Perfluorierte Substanzen in der Muttermilch in Bereichen des Landkreises Altötting - Zusammenfassung

In einem Industriebetrieb in Gendorf wurde PFOA zur Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt, wodurch es in Teilen des Landkreises Altötting zu einer großflächigen Kontamination der Umwelt und über das Trinkwasser zu einer Belastung der Menschen gekommen ist. Auf Wunsch des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention haben das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Gesundheitsamt Altötting Müttern eine Untersuchung ihrer Muttermilch auf perfluorierte Substanzen – insbesondere PFOA und ADONA – im Bereich Kastl und Tüßling angeboten. In diesen beiden Orten überschreitet die PFOA-Belastung des Trinkwassers den gültigen Leitwert von 0,1 µg/l.

Untersuchung

Für die Muttermilchuntersuchungen wurden aufgrund der Kenntnisse zur Belastungssituation die folgenden perfluorierten Substanzen ausgewählt: Perfluoroctansäure, Perfluoroctansulfonsäure, Perfluorbutansulfonsäure, Perfluorhexansäure, Perfluorhexansulfonsäure, Perfluornonansäure, Perfluordecansäure, Perfluordodecansäure sowie ADONA.
Insgesamt haben 13 Mütter Muttermilchproben abgegeben. Bewertungsmaßstäbe von wissenschaftlichen Institutionen liegen, anders als für Blut, bisher für die Muttermilch nicht vor. Eine Beurteilung kann sich daher derzeit nur auf den Vergleich mit der Belastungssituation in einer Referenzregion stützen. Zum Vergleich können die Untersuchungsergebnisse von 50 Muttermilchproben aus München herangezogen werden.

Ergebnisse

Im Gegensatz zu den Proben aus München konnte in allen Muttermilchproben aus dem Landkreis Altötting PFOA bestimmt werden. Während sich in München für PFOA mediane Konzentrationen von <0,025 µg/l (Bestimmungsgrenze) ergaben, lagen sie in Altötting bei 0,128 µg/l. Bis auf eine Probe liegen alle Muttermilchergebnisse aus Altötting über dem 95. Perzentil der Münchner Proben und deuten, wie das Blut, auf eine spezifische Belastungssituation über das Trinkwasser hin.
PFOS konnte in den Muttermilchproben aus Altötting nur in vier von 13 Proben bestimmt werden. Die statistischen Verteilungsparameter liegen in einem mit München vergleichbaren Bereich. Lediglich eine Probe ist mit 0,061 µg/l etwas höher belastet. In dieser Probe wurden auch die höchsten Gehalte an PFOA gefunden. Insgesamt ist die Belastung mit PFOS als niedrig einzustufen.
Die Konzentrationen der übrigen untersuchten perfluorierten Verbindungen lagen mit einer Ausnahme für PFNA und ADONA in allen Muttermilchproben unterhalb der Bestimmungsgrenzen der analytischen Methode. Die aktuelle Belastungssituation mit diesen Substanzen scheint, genau wie im Vergleichsgebiet München, niedrig zu sein. Negative gesundheitliche Wirkungen für den Säugling, auch langfristige, sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht wahrscheinlich.

Gesundheitliche Bewertung

Das Stillen hat vielfältige, wissenschaftlich sehr gut belegte positive Wirkungen für Kind und Mutter. Stillen schützt das Kind beispielsweise vor Infektionskrankheiten, beugt der Entwicklung von Übergewicht und verschiedenen Krankheiten im späteren Leben vor und fördert die Mutter-Kind-Beziehung. Auch wenn PFOA in der Muttermilch unerwünscht ist, überwiegen nach fachlicher Einschätzung des LGL diese zahlreichen positiven Wirkungen.
Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich bislang nicht geäußert. Es gibt derzeit keine internationale Organisation, die bei einer vergleichbaren Situation vom Stillen abraten würde. Das LGL empfiehlt daher den Müttern aus gesundheitlicher Sicht aufgrund der zuvor genannten Vorteile entsprechend der bestehenden Empfehlungen zu stillen. Dies gilt auch in den Bereichen des Landkreises Altötting, in denen das Trinkwasser mit PFOA belastet ist.

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