Lärmbelastung und stimmliche Belastung an Schulen
In der Schule existieren zahlreiche unterschiedliche Geräuschquellen und Lärm ist allgegenwärtig. Während des Unterrichts werden störende Hintergrundgeräusche durch Schülerinnen und Schüler, lärmerzeugende Einrichtungsgegenstände oder Umgebungslärm verursacht. Diese Lärmbelastung ist auch für das Schulpersonal spürbar. Lärm und Nachhall werden von Schulpersonal immer wieder an vorderster Stelle genannt, wenn es um Belastungsfaktoren im Schulalltag geht.
Projektziele
Im Projekt „Lärmbelastung und stimmliche Belastung an Schulen“ möchten wir uns diesem bedeutsamen Thema widmen. Ziel des Projekts ist es, schulspezifische Lärmquellen zu identifizieren, um Schulleitungen und Lehrpersonal bei der Auswahl und Umsetzung geeigneter Maßnahmen zu unterstützen und die Selbsthilfe- und Handlungsfähigkeit vor Ort zu stärken. Anwendungsorientierte Präventionsmaßnahmen sollen die Lärmsituation an Schulen und damit auch das Wohlbefinden und die Gesundheit des Schulpersonals positiv beeinflussen.
Projektbeschreibung
Aufgrund der Vielfältigkeit des Schullärms, ist eine ganzheitliche Betrachtung des Themas notwendig. Wir setzen daher auf Interdisziplinarität und Methodenvielfalt. So kann ein umfassendes Bild über die Lärmsituation vor Ort gewonnen und zielgerichtete Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Neben raumakustischen Kennwerten, spielen zum Beispiel auch die Arbeitsorganisation sowie das subjektive Lärm- und Hörempfinden des Schulpersonals eine wichtige Rolle.
Abbildung 1: Ganzheitliches Konzept im Projekt „Lärmbelastung und stimmliche Belastung an Schulen"
Das Projekt gliedert sich in folgende Angebote:
- Umfassende Beratung und Informationsvermittlung zu den Themen Akustik, Lärm und Stimme
- Berücksichtigung baulicher Gegebenheiten und raumakustischer Bedingungen
- Messung von Schalldruckpegeln und Nachhallzeiten
- Orientierende audiometrische Untersuchungen
- Partizipation des Lehrpersonals durch Befragungen und Interviews
- Ableitung schulspezifischer Handlungsempfehlungen sowie Unterstützung bei deren Umsetzung und Maßnahmenevaluation
Aktuelles im Projekt
Akustische Messungen
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Bei Interesse führen wir Lärmpegelmessungen und Messungen der Nachhallzeit im Rahmen von Begehungen an Ihrer Schule durch. Mit Hilfe standardisierter Lärmpegelmessungen während des Unterrichts kann ermittelt werden, wie Lärmpegel in Abhängigkeit der Schulart, der Klassenstufe und der Unterrichtsmethodik variieren.
Ziel ist es herauszufinden, wie hoch die Lärmbelastung von Lehrkräften im Unterricht und über den Arbeitstag ist.
Mit Hilfe von Nachhallzeitmessungen wird die Akustik des Unterrichtsraums genauer beurteilt und es kann festgestellt werden, ob ein Raum zu hallig ist. Eine gute Raumakustik reduziert die Stimmbelastung der Lehrkräfte, erhöht die Sprachverständlichkeit und ist für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler wichtig. Kontaktieren Sie uns gerne für die Vereinbarung eines Messtermins.
(Online-)Seminare Lärm und Stimme
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Zu den Themen Lärm und Stimme im Kontext Schule bieten wir auch (Online-)Seminare an. Genauere Informationen (z. B. Termine, Anmeldung) werden auf unserer Homepage veröffentlicht. Weitere Seminarthemen finden Sie unter Schulungs- und Trainingsangebote.
Weiterführende Informationen zum Thema Lärm und Stimme
Raumakustik
Eine schlechte Raumakustik in Klassenzimmern fördert die Entstehung und Ausbreitung störender Geräusche. Ist der Raum zu hallig, klingen störende Geräusche noch lange nach. Eine schlechte Raumakustik und störende Hintergrundgeräusche wirken sich außerdem negativ auf die Sprachverständlichkeit aus und erschweren die Kommunikation im Unterricht. Gemäß der Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A 3.7 Lärm) sollten Hintergrundgeräusche im Klassenraum, die z. B. durch technische Geräte erzeugt werden, eine Lautstärke von 35 dB(A) nicht übersteigen.
Lärmwirkungen
Lärm wirkt sich auf unterschiedliche Weise auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen aus. Grundsätzlich wird zwischen auralen und extra-auralen Lärmwirkungen unterschieden.
Aurale Lärmwirkungen betreffen das Hörvermögen des Menschen. Hierbei gilt das Dosis-Wirkungsprinzip, d. h. je höher und länger die Intensität und Dauer des Schalls, desto tiefgreifender ist die Wirkung. Die unteren bzw. oberen Auslösewerte in Bezug auf den Tages-Lärmexpositionspegel (8h) liegen gemäß Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung bei 80 dB(A) bzw. 85 dB(A). Bei anhaltenden Schallpegeln dieser Größenordnung können reversible bzw. irreversible Hörschädigungen auftreten. In der Schule werden diese Tages-Lärmexpositionspegel in der Regel nicht erreicht.
Extra-aurale Lärmwirkungen meinen die physiologischen (mit Ausnahme des Hörorgans), psychologischen und sozialen Wirkungen von Lärm auf den Menschen und beeinflussen dessen:
- Gesundheit (Aktivierung des zentralen und vegetativen Nervensystems)
- Kognitive Leistungsfähigkeit (Aufmerksamkeit und Konzentration)
- Kommunikation (Sprachverständlichkeit und akustische Orientierung)
- Subjektives Wohlbefinden (Gemütszustand und subjektive Befindlichkeit)
Extra-aurale Lärmwirkungen haben keinen direkten Pegelbezug. Die Folgen derartiger Lärmwirkungen sind Stressreaktionen, die nach der Schalleinwirkung schnell wieder abklingen, bei anhaltender Schalleinwirkung jedoch negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen können, z. B. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Aus diesem Grund sind den extra-auralen Wirkungen vor allem in der Schule eine große Bedeutung beizumessen.
Lärm und Stimme
Mit der Lärmbelastung steigen auch die stimmlichen Anforderungen an das Lehrpersonal und das Risiko für berufsbedingte Stimmerkrankungen (Berufsdysphonie) nimmt zu. Eine gesunde und tragfähige Stimme ist aber gerade für Lehrkräfte als Berufssprechende essentiell. Im Lehrberuf können unterschiedliche arbeitsbezogene und individuelle Faktoren das Risiko, eine Stimmstörung zu entwickeln, erhöhen. Zu diesen Faktoren gehören unter anderem ein hoher Lärmpegel, eine ungünstige Raumakustik in Unterrichtsräumen sowie eine mangelnde stimmliche Leistungsfähigkeit. Der Prävention von Stimmstörungen im Lehrberuf sollte daher eine große Bedeutung beigemessen werden.
Maßnahmen zur Lärmprävention
Beim Thema Lärm und Stimme spielen unterschiedliche arbeitsbezogene und individuelle Faktoren eine Rolle, sodass eine Kombination verhältnis- und verhaltenspräventiver Maßnahmen sinnvoll ist. Dabei stellt das im Arbeitsschutz gebräuchliche (S)TOP-Prinzip eine gute Hilfestellung dar, das anhand der nachfolgenden lärmbezogenen Beispiele kurz erklärt werden soll:
- Substitution (z. B. Ersetzen lärmerzeugender Geräte)
- Technische Maßnahmen (z. B. Installation von Akustikteilen)
- Organisatorische Maßnahmen (z. B. Etablierung von Verhaltensregeln)
- Persönliche Maßnahmen (z. B. Individueller Gehörschutz bei Arbeit an lauten Maschinen)
Die Auswahl und Kombination geeigneter Maßnahmen hängen von den Gegebenheiten der jeweiligen Schule ab.
Ansprechpartner
Anfragen rund um das Projekt senden Sie bitte an amis-bayern-laerm@lgl.bayern.de.
Quellen und Publikationen
- Anders, F. (2020). Was hilft gegen Lärm in der Schule? Abgerufen von https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/was-hilft-gegen-laerm-in-der-schule/ [08.10.2020]
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. (Mai 2018). Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR A3.7-Lärm. Abgerufen von https://www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/ASR/pdf/ASR-A3-7.pdf?__blob=publicationFile&v=3 [08.11.2020]
- DIN Deutsches Institut für Normung e. V. (2016). DIN 18041 Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen, Hinweise zur Planung (18041:2004-05).
- Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV) idF vom 06.03.2007 (BGBl. I S. 261), zuletzt geändert durch Artikel 5 Absatz 5 der Verordnung vom 18. Oktober 2017 (BGBl. I S. 3584).
- Ilomäki, I., Leppänen, K., Kleemola, L., Tyrmi, J., Laukkanen, A.-M., & Vilkman, E. (2009). Relationships between self-evaluations of voice and working conditions, background factors, and phoniatric findings in female teachers. Logopedics Phoniatrics Vocology, 34, 20–31. doi: 10.1080/14015430802042013
- Ising, H., Plath, P., Rebentisch, E., & Sust, C. A. (1996). Lärmbeurteilung - Gehörschäden. Wirkungen von Lärm auf das Gehörorgan - Effekte, Mechanismen, Prävention -. In Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Ed.), Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse: Forschungsergebnisse für die Praxis (Vol. 97). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH.
- Ising, H., Sust, C. A., & Rebentisch, E. (1996). Lärmbeurteilung - Extra-aurale Wirkungen. Auswirkungen von Lärm auf Gesundheit, Leistung und Kommunikation. In Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Ed.), Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse: Forschungsergebnisse für die Praxis (Vol. 98). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH.
- Sust, Ch. A., & Lazarus, H. (1997). Lärmbeurteilung – Schule, Aus- und Weiterbildung. In Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Ed.), Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse: Forschungsergebnisse für die Praxis (Vol. 103). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH.