Pressemitteilung

19.06.2023
Nr. 23/2023

Tiergesundheit

Hühner im Hitzestress - Worauf auch Hobby-Tierhalter bei ihrem Geflügel achten sollten

Hohe Temperaturen können für Hühner schnell zu einer gefährlichen Belastung werden. Das LGL erklärt, wie eine drohende Überhitzung beim Federvieh erkannt werden kann und gibt Tipps zu einfach umsetzbaren Gegenmaßnahmen.

Hühner tun sich bei der Bewältigung von hohen Umgebungstemperaturen besonders schwer. Große Hitze kann bei ihnen rasch zu Stress und einer Schwächung des Immunsystems bis hin zum Tod führen. Anlässlich steigender Temperaturen und einem zu erwartenden heißen Sommer weist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) insbesondere Hobby-Hühnerhalter auf diese Gefahr hin.

Legehennen fühlen sich bei Temperaturen zwischen 18°C und 22°C am wohlsten. Bereits Lufttemperaturen ab 25°C – vor allem in Kombination mit einer hohen Luftfeuchtigkeit (ab 70 Prozent) – können hingegen negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Produktivität und die Gesundheit der Tiere haben. So wirkt das Gefieder isolierend und schränkt die Wärmeabgabe ein. Weil Hühner zudem keine Schweißdrüsen besitzen, können sie nicht schwitzen. Die Wärmeabgabe erfolgt ausschließlich über die Haut und Schleimhäute. Da Verdauung und Stoffwechsel zusätzliche Wärme produzieren, kommen die Tiere bei hohen Temperaturen somit sehr schnell in einen kritischen Bereich. Daher ist es sehr wichtig, eine beginnende Überhitzung möglichst frühzeitig zu erkennen und die Hühner bei der Abkühlung zu unterstützen. 

Signale für akute Wärmebelastung
Eine gute Tierbeobachtung ist sehr wichtig, um auf Hitzestress frühzeitig reagieren zu können. Hühner öffnen bei Hitze ihren Schnabel („Schnabelatmung“) und versuchen durch eine erhöhte Atemfrequenz über die Atemwege Wärme abzugeben. Daneben spreizen sie die Flügel seitlich vom Körper ab und sträuben das Gefieder, um den Körper besser zu belüften. Weitere Verhaltensweisen, die auf eine erhöhte Wärmebelastung hinweisen, können eine verringerte Bewegungsaktivität, reduzierte Futteraufnahme und vermehrte Trinkaktivität sein.

Dauert der Hitzestress längere Zeit an, führt die Belastung der Hühner zu weiteren Auffälligkeiten: Ein Rückgang bei der Legeleistung und eine verringerte Qualität können ebenso ein Hinweis sein wie eine zunehmende Krankheitsanfälligkeit. Auch Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus können unter anderem durch hohe Wärmebelastung ausgelöst werden. In extremen Fällen können durch Überhitzung und Dehydration akut erhöhte Tierverluste aufgrund von Kreislaufversagen auftreten.

Tipps zur Verringerung einer Wärmebelastung
Folgende einfache Maßnahmen helfen gegen Hitzestress bei Hühnern: 

  • Aufstellen des Stalls im Schatten; in Gärten ohne natürliche Schattenspender sollten zusätzliche Schattenplätze (z. B. Sonnensegel und/oder Sonnenschirme) geschaffen werden
  • Gute Ventilation (ohne Zugluft) im Stall (ausreichende Anzahl an Öffnungen)
  • Gute Isolierwirkung/Wärmedämmung des Stalls, vor allem direkt unter dem Dach 
  • Helle Dachabdeckung wählen; Dach des Stalls für mehr Kühlwirkung befeuchten
  • Abdunkelung der Fenster insbesondere auf der Sonnenseite
  • Zugang zu gut strukturiertem Auslauf (Büsche, Bäume und Sträucher) gewähren
  • Fütterung in kühlere Tageszeiten legen (z. B. frühe Morgenstunden) 
  • Ständige Verfügbarkeit von sauberem, kühlem Wasser (im Schatten aufstellen und mehrmals täglich erneuern); bei Extremtemperaturen Eiswürfel in das Wasser geben
  • Den Hühnern ermöglichen in kühler Erde/Substrat staubzubaden
  • Futterzusammensetzung und unterstützende Zusatzstoffe über das Tränkewasser ggf. mit einem vogelkundigen Tierarzt/-in besprechen
  • Zusätzlichen Stress vermeiden

Zur besseren Einschätzung der Wärmebelastung bei Geflügel und um frühzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, kann neben einer guten Tierbeobachtung auch der sogenannte Enthalpiewert hilfreich sein. Dieser Kennwert gibt den Gesamtwärmeinhalt der Luft an und kann tagesaktuell im Zeitraum von Mai bis September über den Deutschen Wetterdienst abgerufen werden: https://www.dwd.de/DE/leistungen/enthalpie/enthalpie.html. Als kritische Obergrenze für Geflügel ist ein Wert von 67 kJ/kg anzusehen.

Allgemeine Informationen zur Hobby-Hühnerhaltung können folgender Broschüre entnommen werden: https://www.lgl.bayern.de/publikationen/doc/huehnerhaltung_hobby.pdf

Weiterführende Tipps für den Tierschutz bei Hitze: 
LGL-Pressemitteilung 25/2022: Hohe Temperaturen machen auch Haustieren zu schaffen 


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Lebensmittelchemie, Human- und Veterinärmedizin, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, Physik, Psychologie, Ökotrophologie, Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.
Auf dem Gebiet der Tiergesundheit umfassen die Aufgaben des LGL die Diagnostik von Tierkrankheiten, deren Prävention und Bekämpfung, den Tierschutz sowie die Überwachung des Verkehrs mit Futter- und Tierarzneimitteln.