Forschungsprojekt:Maßnahmen gegen Virosen in der ökologischen Aquakultur

Teilprojekt im Forschungsvorhaben „Desinfektion nach Ausbrüchen infektiöser Virusseuchen in Fischteichen“

Kurzbeschreibung des Gesamtprojektes

Viruserkrankungen führen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in der Aquakultur zu großen Verlusten. Um die wirtschaftlichen Verluste zu minimieren und um natürliche Fischbestände zu schützen wird nach der EU-Fischseuchenverordnung eine Seuchenfreiheit europäischer Fischereibetriebe angestrebt. Schon der Verdacht eines Auftretens der Erreger VHS, IHN, IPN und KHV ist bei den zuständigen Behörden anzuzeigen. Infizierte Fische dürfen nicht als Satzfische in den Handel gebracht werden. Sie müssen gekeult werden oder bis zur Erreichung des Schlachtgewichtes im Teich verbleiben. Nach der Endmast dürfen sie zu Speisezwecken dem Lebensmittelmarkt zugeführt werden. Die Haltungseinrichtungen sind nach dem Tierseuchengesetz mit gezielten Desinfektionsmaßnahmen zu dekontaminieren. Da bei der Intensivhaltung von Forellen die Fischbestände meist in kleinen Haltungseinheiten mit Betoneinfassungen aufgezogen werden, ist dort eine Desinfektion einfacher durchführbar als in Naturteichen, wie sie in der traditionellen Karpfenteichwirtschaft üblich sind. Abgesehen von deutlich höheren Kosten, bedingt durch die Größe von Erdteichen, drängen sich darüber hinaus Fragen bezüglich der Wirksamkeit bei heterogenen Bodeneigenschaften, bezüglich der Eindringtiefe und Tenazität von Erregern auf. Unter Praxisbedingungen, aus Kostengründen und im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit sind für die Ausbringung im Naturteich lediglich Branntkalk, Kaltstickstoff und Peressigsäure in Verbindung mit chemisch-physikalischen Parametern (Austrocknung, Ausgefrieren und Sonneneinstrahlung) zulässig. In Deutschland wird in der Karpfenproduktion etwa eine Fläche von 40 000 ha bewirtschaftet. Die Größe der einzelnen Teiche variiert und reicht von wenigen hundert Quadratmetern bis zu über 100 ha. Die Erzeugung von Speisekarpfen ist derzeit ohne geschicktes Marketing (Bio-Zertifizierung, Direktvermarktung) kaum rentabel. Aufgrund der hohen Gestehungskosten im Vergleich zum geringen erzielten Marktpreis von derzeit 2,50 €/kg sowie dem erhöhten Vogelfraß und Auftreten von Virosen (im Besonderen KHV) und Parasitosen ging die Erntemenge von Speisekarpfen im Jahr 2008 um 3% zurück, was wiederum einige Nebenerwerbsbetriebe zur Geschäftsaufgabe zwang. Besonders betroffen ist derzeit Sachsen, wo in einer Vielzahl von Betrieben ein seuchenhaftes Verlustgeschehen zu beobachten ist. Ebenso konnte nach einem durchgeführten Teich- und Fließgewässer-Monitoring in Bayern mittels Antikörpertest nachgewiesen werden, dass das Koi-Herpesvirus sowohl in der Teichwirtschaft als auch in Fließgewässern eine weite Verbreitung findet. Bei 63% der Karpfen sowohl aus den untersuchten Fließgewässern als auch aus Teichen in Bayern konnten Antikörper mittel ELISA-Test (enzyme-linked immuno-sorbent-assay) nachgewiesen werden, 21% der untersuchten Fische wurden als „verdächtig“ eingestuft.

Bisher gibt es nur unzureichende Untersuchungen, wie und ob Viruspartikel nach dem Ausbruch einer Fischseuche im Sediment befallener Teiche weiterhin überleben können. Im beantragten Projekt soll die Virus-Tenazität im Teichsediment sowie Möglichkeiten einer erfolgreichen Desinfektion in Aquakulturanlagen mit Naturböden und -wänden ermittelt werden. In vorliegender Untersuchung wird das Hauptaugenmerk auf das Koi-Herpesvirus gelegt. Darüber hinaus wird die Desinfektionswirkung auf VHS, IHN und IPN überprüft. Als Desinfektionsmittel sollen Branntkalk, Kalkstickstoff sowie Peressigsäure zum Einsatz kommen. Zudem wird der Einfluss von Austrocknung, natürlicher UV-Strahlung und Wärme auf die Erreger erprobt. Zusätzlich sollen auch verschiedene Kombinationen der Desinfektionsmittel mit den eben genannten Teichpflegemaßnahmen unter Einbeziehung typischer Bodenmatrices von naturbelassenen Teichen angewandt werden. Eine Überprüfung der Umweltverträglichkeit ist bei den im Projekt zum Einsatz kommenden Desinfektionsmitteln nicht notwendig.

Ziel des beantragten Projektes ist es, den Teichwirten und der Veterinärverwaltung Empfehlungen für eine sichere Desinfektion von Erdteichen nach einem Ausbruch von KHV sowie VHS, IHN und IPN an die Hand geben zu können.

Laufzeit: 2011-2013