Ansteckende Blutarmut der Einhufer - Untersuchungsergebnisse 2015
Die Ansteckende Blutarmut der Einhufer oder Equine Infektiöse Anämie (EIA) ist eine systemische Viruserkrankung der Einhufer (Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Zebras), die hauptsächlich in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien sowie in Süd- und Osteuropa verbreitet ist. In Deutschland tritt EIA nur vereinzelt auf. Hauptüberträger sind blutsaugende Insekten wie Pferdebremsen und Wadenstecher. Sie können das Virus von kranken Tieren wie auch von gesund erscheinenden Virusträgern aufnehmen und übertragen. Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier erfolgt nur in sehr seltenen Fällen, allerdings besteht die Gefahr einer Übertragung über mit Blut kontaminierte Instrumente oder Blutprodukte. Einmal infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusträger und stellen somit potenzielle Infektionsquellen dar. Eine Gefährdung des Menschen durch EIA ist ausgeschlossen.
Krankheitsbild, Diagnostik, Bekämpfung
Die Erkrankung kann akut (Fieber, Apathie, Bewegungsschwäche) oder chronisch (wiederkehrende Fieberschübe, Konditionsverlust) verlaufen. Eine Anämie entsteht durch die virusbedingte Zerstörung der roten Blutkörperchen. 30 bis 90 % der infizierten Tiere sind symptomlos und erscheinen völlig gesund. Die Diagnose der EIA erfolgt über den serologischen Nachweis von spezifischen Antikörpern mit einem Agar-Gel-Immuno-Diffusions-Test (AGIDT), dem sogenannten Coggins-Test. Ebenso ist der Nachweis mittels ELISA (Enzyme-Linked-Immunosorbent-Assay) möglich. Ein positives oder fragliches ELISA-Ergebnis muss immer mit dem Coggins-Test bestätigt werden. Die Krankheit ist in Deutschland anzeigepflichtig und wird durch die „Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer“ bekämpft. Hiernach ist die Tötung infizierter Einhufer, die Sperrung der betroffenen Bestände sowie die Untersuchung aller Einhufer in den betroffenen Beständen und der Kontaktbetriebe vorgeschrieben. Impfungen oder Heilversuche sind verboten.
Erneutes Auftreten in Bayern
Nach zwei seuchenfreien Jahren (2013/2014) in Bayern wurde aus dem Landkreis Rosenheim der Ausbruch der Infektiösen Anämie gemeldet. Die Untersuchung eines erkrankten Pferdes hatte zu der Diagnose Infektiöse Anämie geführt, die am LGL und vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt wurde. Im Rahmen der Untersuchung des gesamten Pferdebestandes wurden zwei weitere infizierte Tiere erkannt. Ein zweiter und dritter Ausbruch betraf den Landkreis Schwandorf mit drei betroffenen Pferden sowie den Landkreis Regensburg mit einem Pferd. Die betroffenen Betriebe wurden gesperrt, die EIAV-Antikörper positiven Pferde getötet. Um die Betriebe wurde ein Sperrbezirk eingerichtet. Alle Einhufer der Ausbruchsbetriebe sowie die Einhufer im Sperrbezirk und alle Kontakttiere wurden auf Antikörper gegen das Virus der Infektiösen Anämie untersucht. Insgesamt wurden am LGL im Zuge des Seuchengeschehens 685 Blutproben von Einhufern untersucht. Dabei konnten bei sieben Proben spezifische Antikörper gegen das Virus der Infektiösen Anämie nachgewiesen werden.
Abbildung: Coggins-Test mit positiver Reaktion: Antigen und Antikörper wandern aufeinander zu und bilden am Ort des Zusammentreffens eine sichtbare Präzipitationslinie. Zu erkennen sind die positiven Reaktionen (Präzipitationslinien) bei der Probe 1 und den drei Positivkontrollen. Probe 2 und Probe 3 sind negativ.