Pilotstudie: Steigerung der Durchimpfungsrate von STIKO-empfohlenen Impfungen in Betrieben

Impfungen gehören zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin. Die Ständige Impfkommission (STIKO) publiziert jährlich aktualisierte Impfempfehlungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Neben dem individuellen Schutz des Einzelnen ist auch die Herdenimmunität dabei von besonderer Bedeutung. So sorgt eine durch Impfung (oder auch durch Infektion) erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb der Bevölkerung dafür, dass in dieser Bevölkerung auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht weiter ausbreiten kann. Neben der häufig erfolgreichen Grundimmunisierung im Kindesalter stellen dagegen die Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter ein Problem dar, da je nach Alter die Anzahl der Arztkontakte oftmals sehr gering ist. Um die Durchimpfungsrate zu steigern, bietet sich jedoch beispielsweise in der Gruppe der Berufstätigen die Einbeziehung der Betriebsärzte an. Ziel einer am LGL durchgeführten Pilotstudie war es daher, die durch Betriebsärzte angebotene Impfberatung, die Art und Akzeptanz der durchgeführten Impfungen sowie die Durchimpfungsraten und die Finanzierung der von der STIKO empfohlenen Impfungen zu analysieren und mögliches Verbesserungspotenzial zu eruieren.

Methoden

Das LGL erstellte einen standardisierten Fragebogen mit 14 Fragen. Vier Informationsfragen zielten dabei auf die Größe und die Art der Unternehmen ab, die von den an der Studie teilnehmenden Betriebsärzten betreut werden. Mit den zehn Differenzierungsfragen sollte identifiziert werden, wer die Impfungen finanziert und welche Chancen und Schwierigkeiten Betriebsärzte bei der Erhöhung der Durchimpfungsrate sehen. Der Fragebogen wurde den ausgewählten Betriebsärzten per Post zugesandt.

Ergebnisse

Zur Auswertung lagen die Fragebögen von 14 Betriebsärzten aus unterschiedlichsten Branchen vor (Gesundheitsdienst n = 3; nicht medizinische Unternehmen n = 11). Elf von zwölf Betriebsärzten beraten und impfen nach den STIKO-Empfehlungen (fehlende Angaben: n = 2). Zehn von elf befragten Betriebsärzten kontrollieren die Impfpässe der Mitarbeiter regelmäßig beispielsweise bei Untersuchungen der arbeitsmedizinischen Vorsorge, bei der Einstellung in den Betrieb und in den Sprechstunden (fehlende Angaben: n = 3). Betriebsärzte geben allerdings in der Regel nicht selbst alle von der STIKO empfohlenen Impfungen. Wird zum Beispiel eine Impflücke gegen Masern festgestellt, wird meist auf den Hausarzt verwiesen. Am häufigsten werden von den Unternehmen die Kosten für Kombinationsimpfungen gegen Hepatitis A und Hepatitis B sowie für Einzelimpfungen gegen Hepatitis A, Hepatitis B und Influenza getragen. Von fünf Unternehmen mit insgesamt 5.200 Arbeitnehmern, welche die Mitarbeiterzahl genannt hatten, haben sich im Durchschnitt 29 % der Mitarbeiter beraten und impfen lassen (Spanne von 5 bis 42 %). Nach Meinung der Betriebsärzte ist die Akzeptanz der Impfangebote bei den Mitarbeitern jedoch noch begrenzt. Erschwerend kommt hinzu, dass den Betriebsärzten häufig ein zusätzliches Zeitkontingent außerhalb der vertraglich festgelegten verpflichtenden Einsatzzeit fehlt und häufig keine geeigneten Räumlichkeiten für die Impfung vorhanden sind.

Schlussfolgerungen

Die begrenzte Akzeptanz der Impfangebote bei den Mitarbeitern könnte auf ein generelles Desinteresse am Thema Impfen hinweisen. Durch die erfolgreichen Impfkampagnen in den letzten Jahrzehnten und dem damit verbundenen Rückgang bestimmter Infektionskrankheiten sind sich viele Menschen der Gefährlichkeit dieser Erkrankungen nicht mehr bewusst. Aufklärungsangebote wie die Aktionen der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen(LAGI) sind hier sicher ein wichtiger Schritt. Ergänzend dazu wäre es jedoch sehr sinnvoll, Impfangebote für alle von der STIKO empfohlenen Impfungen durch Betriebsärzte zu erleichtern, da diese zu ca. 45 % der Bevölkerung Zugang haben. Neben Kosten für den Impfstoff würde dies jedoch auch einen deutlichen zeitlichen Mehraufwand für die Betriebsärzte bedeuten. Die Frage der Finanzierung müsste daher im Vorfeld geklärt werden. Danach wären eine Optimierung der Akzeptanz und ein Erfahrungsaustausch über erfolgreiche Impfstrategien der Betriebsärzte untereinander anzustreben.

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