Aujeszkysche Krankheit beim Wildschwein – Erkenntnisse nach zehn Jahren Monitoring

Signet Jahresbericht 2021/22

Abstract

Das LGL untersucht seit 2012 Blutproben von Wildschweinen auf Antikörper gegen den Erreger der Aujeszkyschen Krankheit. Bayernweit reagieren jedes Jahr konstant zwischen 10 und 12 % der untersuchten Proben positiv, wobei die Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern stets am stärksten betroffen waren und in Schwaben bis auf wenige Ausnahmen keine Antikörper detektiert wurden. Die Erkenntnis, dass das Suide Herpesvirus 1 (SuHV-1) grundsätzlich in bayerischen Wildschweinen zirkuliert, hat besonders für Jagdhunde und Hausschweinbestände, die für das Virus empfänglich sind, Relevanz.

Hintergrund

Die Infektion mit dem Virus der Aujeszkyschen Krankheit, dem Suiden Herpesvirus 1 (SuHV-1) beim Schwein ist nach EU-Tiergesundheitsrecht als Tierseuche gelistet, was bedeutet, dass sie in Deutschland staatlich bekämpft wird. Vertreter der Familie der „echten Schweine“ (Suidae) stellen den natürlichen Wirt für das Virus dar. Die Symptomatik der Aujeszkyschen Krankheit beim Schwein ist vor allem in Abhängigkeit vom Alter der Tiere sehr unterschiedlich. Bei sehr jungen Tieren können zentralnervöse Symptome auftreten, erwachsene Schweine können auch klinisch unauffällig infiziert sein oder eine Atemwegsproblematik zeigen, trächtige Sauen abortieren. Die Infektion von Fehlwirten wie Rindern, Schafen, Hunden und Katzen hingegen endet stets tödlich.

Infolge staatlicher Bekämpfungsmaßnahmen gilt Deutschland seit 2003 offiziell als frei von der Aujeszkyschen Krankheit in Hausschweinebeständen. Beim Wildschwein ist die Infektion jedoch nach wie vor endemisch. Um Aussagen über das Vorkommen der Infektionen mit dem SuHV-1 in der bayerischen Schwarzwildpopulation sowie über das resultierende Risiko, treffen zu können, führt das LGL untersucht seit mittlerweile zehn Jahren Untersuchungen zur SuHV-1-Seroprävalenz in der bayerischen Wildschweinpopulation durch. Im Rahmen dieses Monitorings werden jedes Jahr Wildschweinblutproben aus allen bayerischen Regierungsbezirken auf Antikörper gegen das Virus untersucht.

Ergebnisse

Erste Ergebnisse stammen aus dem Jahr 2012. In etwa 5 % der 1.632 damals untersuchten Proben hat das LGL Antikörper gegen das SuHV-1 nachgewiesen. Seit 2013 liegt der Anteil positiver Proben konstant zwischen 10 und 12 %, wobei regionale Unterschiede deutlich werden: während in der Oberpfalz und in Niederbayern in den vergangenen zehn Jahren jeweils stets etwa 20 % der untersuchten Proben positiv waren, wurden in Proben aus Schwaben bislang nur in den Jahren 2012 und 2021 Antikörper nachgewiesen. Gleichzeitig befindet sich der Anteil positiver Proben aus Unterfranken – nach einem zwischenzeitlichen Hoch von etwa 18 % in den Jahren 2014 und 2016 – seit 2019 nur mehr konstant zwischen 10 und 12 %.

Eine Übersicht darüber, wie sich die Anzahl untersuchter und reaktiver Proben exemplarisch für das Jahr 2022 über die bayerischen Landkreise verteilt, ist nachfolgender Karte zu entnehmen:

Die Abbildung zeigt eine Karte von Bayern, die numerisch und durch Farbmarkierungen darstellt, wie viele Wildschweine 2022 pro Landkreis auf Antikörper gegen SuHV-1 untersucht wurden und ob bzw. wie viele Proben reaktiv waren.

Abbildung: Untersuchungen von Wildschweinen auf Antikörper gegen den Erreger der Aujeszkyschen Krankheit im Jahr 2022.

Um auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse mit ausreichender statistischer Sicherheit eine Aussage über die Epidemiologie und Seroprävalenz von SuHV-1-Infektionen im bayerischen Schwarzwild treffen zu können, wäre aufgrund der geschätzten Wildschweindichte eine Stichprobenzahl von 59 Proben in gleichmäßiger zeitlicher und räumlicher Verteilung pro bayerischem Landkreis notwendig. Diese Vorgaben wurden unter anderem aufgrund der Einsendung von Proben aus Drückjagden und der stark variierenden Bejagungs- sowie Probenahmeintensität in den einzelnen Regierungsbezirken und Landkreisen in der Regel nicht erfüllt, was eine Interpretation der Daten grundsätzlich erschwert. Somit ist beispielsweise fraglich, ob die Zahlen für Unterfranken tatsächlich Schwankungen in der Infektionsprävalenz im Schwarzwild widerspiegeln, oder ob die Stichproben zwischen den Jahren lediglich unterschiedlich über die einzelnen Landkreise verteilt waren.

Fazit

Zusammenfassend wurde gezeigt, dass die SuHV-1 Seroprävalenzen, bezogen auf Gebiet und Zeitraum, nur sehr geringfügig schwanken. Auch nach zehn Jahren Monitoring ist keine wesentliche Ausbreitungstendenz festzustellen. Ein Eintrag von SuHV -1 aus der bayerischen Wildschweinpopulation in Hausschweinbestände wurde zudem bislang nicht beobachtet.

Maßnahme

Das LGL informiert regelmäßig über das Auftreten der Aujeszkysche Krankheit bei Wildschweinen, um einer Infektionsgefahr bei Nutz- und Haustieren durch entsprechende Hygienemaßnahmen effektiv begegnen zu können.