Pestizide, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und andere organische Kontaminanten in Lebensmitteln tierischer Herkunft – Untersuchungsergebnisse 2009

Im Jahr 2009 untersuchte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 966 Lebensmittelproben tierischer Herkunft auf Rückstände von Pflanzenschutzund Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie auf die Kontamination mit nichtdioxinähnlichen PCB (ndlPCB). Durch den Einsatz von Multimethoden wurden insgesamt mehr als 200 Wirkstoffe erfasst. Daneben überprüfte das LGL bei 160 Proben, davon 110 tierischer Herkunft, die Kontamination mit Perfluorierten Tensiden (PFT), die in den vergangenen Jahren vermehrt in die Diskussion geraten sind.

Pestizide und PCB

Wie in den Vorjahren stammte ein Großteil der Proben (672) aus den bundesweiten Untersuchungsprogrammen NRKP und Monitoring. Ergänzend dazu erfolgten Erzeuger- und Marktkontrollen über den risikoorientierten LGL-Stichprobenplan sowie Verfolgs- und Verdachtsuntersuchungen aufgrund zuvor festgestellter Auffälligkeiten. Der Anteil der ausländischen Produkte betrug 16 %. Einen Überblick über die Proben- und Befundverteilung gibt folgende Tabelle.

Tabelle 1: Rückstandssituation der untersuchten Lebensmittel
Probenzahl
Lebensmittel Gesamt ohne Rückstände mit Rückständen
< HM* > HM* davon beanstandet/Grund
Milch 77 - 77 - -
Milcherzeugnisse und Butter 21 - 21 - -
Käse 54 - 54 - -
Eier, Eierzeugnisse 74 20 54 - -
Fleisch, Fleischerzeugnisse 547 215 329 3 2 Lindan, &beta;-HCH
Fische, Fischerzeugnisse 112 - 112 - -
Honig 65 25 35 5 4 DEET
Säuglingsnahrung 16 14 2 - -
Gesamt 966 274 684 8 6
Anteile % 28,4 % 70,8 % 0,8 % 0,6 %
*HM: Höchstmenge nach Rückstands-Höchstmengenverordnung, VO (EG) 396/2005 beziehungsweise Schadstoff-Höchstmengenverordnung; wegen der Berücksichtigung der analytischen Messunsicherheit entspricht die Anzahl der Höchstmengenüberschreitungen nicht der Anzahl der Beanstandungen.

Im Hinblick auf den hohen Anteil der Proben mit Rückständen ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei größtenteils um geringste Spuren im Bereich von wenigen µg/kg (ppb) und auch darunter handelt. Diese stammen von Organochlorpestiziden und PCB, die aufgrund ihrer extrem hohen Stabilität noch immer in der Umwelt vorhanden sind, obwohl ihr Einsatz bereits vor Jahrzehnten verboten wurde. Da sich diese Stoffe im Fettgewebe anreichern, sind sie in Lebensmitteln tierischer Herkunft nach wie vor häufig nachweisbar. Die Gehalte sind jedoch kontinuierlich rückläufig – eine Entwicklung, die sich auch positiv auf die Rückstandsbelastung von Frauenmilch auswirkt.

Größtenteils frei von nachweisbaren Rückständen dieser Organochlorverbindungen sind Schweinefleisch sowie magere Fleischstücke von Rind, Hähnchen und Pute. Allgemein zeigen Proben aus ökologischer Tierhaltung keine Unterschiede zu den entsprechenden konventionellen Produkten, da beide Erzeugungsformen den in tierischen Lebensmitteln überwiegend nachweisbaren Umweltkontaminanten gleichermaßen ausgesetzt sind.

Höchstmengenüberschreitungen

Masthähnchen

Bei der Untersuchung einer Masthähnchenprobe aus einem niederbayerischen Schlachthof wurde ein Lindan-Gehalt von 0,057 mg/kg Fett festgestellt. Damit war der zulässige Höchstgehalt von 0,02 mg/kg Fett deutlich überschritten. Dieser Befund führte zur Sperrung des betroffenen Mastbetriebes, verbunden mit der Ursachensuche bezüglich des Auftretens dieses bereits seit vielen Jahren verbotenen insektiziden Wirkstoffs. Da in dem Betrieb keine Kontaminationsquelle für Lindan aufzufinden war, dürften die Rückstände wohl aus einem zugekauften und kurzzeitig verwendeten Futtermittel hergerührt haben. Die Masthähnchen aus der nächsten Schlachtung wiesen keinerlei Lindan-Spuren auf.

Wildschweine

Unter allen Fleischarten weist Wildschweinfleisch die höchsten Gehalte an Organochlorpestiziden und PCB auf, wobei Grenzwertüberschreitungen nur in Ausnahmefällen vorkommen. 19 von 21 am LGL untersuchten Proben aus heimischer Jagd, überwiegend aus Gebieten mit früheren Auffälligkeiten, enthielten Rückstände deutlich unter den zulässigen Grenzwerten. Nicht verkehrsfähig war ein Wildschwein aus Unterfranken mit einem Gehalt an beta-HCH von 0,27 mg/kg Fett (Höchstmenge 0,1 mg/kg Fett). Technische HCH-Isomerengemische, die beta-HCH als Komponente enthalten, wurden früher im Pflanzenschutz (Insektizid), Holzschutz oder als Tierarzneimittel eingesetzt, ehe sie in den Siebzigerjahren für alle Anwendungsgebiete verboten wurden. Das LGL veranlasste eine Nachprobe aus dem betroffenen Jagdgebiet.

Ebenfalls aus einem unterfränkischen Landkreis stammte ein Wildschwein mit einer geringfügigen Grenzwertüberschreitung an Hexachlorbenzol (HCB). Unter Berücksichtigung der Messtoleranz war die Probe noch nicht zu beanstanden. Interessanterweise wies ein zeitgleich und an derselben Stelle erlegtes Tier einen 50-fach geringeren HCB-Wert auf. Dieser Befund bestätigt bisherige Erkenntnisse, nach denen die rückstandsbildenden Altlasten in der Umwelt häufig nur punktuell vorkommen. Die Klärung dieser Kontaminationsquellen wird durch den großen Aktionsradius der Wildschweine erschwert.

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