Vorkommen antibiotikaresistenter Bakterien in Therapiebädern

Hintergrund

Die Möglichkeit, Infektionen mit Antibiotika zu therapieren, stellt einen Meilenstein in der Medizin dar. Durch die Gabe von Antibiotika entstehen jedoch auch Antibiotikaresistenzen. Bei einer zunehmenden Zahl von Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen können daher antibiotikaresistente Bakterien nachgewiesen werden. Häufig besteht große Unsicherheit darüber, wie mit diesen Patienten umgegangen werden soll, da eine Übertragung der antibiotikaresistenten Bakterien auf andere Patienten oder das Personal befürchtet wird. Diese Befürchtungen bestehen beispielsweise auch bei der Hydrotherapie, also bei der Anwendung von Wasser zur Therapie. Das LGL führte eine Literaturrecherche zu Therapiebädern durch. Die Daten aus anderen Ländern zeigten, dass die Wasserdesinfektion nicht immer ausreichte, um alle abgegebenen Bakterien zu inaktivieren. Bakterielle Verunreinigungen können entweder durch nicht ausreichende Wasseraufbereitung oder durch die Besiedelung von Flächen oder Gegenständen auftreten. Immungeschwächte Personen sind besonders anfällig für Infektionen. Da es für Deutschland keine Daten zu antibiotikaresistenten Bakterien in Therapiebädern gibt, entschloss sich das LGL dazu, eigene Untersuchungen durchzuführen.

 

Durchführung der Studie

Das LGL wählte elf Therapiebäder in Bayern aus. An jeweils vier unterschiedlichen Terminen wurden Wasserproben aus den Therapiebecken und verschiedenen Stufen der Wasseraufbereitung entnommen und auf antibiotikaresistente Bakterien untersucht. Daneben untersuchte das LGL in diesen Proben typische mikrobiologische und chemische Wasserqualitätsparameter. Abstrichproben von Oberflächen (vor allem in Sanitärräumen, an Reinigungsgeräten und Schwimmhilfen) ergänzten die Wasserproben. Die Betreiber der Therapiebäder gaben darüber hinaus in einem Fragebogen Auskunft über technische Details der Bäder, Wasseraufbereitung, Reinigungsabläufe sowie Häufigkeit und Dauer der Nutzung der Bäder. Der Nachweis antibiotikaresistenter Bakterien aus Wasser- und Abstrichproben erfolgte auf selektiven Nährmedien. Die Isolate identifizierte das LGL mit MALDI-TOF-MS , einer Methode zur Bestimmung der Gattung bzw. Art der Bakterien, und bestimmte die Antibiotikaresistenzen. Bestimmte Antibiotikaresistenzen kommen bei vielen Bakterien auch natürlich vor, das heißt, sie sind nicht immer ein Hinweis auf einen vorherigen Kontakt der Bakterien mit Antibiotika bzw. anderen antibiotikaresistenten Bakterien.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Hinsichtlich der mikrobiologischen Routineparameter wurden in allen Beckenwasserproben die Grenzwerte gemäß DIN 19643-1 eingehalten. Die chemische Analyse zeigte dagegen in einigen Proben Auffälligkeiten, die Schwächen in der Aufbereitung widerspiegelten. Antibiotikaresistente Bakterien fand das LGL in 14 % der Wasserproben (aus Becken und Aufbereitung) und in 17 % der Abstrichproben (von Oberflächen). 102 antibiotikaresistente Einzelisolate gewann das LGL aus Wasser, 307 von den Oberflächen. Bei den Wasserproben waren die Becken nur selten mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet. Die Nachweise waren überwiegend auf die Schwallwasser- und Filtratproben zurückzuführen. Die Oberflächen von Reinigungsgeräten und Barfußbereichen waren am stärksten mit antibiotikaresistenten Bakterien kontaminiert. Bakterien der Gattung Pseudomonas wurden in vielen Wasser- und Oberflächenproben nachgewiesen. Daneben wurden einige andere fakultative Krankheitserreger (zum Beispiel Stenotrophomonas maltophilia, Sphingomonas paucimobilis) sowie typische Haut- und Umweltbakterien identifiziert. Die meisten antibiotikaresistenten Isolate wurden aus einem Therapiebad isoliert, das nicht nur die größte Anzahl an Nutzern aufwies, sondern auch Probleme mit der Wasseraufbereitung hatte.

Maßnahmen des LGL

Die Kliniken, die an der Studie freiwillig teilgenommen hatten, wurden über die Befunde informiert. Das Bad, in dem die meisten antibiotikaresistenten Bakterien gefunden worden waren, hat auch aufgrund der Ergebnisse des LGL mit umfangreichen Sanierungsarbeiten begonnen. Die Ergebnisse werden der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention zur Verfügung gestellt, damit sie sie gegebenenfalls in den Fachempfehlungen berücksichtigt. Geringes Risiko für Patienten und Personal Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass eine gut funktionierende Wasseraufbereitung und ein adäquates Hygienemanagement für die Reinigung der Oberflächen und der Reinigungsgeräte in Therapiebädern unerlässlich sind, um eine Übertragung von antibiotikaresistenten Bakterien von Patient zu Patient bzw. von Patient auf Pflege- und Reinigungskräfte zu verhindern. Da allerdings viele der nachgewiesenen Resistenzen zu den bei diesen Bakteriengattungen natürlich vorhandenen zählten und typische multiresistente Krankenhauskeime – wie zum Beispiel MRSA , VRE , ESBL - oder Carbapenemase-bildende gramnegative Bakterien – nicht isoliert wurden, kann das Risiko für Patienten und Personal insgesamt als gering eingestuft werden.

 

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