Versorgungsforschung am Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Universitätsklinik Erlangen

Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, PD Dr. Carolin Donath, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung:

Erforschung von nicht-medikamentösen Therapien im Versorgungsalltag

Erforscht werden die Wirksamkeit vor allem nicht-medikamentöser Therapien bzw. Angebote im Kontext der Versorgungsrealität, das heißt unter organisatorischen, finanziellen und zeitlichen Normalbedingungen einer Einrichtung. Bisher wurde eine multimodale nicht-medikamentöse Therapie für Demenzpatienten entwickelt und im Kontext der stationären Versorgung (Pflegeheim) evaluiert (MAKS-Projekt). Es erfolgt die Anpassung auf die Situation in der Tagespflege und die Anwendung in einer cluster-randomisierten prospektiven Verlaufsstudie (DeTaMAKS-Projekt). Des Weiteren wurde der Einsatz elektronischer Bewegungsspiele (e-Games) bei älteren, kognitiv beeinträchtigten Personen hinsichtlich der Effekte im Vergleich zu anderen Angeboten wie Tanzen oder Sport untersucht (BeWiTa-Projekt; Projekt Wii-Spiele und deren Akzeptanz im Pflegeheim). Außerdem wird die Umsetzbarkeit und Effektivität von Bouldern in die ambulante Versorgung von Depressionspatienten evaluiert (KuS-Projekt). Bei chronischen Schmerzpatienten wird untersucht, welche Prädiktoren den Erfolg einer multimodalen Schmerztherapie vorhersagen (Projekt Multimodale Schmerztherapie I).

Psychometrische Versorgungsforschung: Entwicklung und Erprobung versorgungsrelevanter Messverfahren

Entwickelt wurde ein Leistungstest zur Erfassung alltagspraktischer Fähigkeiten (E-ADL-Test). Dieser wird in weiteren Untersuchungen validiert und als Version für leicht demente Zielpersonen weiterentwickelt (Projekt Entwicklung und Validierung des mE-ADL-Tests). Daneben ist die Erfassung von subjektiver Belastung pflegender Angehöriger ein Expertiseschwerpunkt. Ein hier entwickeltes etabliertes Instrument (Häusliche-Pflege-Skala: HPS) wird in verschiedene sprachliche Versionen zum internationalen Einsatz weiterentwickelt und -verbreitet. Außerdem erfolgt die Validierung der 10-Item-Kurzfassung der HPS (Projekt Validierung des Kurzfragebogens HPS-k). Die Anpassung und Validierung von bestehenden Instrumenten zur Erfassung von Versorgungsleistungen (z. B. RUD) gehört ebenfalls zu diesem Forschungsschwerpunkt.

Epidemiologische Suchtforschung von versorgungsrelevantem Risikoverhalten

Bearbeitet wird zum einen die Epidemiologie von riskanten Konsumverhalten (Binge Drinking, Rauchen, Konsum von legalen und illegalen Substanzen) unter dem Schwerpunkt Stadt-Land-Unterschiede und Differenzen nach Migrationshintergrund. Des Weiteren werden Prädiktoren für riskantes Konsumverhalten in der Adoleszenz theoretisch fundiert erforscht (Projekt Risk factors for alcohol binge drinking). Weitere versorgungsrelevante Risikoverhaltensweisen sind suizidale Gedanken und Suizidversuche bei Jugendlichen, deren Prävalenz und Assoziation zum Substanzkonsumverhalten ebenfalls erforscht wird.

Optimierung stationärer Rehabilitationsangebote

Untersucht wurden verschiedene Formen des Entlassungsmanagements bei stationärer neurologischer Rehabilitation (Projekt Prädiktoren des Langzeitverlaufs bei Schlaganfallpatienten). Ergänzt wird dies durch aktuelle Studien, die ermitteln, welche Faktoren während des Klinikaufenthalts vorhersagen, ob ein Patient nach mehreren Jahren noch zu Hause oder im Pflegeheim lebt bzw. verstorben ist. Mit diesen Untersuchungen wird ermittelt, wie der Langzeitverlauf nach Schlaganfall verläuft, welche Parameter den Langzeitverlauf zuverlässig vorhersagen und wie die Langzeitversorgung mit Heilmitteln bei zu Hause lebenden Schlaganfallpatienten ist. Daneben wurde in einem weiteren Projekt untersucht, welche Faktoren den Langzeiterfolg von geriatrischer Rehabilitationsbehandlung vorhersagen (Projekt Erfolgsprädiktoren in der Geriatrischen Rehabilitation).

Häusliche Pflege: Untersuchung von Inanspruchnahme, Zugang und Versorgung bei Entlastungsangeboten

Zehn angehörigenunterstützende und -entlastende Dienste für Demenzpatienten und Angehörige wurden hinsichtlich Prädiktoren ihrer Inanspruchnahme beleuchtet (Projekt Inanspruchnahme und Vorhersage der Nutzung von Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige). Dabei konnten klare Barrieren und Ressourcen für Inanspruchnahme unterstützender Dienste identifiziert werden. Zugangswege zur Versorgung und einzelne Versorgungspfade werden außerdem bei chronischen Schmerzpatienten untersucht (Projekt Multimodale Schmerztherapie II). Zudem werden Versorgungspfade im Sinne stationärer oder ambulanter Versorgung bei Demenzpatienten erforscht, mit dem Ziel, Prädiktoren für den Heimübertritt langfristig zu identifizieren und von pflegenden Angehörigen angegebene Gründe für den Heimübertritt systematisch zu untersuchen (Projekt IDA: Prädiktoren des Heimübertritts bei zu Hause lebenden Demenzpatienten). Die gesundheitliche Situation und die Belastungssituation pflegender Angehöriger wird in einer deutschlandweiten Querschnittsstudie untersucht (Projekt Situation pflegender Angehöriger eines Demenzkranken).

Gesundheitsökonomie (in Kooperation)

In Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, wurden die Kosten für die Versorgung von zu Hause und im Heim lebenden Demenzpatienten verglichen und die Versorgungsintensität anhand der Inanspruchnahme von Leistungen beschrieben. Außerdem werden kooperativ die gesundheitsökonomischen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Versorgung von nicht-medikamentösen Therapien bei Demenzpatienten in der Tagespflege erforscht (DeTaMAKS-Projekt).