Pressemitteilung

27.07.2022
Nr. 26/2022

Gesundheit

Zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli: Steigende Hepatitis B-Fallzahlen - LGL rät zur Impfung

Hepatitis B zählt neben Hepatitis C und D zu den für den Menschen bedrohlichsten Infektionserkrankungen, die die Leber schädigen können. Zugleich ist Hepatitis B eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Deutschland gehört zwar zu den Ländern mit geringer Verbreitung, doch stieg die Zahl der Hepatitis B-Fälle im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich an, auch wenn in den vergangenen beiden Jahren die Zahlen vieler (verschiedener) Infektionserkrankungen durch Corona-Schutzmaßnahmen zunächst zurückgingen. Der über mehrere Jahre steigende Trend zeigt sich auch in den Zahlen der an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gemeldeten Fälle für Bayern. So wurden dieses Jahr bisher (Stand 18.07.2022) mit 1.319 Fällen schon beinahe doppelt so viele Hepatitis B-Infektionen gemeldet wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres (762 Fälle) und elfmal mehr als für das Gesamtjahr 2012 (111 Fälle). Zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli möchte das LGL auf diese Entwicklung aufmerksam machen und Bürgerinnen und Bürger für die Infektionskrankheit sensibilisieren. 

Gesundheitsminister Holetschek sagt: „Hepatitis B zählt zu den weltweit verbreitetsten und gefährlichsten Infektionskrankheiten. Auch in Bayern sind die Fallzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ihre Gefahr wird sehr oft unterschätzt. Verläuft die Infektion unentdeckt und unbehandelt, kann sich daraus eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickeln. Grundsätzlich gilt jedoch: Hepatitis B-Infektionen sind behandelbar. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann Risiken senken und eine Ansteckung anderer verhindern.“

Mögliche Krankheitssymptome einer Hepatitis B-Infektion sind Oberbauchbeschwerden, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit oder Gelbsucht. Die meisten Hepatitis B-Infektionen verlaufen jedoch symptomlos bzw. mild und bleiben daher oft unentdeckt. Ohne Therapie entwickelt sich aber im Schnitt jeder zehnte Fall chronisch, mit dem Risiko einer sich später daraus entwickelnden Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinoms.

Schutz vor Hepatitis ist möglich

Zur Vorbeugung ist seit dem 1. Oktober 2021 für alle Bundesbürgerinnen und -bürger ab 35 Jahren im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung ein kostenfreier Test auf Hepatitis B (sowie Hepatitis C) verfügbar. Chronische Hepatitis B kann heutzutage mit Medikamenten wirksam therapiert, aber noch nicht ganz ausgeheilt werden. LGL-Präsident Prof. Christian Weidner betont daher, wie wichtig die Prävention ist: „Eine Impfung schützt vor einer Infektion mit Hepatitis B-Viren. Diese wird von der STIKO sowohl als Standardimpfung für alle Kinder als auch als Indikationsimpfung für Personen mit bestimmten Erkrankungen sowie solche mit erhöhtem beruflichem und nichtberuflichem Expositionsrisiko empfohlen“. 
Zu Personen mit nichtberuflicher Exposition gehören beispielsweise HIV-Positive, Dialysepatienten, Kontaktpersonen zu an Hepatitis B erkrankten Personen, Personen mit Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, Personal von medizinischen Einrichtungen und Ersthelfer. In jedem Fall sollte durch den Arzt eine individuelle Risikobeurteilung erfolgen.

Da die Übertragung von Mensch zu Mensch vor allem über Blut oder beim Geschlechtsverkehr (40 bis 70 Prozent der Neuinfektionen sind auf eine sexuelle Übertragung zurückzuführen) erfolgt, ist die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr eine wichtige Schutzmaßnahme. Zu den Risikogruppen gehören unter anderem Menschen, die intravenöse Drogen konsumieren, Personen aus dem Prostitutionsgewerbe sowie Menschen mit sexuellen Kontakten in Ländern mit hoher Verbreitung der Krankheit.

Lage weltweit, Ziele des ÖGD

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als 350 Millionen Menschen von einer Hepatitis-Infektion betroffen, fast 80 Prozent hiervon sind mit Hepatitis B infiziert. Seit April 2022 wurden der WHO zudem 1.010 Fälle von akuten Hepatitis-Infektionen bei zuvor gesunden Kindern unter zehn Jahren gemeldet. Die Mehrzahl dieser Erkrankungsfälle stammte aus der Europäischen Region. Bislang gibt es in Deutschland und Bayern jedoch keine ungewöhnliche Häufung von Fällen mit akuter Hepatitis unbekannter Ursache bei Kindern. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat sich den Zielen der WHO angeschlossen, die Aufmerksamkeit für Hepatitis-Viren zu erhöhen, um diese nachhaltig einzudämmen. Bis 2030 soll die Virushepatitis als eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit eliminiert werden. Zu den Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) gehören zum einen Neuinfektionen zu verringern und zum anderen sicherzustellen, dass Hepatitis-Infizierte frühzeitig diagnostiziert werden und eine angemessene Behandlung erhalten.

Weiterführende Informationen:

Hepatitis: Meldezahlen in Bayern 2022 (bayern.de)
Hepatitis B: Informationen zur Schutzimpfung (bayern.de)

Weiterführende Informationen des RKI zu den Formen der Hepatitis-Infektionen: