Forschungsprojekt: Perchlorat / Chlorat – Rückstand und / oder Kontaminante – Einfluss der rechtlichen Einordung auf die Untersuchungsergebnisse
Kurzbeschreibung
Mit dem Projekt sollte anhand vergleichender Untersuchungen beleuchtet werden, wie sich die Gehalte an Perchlorat und Chlorat in den untersuchten Lebensmitteln in Abhängigkeit von der Betrachtung als Rückstand oder Kontaminante verhalten. Mit den Untersuchungen von ausgewähltem, frischen Obst und Gemüse vom bayerischen Markt auf Chlorat und Perchlorat sollte die Verteilung von Perchlorat und Chlorat im Lebensmittel ermittelt werden und damit ggf. auch der Eintragsweg abgeleitet werden. Dies sollte in einem Überblick über die Belastungssituation der Lebensmittel münden und die daraus resultierende Exposition des Verbrauchers abgeschätzt werden.
Da die bisherigen Daten aus Untersuchungen von Pflanzenschutzmitteln stammen, sind Verarbeitungsprozesse wie Schälen und Waschen nicht berücksichtigt. Durch die Untersuchungen kann die tatsächlich aufgenommene Menge besser abgeschätzt werden, insbesondere wenn eine ungleiche Verteilung der Stoffe im Lebensmittel vorliegt.
Neben der Expositionsabschätzung und der genaueren toxikologischen Bewertung (z. B. bei hohen Einzelbefunden), sind Informationen über die Stoffverteilung auch hinsichtlich der rechtlichen Bewertung von Chlorat in verarbeiteten Lebensmitteln von Bedeutung. Durch die gewonnen Daten könnten erste Erkenntnisse zur Ableitung von Verarbeitungsfaktoren im Sinne von Artikel 20 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 [6] ermittelt werden. Außerdem sollten die vergleichenden Untersuchungen zeigen, ob die Untersuchung auf Perchlorat zwingend als Kontaminante erfolgen muss oder ob zumindest zu Screeningzwecken eine Untersuchung als Pflanzenschutzmittel-Rückstand ausreichend ist.
Schlussfolgerungen
Auf Grund der geringen Anzahl an Proben, in welchen Chlorat und/oder Perchlorat nachgewiesen wurden, lassen die vorliegenden Daten leider keinen Rückschluss auf einen möglichen Eintragsweg zu. Ebenso kann aufgrund der nicht signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Vorbereitungsmöglichkeiten nicht auf die konkrete Verteilung der beiden Stoffe innerhalb der untersuchten Frucht geschlossen werden. Lediglich bei Zitrusfrüchten und Karotten kann vermutet werden, dass der Anteil an Perchlorat in der Schale etwas höher ist als im Fruchtfleisch.
Es zeigte sich im Projekt, dass sich die „haushaltsübliche Verarbeitung“ als Probenvorbereitung deutlich aufwändiger gestaltet als die Vorbereitung für die Untersuchung auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände. Je nach Matrix ergab sich pro Probe ein erhöhter Zeitaufwand von ca. 15 Minuten (Gurke) bis hin zu ca. 45 Minuten (Salat).
Der Vergleich der Perchloratgehalte zwischen beiden Vorbereitungsmöglichkeiten ergab jedoch keinen signifikanten Unterschied. Daher kann im Laboralltag auf die aufwändige Probenvorbereitung für Kontaminanten zu Screening-Zwecken verzichtet werden und die Bestimmung aus derselben Analysenprobe wie die Pestiziduntersuchung erfolgen.
Chlorat wurde in nur sehr wenigen Proben (7 %) in sehr geringen Konzentrationen (durchschnittlicher Gehalt von 0,016 mg/kg) nachgewiesen. Im Zeitraum von Mitte 2013 bis Anfang 2014 wurde vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA-S) in etwa 24 % der untersuchten Proben Chloratrückstände nachgewiesen. Daraus lässt sich schließen, dass der Anteil an Proben, welche Chlorat enthalten, deutlich gesunken ist, wie auch eine weiterführende Untersuchung des CVUA-S bestätigte. Dies lässt sich möglicherweise durch die von deutschen und europäischen Lebensmittelüberwachungsbehörden geleistete Aufklärungsarbeit erklären.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Exposition des Verbrauchers durch Chlorat und Perchlorat in Lebensmittelproben aus dem bayerischen Handel als sehr niedrig einzustufen ist.
Laufzeit: 2014