Vogelgrippe: Das Risiko einer globalen Grippe-Pandemie

Die Geflügelpest ist eine Tierseuche, die nur schwer auf den Menschen übertragbar ist. Bei sehr engem Kontakt mit erkranktem Geflügel wurden jedoch Ansteckungen beobachtet. Die „Vogelgrippe�? ist deshalb bei uns vor allem von arbeitsmedizinischer Relevanz. Leider werden in den Medien die Begriffe „Vogelgrippe�? und Grippe-Pandemie oft synonym verwendet oder sogar kausal miteinander verknüpft. So entsteht der Eindruck, dass die Einschleppung des Geflügelpest-Virus nach Deutschland eine ernste Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bedeute oder gar zu einer Grippe-Pandemie führen müsse. Diese Desinformation ist gefährlich, denn sie führte bereits bei vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zum Gefühl einer bevorstehenden Lebensbedrohung durch das Geflügelpestvirus.

Die individuelle Risikoperzeption ist auch bei der aviären Influenza oft primär subjektiv und nicht immer durch objektive Fakten zu relativieren. An den Folgen der „normalen�? saisonalen Grippe sterben alleine in Deutschland jedes Jahr zwischen 5.000 und 20.000 Menschen. Diese reale Gefahr findet jedoch keinen Eingang in die Schlagzeilen der Zeitungen und Zeitschriften. Die „gefühlte�? Gefahr gilt vielmehr dem Erreger der Geflügelpest. Dieser hat beim Menschen in Deutschland noch nie zu einem Todesfall geführt, in Europa (kausal fraglich) zu einem und weltweit (Stand: 25. Januar 2006) zu 152 innerhalb von zwei Jahren. Dabei ist die Geflügelpest auch in Europa kein seltenes Ereignis: Seit 1959 wurden in Europa bereits zehn Ausbrüche registriert.

Dagegen ist von dem nächsten Grippe-Pandemievirus zu befürchten, dass es Menschenleben in Millionenhöhe fordern wird, aber, wie bei den letzten Pandemien, für Geflügel durchaus harmlos sein könnte. Dass es sich aus dem derzeit kursierenden Geflügelpest-Virus durch Mutationen entwickeln könnte, ist möglich, aber keineswegs sicher. Lediglich bei der „Spanischen Grippe�? von 1918/19 erfolgte wahrscheinlich eine derartige Adaption eines Entenvirus an Schweine und/oder den Menschen, bei den folgenden beiden Pandemien des vergangenen Jahrhunderts wurden dagegen drei bzw. zwei Genomsegmente der saisonalen Influenzaviren durch solche aus dem Tierreservoir ersetzt (so genannte „Reassortanten�?).

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