Analyse, Evaluierung von Versorgung sowie vergleichende Wirksamkeitsforschung

Univ.-Prof. Dr. Klaus Nagels, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften (IMG) der Universität Bayreuth

In diesem Forschungsschwerpunkt steht das jeweilige Versorgungsgeschehen auf der Mikroebene im Mittelpunkt, dort wo die Versorgungsleistungen operativ erbracht werden. Die zu betrachtende Versorgungsleistung wird unabhängig von der konkreten Forschungsfrage zunächst strukturiert und vergleichend aufbereitet. Unter anderem werden Ätiologie und Epidemiologie der zugrundeliegenden Erkrankung sowie zur Verfügung stehende diagnostische Maßnahmen und therapeutische Optionen zusammengestellt. Alternative Versorgungskonzepte werden zusammengetragen und eingeordnet. Falls erforderlich, werden die nationalen Versorgungsleistungen und -prozesse in den internationalen Vergleich gestellt. Es erfolgt ebenfalls eine erste gesundheitsökonomische Einordnung, um die wirtschaftliche Bedeutung der Fragestellung zu klären. Die konkreten Forschungsfragen werden aus dem Stand der Wissenschaft sowie aus den relevanten Fragen abgeleitet, die mit dem Versorgungsgeschehen konkret verbunden sind und deren Beantwortung aus wissenschaftlicher oder praxisorientierter Perspektive als relevant angesehen werden. Oft werfen produkt- oder prozessorientierte Innovationen entsprechende Fragestellungen auf, die bestehende Versorgungsleistungen infrage stellen. In der wissenschaftlichen Betrachtung der jeweiligen Versorgungsleistung bzw. des Versorgungskonzeptes werden die einzelnen Komponenten zunächst nach „input – throughput – output – outcome“ strukturiert. Darüber hinaus wird ein internationaler Vergleich ermittelt, soweit das vor dem Hintergrund einschränkender Gegebenheiten, wie beispielsweise unterschiedliche epidemiologische Häufigkeit, sinnvoll erscheint. Grundlagen der in der Betrachtung stehenden Erkrankung werden mit den klinischen und epidemiologischen Daten erfasst. Forschungsrichtungen, die zukünftig neue ätiologische oder diagnostisch-therapeutische Erkenntnisse erbringen können werden analysiert und falls sinnvoll, in Form von Szenarien in die Diskussion der Ergebnisse integriert. In den letzten Jahren wurden vier Studien zur Klärung der epidemiologischen Parameter von Erkrankungen bzw. abgrenzbaren Stadien einer Erkrankung untersucht, zumal viele epidemiologische Kennzahlen auf veralteten Studien beruhen oder lediglich Schätzungen darstellen. Gesundheitsökonomische Evaluationsansätze kommen im Sinne der Untersuchung von Einzelaspekten bzw. Perspektiven oder in umfassender Weise zum Einsatz. Kosten-Wirksamkeit-Analysen, Kosten-Nutzwert-Analysen und Kosten-Nutzen-Analysen stehen dabei im methodischen Fokus zur Untersuchung einzelner Aspekte und werden in Einzelfällen durch Analysen zur Lebensqualität oder PRO-Analysen ergänzt (PRO, Patient Reported-Outcome). Bei umfassenderen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Evaluation von technologiegestützten Komponenten, die bei der Erbringung von Versorgungsleistungen eine Rolle spielen, werden HTA-Analysen durchgeführt. Zur Untersuchung komplexer Interventionen und deren Alternativen, bei denen die Wirkung auf mehrere Komponenten zurückzuführen ist, werden Studien nach dem Prinzip der vergleichende Wirksamkeitsforschung (Comparative Effectiveness Research, CER) durchgeführt. Als Studientypen kommen sowohl randomisierte, prospektiv-experimentelle Designs (RCT), randomisierte „pragmatic trials“ und klassische Beobachtungsstudien-Formate zum Einsatz.

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