zum Beispiel dem Anal- oder Peniskarzinom.

Vorkommen und Erregerreservoir

Es wird davon ausgegangen, dass HPV-Infektionen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen gehören. In Deutschland wird die HR-HPV-Prävalenz unter Frauen auf 7,8% geschätzt. In 99,7% aller invasiven Gebärmutterhalskrebserkrankungen wurde HPV nachgewiesen. Diese Krebsart ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit. Das Erregerreservoir sind Epithelzellen der Schleimhaut und der verhornenden Haut, welche von humanen Papillomaviren infiziert werden können.

Übertragung

Eine Übertragung von HPV findet durch direkten Kontakt statt. Bei Sexualkontakten kann es zu vaginalen, analen oder oralen Übertragungen trotz Kondombenutzung kommen. Auch bei sehr engem Körperkontakt können die Viren übertragen werden.

Inkubationszeit

Nach einer Infektion mit HPV Viren dauert es zwischen 2 Wochen und 8 Monaten, bis Warzen gebildet sind. Bei Infektion mit HR-HPV-Typen können sich in einem Zeitraum von 3- 6 Jahren Krebsvorstufen entwickeln, aus diesen Vorstufen über einen Zeitraum von 10-30 Jahren Krebs.

Dauer der Infektiosität

HPV ist während einer bestehenden Infektion übertragbar.

Klinik

Die Infektion ist durch eine hohe Spontanheilungsrate gekennzeichnet. Ca. 80-90% der HPV Infektionen heilen in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren aus. Eine weiter bestehende HPV-Infektion mit krebserregenden HPV-Typen birgt das Risiko, sich über eine schrittweise Progression bis hin zum invasiven Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln.

Diagnostik

Bei der klinischen Untersuchung werden Abstriche zur zytologischen Untersuchung und/oder für eine Methode zum Nachweis von HPV-DNA entnommen. Als Früherkennungsprogramm ist in Deutschland ein Gebärmutterhalskrebs-Screening etabliert. Für andere Krebsarten (z.B. Vagina, Penis oder Anus) existieren keine strukturierten Krebsfrüherkennungsprogramme.

Therapie

Es gibt keine spezifische Therapie gegen HPV. Genitalwarzen können mit verschiedenen Methoden lokal therapiert werden, z.B. mit Hitze- oder Kälteanwendungen, Abtragung, Salben oder Lösungen. Krebsvorstufen werden chirurgisch entfernt. Zur Therapie eines Karzinoms stehen chirurgische Methoden, Strahlen- und Chemotherapie zur Verfügung.

Prophylaxe

Die effektivste Prophylaxe stellt die Schutzimpfung dar.

Impfung und Immunität

Es gibt in Deutschland zwei zugelassene Impfstoffe, einen Impfstoff gegen HPV 16 und 18 (Cervarix®) und einen Impfstoff gegen HPV 16,18,31,33,45,52,58 (Gardasil®9). Letzterer bietet einen zusätzlichen Schutz vor HPV-Typen, die für etwa 90 % der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich sind. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine zweimalige Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 – 14 Jahren im Abstand von mindestens 5 Monaten (bei kürzerem Abstand sind drei Dosen notwendig), ab 15 Jahren eine dreimalige Impfung (Impfabstände: Cervarix®: 0 -1 1- 6 Monate, Gardasil®9: 0 – 2 – 6 Monate). Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Die vollständige Impfserie sollte vor dem ersten Sexualkontakt abgeschlossen sein.

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