Empfehlungen für den Umgang mit Beobachtungen von räumlich-zeitlichen Krankheitsclustern

Als Cluster wird eine räumliche und zeitliche bzw. gruppenspezifische Häufung von Erkrankungen, Fehlbildungen oder Todesfällen oberhalb der Erwartungshäufigkeit bezeichnet.

Die vielleicht bekannteste Beobachtung von Krankheitsclustern, die sich als wertvoll für die öffentliche Gesundheit erwiesen hat, waren die Cholera-Ausbrüche in den 1850er Jahren in London. Durch die Markierung der Cholera-Todesfälle auf einer Karte identifizierte John Snow eine bestimmte öffentliche Wasserpumpe als Quelle des Infektionsgeschehens. Später stellte sich heraus, dass ein undichtes Abwasserrohr die Wasserquelle der Pumpe kontaminierte. Die Beobachtung von räumlichen und zeitlichen Clustern ist nicht nur für Krankheiten relevant, die durch Infektionserreger verursacht werden, sondern auch für die Exposition gegenüber Schadstoffen oder anderen Umweltnoxen.

Wichtig ist die Feststellung, dass Menschen in Clustern leben und sich in Clustern bewegen: in ihren Wohnungen, in Städten und Gemeinden, in Schulen, am Arbeitsplatz, in gastronomischen Einrichtungen, auf Verkehrswegen und im Freizeitverhalten. Dies macht es notwendig, Häufungen von Fällen mit der jeweiligen Bezugsbevölkerung ins Verhältnis zu setzen, was üblicherweise durch die Berechnung von Raten geschieht: die Angabe der Neuerkrankungsrate bezogen auf die Personen in einem Beobachtungszeitraum („Personenzeit“, Rothman und Greenland 1998). Generell werden räumliche Häufungen (spatial cluster), zeitliche Häufungen (temporal cluster) und Häufungen an einem bestimmten Ort zu einer begrenzten Zeit (Raum-Zeit Kompartiment, space-time-cluster) unterschieden. Typische Beispiele einer räumlichen Häufung sind Endemien (z. B. Malaria), einer rein zeitlichen Häufung Pandemien (z. B. Grippe) und eines space-time-clusters Epidemien (z. B. EHEC-Infektionen in Bayern mit Häufung im Sommer, örtlich und zeitlich begrenzte Meningokokkeninfektionen oder auch Lawinenopfer in den Wintermonaten).
( Cluster – Die epidemiologische Bewertung räumlicher und zeitlicher Häufungen; Fachinformation Gesundheit , PDF, 177 KB)

Damit Veränderungen in der Häufigkeit von Fällen genau erkannt werden können, sind umfangreiche historische Daten erforderlich, was die Wichtigkeit einer fortlaufenden Gesundheitsmonitoring und Krankheitsmeldung betont, wie sie z. B. vom Robert Koch-Institut durchgeführt wird. Für ein präventives, zielgerichtetes und effizientes Handeln beim Umgang mit derartigen Beobachtungen und Meldungen aus der Bevölkerung wurden von einer Arbeitsgruppe im Auftrag der Kommission "Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin" Empfehlungen erarbeitet.

Empfehlungen für den Umgang mit Beobachtungen von räumlich-zeitlichen Krankheitsclustern (PDF, 795 KB)

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gab in der Reihe "Fachinformation Gesundheit" einen Band zur epidemiologischen Bewertung räumlicher und zeitlicher Häufungen von Erkrankungen oder Todesfällen heraus.

Cluster – Die epidemiologische Bewertung räumlicher und zeitlicher Häufungen; Fachinformation Gesundheit (PDF, 176 KB)

Literatur

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