Forschungsprojekt: Weichmacher im Hausstaub und in Nahrungsmitteln und ihre Bioverfügbarkeit
Kurzbeschreibung:
Die orale Bioverfügbarkeit von mengenmäßig relevanten Phthalaten sowie Diisononylcyclohexan-1,2-dicarboxylat (DINCH) im Hausstaub wird im Modellorganismus Schwein absolut und relativ zur Bioverfügbarkeit nach intravenöser Gabe bzw. nach Aufnahme mit der Nahrung bestimmt.
Kleinkinder nehmen oral große Mengen an Staub auf; vorgeschlagene Werte der US EPA (exposure factors handbook, 2011) für die tägliche Aufnahme belaufen sich auf 60 mg (Allgemeinbevölkerung, mittlerer Schätzer) bzw. 100 mg (Allgemeinbevölkerung, oberstes Perzentil). Dies kann ein gesundheitliches Risikodarstellen, da teils große Mengen an Schadstoffen im Hausstaub zu finden sind. Mengenmäßig und toxikologisch bedeutsam sind in diesem Zusammenhang die Phthalate, welche zu den wichtigsten Industriechemikalien gehören und hauptsächlich als Weichmacher eingesetzt werden. Da Kenntnisse bezüglich deren oraler Bioverfügbarkeit in vivo aus der Matrix Staub und Nahrungsmittel bisher völlig fehlen, wird bei der Risikobewertung grundsätzlich von 100% (worst-case scenario) ausgegangen. So wurde die Belastung mit Phthalaten vom österreichischen Umweltbundesamt als bedenklich bewertet, „da Berechnungen ergeben, dass vor allem bei Kleinkindern duldbare tägliche Aufnahmemengen überschritten werden können“. Die interne Exposition gegenüber Phthalaten nach der Aufnahme von Staub in der Risikobewertung könnte demnach aufgrund fehlender Kenntnisse deutlich überbewertet sein und nicht der Realität entsprechen. In der Folge ist zu befürchten, dass unter Umständen Maßnahmen ergriffen werden, ohne dass sich diese aufgrund der Datenlage wirklich begründen lassen.
Weichmacher kommen mittlerweile ubiquitär in der Umwelt und der Nahrung vor. Derzeit gibt es keine sichere Bewertung des Risikos für die Gesundheit des Menschen durch die Gesamtbelastung mehrerer Weichmacher unter Berücksichtigung möglicher Kombinations-Effekte. Nur durch Kenntnisse zur Bioverfügbarkeit kann im Rahmen der Risikobewertung eine fundierte Abschätzung der internen Exposition bei oraler Aufnahme getroffen werden. Neben Weichmachern gibt es verschiedene andere Schadstoffe, welche internationalen Studien zufolge in großen Mengen im Hausstaub zu finden sind. Diese stammen hauptsächlich aus der Ausstattung und aus Artikeln des täglichen Bedarfs, andererseits finden sich in Gebäuden auch die Luftschadstoffe aus der Außenluft. Die Innenraumbelastung kann unter anderem auch ein gesundheitliches Risiko für Menschen darstellen, da wir - bedingt durch die modernen Lebensgewohnheiten - durchschnittlich 90% unserer Lebenszeit in Innenräumen verbringen. Für die meisten Chemikalien fehlen Kenntnisse zur oralen Bioverfügbarkeit, so dass die interne Belastung nur geschätzt werden kann. Nach erfolgreicher Etablierung einer Methode zur Bestimmung der Absorption von Weichmachern in vivo ließe sich die Vorgehensweise möglicherweise auf andere Substanzen übertragen, so dass auch dessen orale Bioverfügbarkeit ermittelt werden kann.
Laufzeit: 2014 bis 2016