Forschungsprojekt: Machbarkeitsstudie Carbazole in Innenräumen
Kurzbeschreibung
9H-Carbazol kommt im Steinkohlenteer und in Erdöl vor und wurde erstmals 1872 von Grabe und Glaser aus Steinkohlenteer isoliert. Daneben kommen eine Vielzahl an halogenierten Carbazolen vor, die über Abwasserbehandlungsanlagen, unvollständige Verbrennungsprozesse und aus Altablagerungen in die Umwelt gelangen können. Sie kommen als Verunreinigung vor bzw. werden eingesetzt in Indigofarbstoffen, Herbiziden und in Polymeren von Elektro- und Elektronikprodukten. Auch der Abbau anderer Umweltkontaminanten, z.B. in Rüstungsaltlasten, wurden als Quelle beobachtet (Goerner, J Photoch Photobio 2010). Aus gesundheitlicher und ökologischer Sicht sind insbesondere die chlorierten und bromierten Carbazole von besonderer Bedeutung, da sie im Verdacht stehen, persistent in der Umwelt zu sein und in Organismen zu akkumulieren (Zhu & Hites, Environ Sci Technol 2005). Allerdings sind Daten zum Verbleib in der Umwelt und zu Wirkungen auf Organismen noch begrenzt. Halogenierte Carbazole wurden mittlerweile in verschiedenen Untersuchungen in der aquatischen Umwelt, insbesondere in Sedimentproben nachgewiesen (Zhu & Hites Environ Sci Technol 2005; Grigoriadou & Schwarzbauer, Water Air Soll Pollut 2011; Guo et al., Environ Sci Technol 2014; Pena-Abaurrea et al., Environ Sci Technol 2014). In deutschen Flüssen bzw. der Nordsee wurden insbesondere Carbazol, 1, 2-Benzocarbazol und Dichlorocarbazol nachgewiesen (Chen et al., Chemosphere 2016). In einer chinesischen Studie wurde 9-Carbazol erstmals auch in Bodenproben und insbesondere im Straßenstaub gefunden (Wei et al., Chemosphere 2015). Aus tierexperimentellen Studien gibt es für 9H-Carbazol Hinweise auf kanzerogene Effekte, allerdings bewertet die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC: International Agency for Research on Cancer) die Datenlage als nicht hinreichend für eine Einstufung. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit der chlorierten Carbazole zu den halogenierten Dibenzofuranen wurde eine dioxinähnliche biologische Wirkung vermutet. In neueren Untersuchungen, unter anderem aus dem Helmholtzzentrum in Neuherberg, konnte dies bestätigt werden (Riddell et al., Environ Sci Technol 2015; Mumbo et al., Environ Sci Pollut Res Int 2015). Bisher sind 9H-Carbazol und halogenierte Carbazole nicht in Innenräumen untersucht worden. Aufgrund ihrer chemisch-physikalischen Charakteristika und ihres Einsatzes sind sie im Hausstaub aber zu vermuten. In einer Machbarkeitsstudie soll
- die bestehende Analysenmethode erweitert und validiert werden, damit verschiedene Carbazole in Hausstaubproben gemessen,
- eine Methode zur Messung von Carbazolen in der Luft geprüft und
- wissenschaftliche Literatur zu dem Themenkomplex gesichtet werden.
Laufzeit: 01.07.2016-31.12.2016