Aujeszkysche Krankheit (AK; Pseudowut, Pseudorabies)- Untersuchungsergebnisse der Monitoringuntersuchungen bayerischer Wildschweine 2012 und 2013

Die Aujeszkysche Krankheit (AK) bei Hausschwein und Hausrind ist eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit. Deutschland gilt seit 2003 als frei von AK bei Hausschweinen, bei Schwarzwild allerdings nicht. Das Schwein ist der Hauptwirt für den Erreger, das Suid Herpesvirus 1 (SuHV-1). Einmal infizierte Schweine können, wie für Herpesvirusinfektionen charakteristisch, jederzeit wieder Virus ausscheiden. Mit Ausnahme der hochresistenten Primaten und Einhufer (Equiden) sind fast alle Säugetierarten empfänglich. Das SuHV-1 bleibt im Schweinefleisch relativ lange infektiös, sodass neben der Übertragung über direkten Kontakt und Aerosole auch die orale Aufnahme von infiziertem Material eine wichtige Infektionsquelle darstellen kann. Das Krankheitsbild variiert deutlich mit dem Wirt und den Eigenschaften des Virusstammes. Die im Schwarzwild zirkulierenden Virusstämme sind dort wenig pathogen. Für andere Säugetierarten überwiegen zentralnervöse Symptome und starker Juckreiz. Die Tiere verenden innerhalb von Stunden bis Tagen.

Untersuchungen am LGL

Erste Daten Anfang 2012 zeigten, dass die AK auch beim Schwarzwild in Bayern präsent ist. Um Aussagen über den aktuellen Status und mögliche zeitliche und örtliche Ausbreitungen treffen zu können, initiierte das LGL daher stichprobenbasierte Untersuchungen von Wildschweinblutproben auf Antikörper (Seroprävalenz) gegen das AK-Virus in der bayerischen Wildschweinpopulation. Das LGL gab für ganz Bayern, also für alle 96 Landkreise und kreisfreien Städte, einen Stichprobenumfang von 30 zufällig gewählten und voneinander unabhängigen Proben pro Landkreis und Jahr vor. Dieses Vorgehen erlaubt Rückschlüsse von der Stichprobe auf die Population, selbst wenn es sich um sehr große Wildschweinpopulationen in den Landkreisen handelt. Während das LGL im Jahr 2012 in 5 % der 1.632 eingegangenen Proben Antikörper nachgewiesen hatte, waren im Jahr 2013 10 % von 2.836 Proben reaktiv. In diesen Daten spiegelt sich zunächst nur die wachsende Aufmerksamkeit in den stark betroffenen Landkreisen wider. Aus diesen Landkreisen wurden vermehrt Proben an das LGL gesandt. Abschätzungen von Seroprävalenzen sind bisher aufgrund der schwierigen Bejagung nur in einzelnen Landkreisen möglich, da die Probenzahl 2013 nur von 30 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten erreicht oder übertroffen wurde. Aus 23 Landkreisen und kreisfreien Städten gelangten noch keine Proben zur Untersuchung, weitere Landkreise konnten lediglich die geforderte Probenzahl nicht erfüllen. Im Jahr 2013 stammten aus den Regierungsbezirken Niederbayern und Unterfranken 57,5 % aller und sogar 85,4 % der reaktiven Proben. Die Analyse der Daten der restlichen fünf Regierungsbezirke Bayerns ergab einen leichten Anstieg der Gesamtanzahl positiver Seren von 2,89 % (2012) auf 3,49 % (2013). Die Zahlen belegen aber noch keinen klaren Trend. Auch in Niederbayern lässt sich kein Trend feststellen. Die Anzahl reaktiver Proben stieg von 19,47 % im Jahr 2012 auf 20,06 % im Jahr 2013. In Unterfranken dagegen stieg die Anzahl reaktiver Proben von 3,35 % im Jahr 2012 auf 13,77 % im Jahr 2013. Außerdem wies das LGL im Dezember 2013 zum ersten Mal bei einem Jagdhund aus Unterfranken das SuHV-1 nach. Das Tier war mit typischer Symptomatik nach Wildschweinkontakt einem Tierarzt vorgestellt worden. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig ein gezieltes Monitoring ist, um das Risiko eines Eintrages in die Hausschweinepopulation bzw. der Infektion von Jagd- und Haushunden abschätzen zu können. Ebenso deutlich wird die zentrale Bedeutung der Einhaltung der Vorgaben der Schweinehaltungshygieneverordnung für den Schutz der Hausschweine auch vor Infektionen aus der Wildschweinepopulation.

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