Gründe für die geringe Beteiligung an der Jugendgesundheitsuntersuchung

In Bayern leben etwa 392.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren. Die Adoleszenz ist geprägt von schnellen Entwicklungsveränderungen mit hormonellem Wechselspiel, körperlichen Veränderungen und alterstypischen plötzlichen Stimmungsschwankungen. Die Auswertungen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) haben gezeigt, dass in diesem Alter die Häufigkeit von Adipositas, Unfällen und psychischen Beschwerden zunehmen. Auch gesundheitsgefährdendes Verhalten ist in dieser Altersgruppe nicht selten. Somit unterscheiden sich die Ansprüche, die an eine gesundheitliche Betreuung in dieser Altersphase gestellt werden, von denen in der Kindheit.

Die 1998 eingeführte Jugendgesundheitsuntersuchung (J1) gilt als Gesundheitscheck beim Eintritt ins Jugendalter zwischen 12 und 14 Jahren. Sie dient dem Zweck, Erkrankungen und Entwicklungsstörungen, aber auch soziale und psychische Probleme möglichst frühzeitig zu erkennen, die Ursachen zu ergründen und therapeutisch einzugreifen. Auch der Impfstatus sollte kontrolliert und es sollten, soweit nötig, Impfungen angeboten und aufgefrischt werden. Die Kosten für die J1-Untersuchung werden von allen gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernommen. Trotzdem liegt die Teilnahmerate der J1-Untersuchung bei nur 43,4 %, während an den Kinderfrüherkennungsuntersuchungen (U1 bis U9) weit über 90 % der Kinder teilnehmen.

Methoden

Um die Gründe für die geringe Teilnahmerate an der Jugendgesundheitsuntersuchung zu evaluieren, wurden im Rahmen einer Masterarbeit am LGL mehrere Gruppendiskussionen mit Jugendlichen durchgeführt. Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und aus allen Schularten diskutierten in vier Gruppen mit jeweils vier bis sechs Teilnehmern. Die Jugendlichen wurden dabei zu ihren Erfahrungen mit der J1, den Gründen für ihre Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme, ihrer Meinung zu ausgewählten Informationsmaterialien und Überlegungen zur Steigerung der Teilnahmerate befragt. Zusätzlich wurden Eltern von Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren, die mittels einer Zufallsstichprobe aus der Einwohnermeldedatei der Stadt München gezogen wurden, zur Teilnahme ihrer Kinder an der J1 befragt.

Ergebnisse

Die meisten Jugendlichen, welche die J1 wahrgenommen hatten, waren zufrieden mit der Untersuchung. Bei den Gruppendiskussionen mit Jugendlichen und in ersten Auswertungen des Elternfragebogens wurde als häufigster Grund für eine nicht wahrgenommene J1 angegeben, dass diese Früherkennungsuntersuchung unbekannt sei. Nur wenige Eltern wurden von der Krankenkasse oder ihrem Arzt an die J1 erinnert. Es gibt nur wenige deutschlandweite Kampagnen zur Information über die J1, darunter eine der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), eine des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte und Informationsmaterialien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Einige wenige regionale Projekte informieren über die J1. Von den Teilnehmern der Gruppendiskussionen kannte allerdings nur eine Jugendliche eine Kampagne. Die bei der Diskussion gezeigten Materialien wurden von den Jugendlichen nicht als besonders attraktiv bewertet. Als weitere mögliche Gründe für die geringe Teilnahmerate an der J1 wurden zeitliche Probleme, Ängste vor der Untersuchung und möglicher Folgen, ein geringes Verantwortungsbewusstsein für die eigene Gesundheit und "keine Lust" diskutiert. Auch die Notwendigkeit einer Früherkennungsuntersuchung wurde infrage gestellt.

Fazit

Es ist aufgrund der Ergebnisse der Masterarbeit zu erwarten, dass die Teilnahmerate an der J1 durch eine flächendeckende Einladung erhöht werden könnte. Zusätzlich könnten attraktive Informationskampagnen die J1 bekannter machen. Durch eine höhere Inanspruchnahme der J1 könnte die Gesundheitssituation der Jugendlichen hinsichtlich psychischer und physischer Probleme mittel- bis langfristig verbessert werden.

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