Pressemitteilung

30.01.2006
Nr. 06/06

Pressemitteilung: Die Studie 'Stillverhalten in Bayern'

Prof. Dr. Volker Hingst,
Präsident Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:

Die Studie Stillverhalten in Bayern

Wer führt die Studie durch?

Die Studie Stillverhalten in Bayern wird am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Sachgebiet Umweltmedizin durchgeführt.
Bayern folgt mit dieser Studie als erstes Bundesland in Deutschland den wissenschaftlichen Empfehlungen der Nationalen Stillkommission und der WHO.

Was sind die Ziele der Studie?

Ziele der Studie sind die Bestimmung des Ist-Zustands bezüglich Stillraten, Stilldauer und Stillverhalten für ganz Bayern durch eine repräsentative Erhebung, um realistische gesundheitspolitische Ziele zur Verbesserung des Stillens festlegen zu können. Die Gründe für das Abstillen interessieren besonders, da sie Eckpunkte für Diskussionen zu Erfolg versprechenden Stillförderungsmaßnahmen liefern.

Wie läuft die Studie ab?

3.830 Mütter wurden im April 2005 über fast alle Geburtskliniken in Bayern, in vielen Geburtshäusern und durch Hausgeburtshebammen zur Teilnahme gewonnen. Die Erstbefragung zum Stillverhalten wurde zwei bis sechs Tage nach der Geburt durchgeführt. Folgebefragungen erfolgten im 2., 4. und 6. Monat nach der Geburt.
Im 9. Lebensmonat der Babys werden zur Zeit zum Abschluss alle Studienteilnehmerinnen zur Säuglingsernährung, Kindergesundheit und zu zusätzlichen Themen - wie z. B. Stillen am Arbeitsplatz oder Genussmittelkonsum - befragt.

Welche Ergebnisse liegen vor?

Etwa 90 % der Teilnehmerinnen fangen nach der Geburt an zu stillen. Ca. 50 % stillen bis zum Ende des 2. Monats ausschließlich (d. h. ohne zusätzliche Gabe anderer Nahrung und Getränke), 20 % stillen bis dahin ab. Bis zum Ende des 4. Lebensmonats des Kindes stillen nur noch 49 % ausschließlich und 28 % haben bereits abgestillt. Seit der letzten umfangreichen Untersuchung im Jahr 1997/1998 scheint sich die Stillsituation nicht wesentlich verändert zu haben. Immer noch erhält etwa nur jedes zweite Kind über einen längeren Zeitraum im ersten Lebensjahr ausschließlich Muttermilch.

68 % der Mütter informieren sich vor der Geburt über das Stillen, 22 % haben bereits Stillerfahrung und nehmen deshalb keine zusätzliche Information in Anspruch. Von den restlichen 10 % der Teilnehmerinnen haben sich die meisten keine Gedanken über das Stillen gemacht, ein Fünftel hatte kein Interesse.
Die wichtigsten Informationsquellen über das Stillen sind mit über 40 % Medien wie Bücher, Zeitschriften und das Fernsehen, jeweils etwa ein Viertel haben sich bei Geburtsvorbereitungskursen und bei Hebammen und Stillberaterinnen informiert.

Ein Großteil der Teilnehmerinnen, die nie gestillt haben, findet Flaschenfütterung bequemer, hält den Stress im Haushalt und mit der Familie für zu groß und möchte oder muss bald wieder arbeiten. Auch das Gebundensein an das Kind scheint für diese Mütter ein Problem darzustellen. Nicht wenige Mütter sagen sogar, dass sie keine Lust zum Stillen haben oder dass sie wieder rauchen wollten.

Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass gestillte Kinder z. B. seltener an Allergien erkranken, daher sollten Mütter die selbst oder deren Partner eine Allergie haben, ihre Kinder stillen. Erste Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Mütter mit Allergien jedoch nur geringfügig mehr stillen als die Mütter ohne dieses Risiko.

Was folgt daraus für die Stillförderung?

Schon jetzt lässt sich ablesen, dass die Vorteile des Stillens und die positiven Erlebnisse des Stillens zwischen Mutter und Kind den jungen Familien offenbar nicht ausreichend klar sind und stärker betont werden müssen. Die Medien können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
Stillen und Berufstätigkeit und familiäre Unterstützung für die stillende Mutter sind weitere wichtige Themen.
Die Endergebnisse der gesamten Studie werden im Herbst dieses Jahres vorliegen und auf einer Tagung in München mit Wissenschaftlern diskutiert. Als Ergebnis werden wissenschaftsbasierte Vorschläge für Stillförderungsmaßnahmen dem Gesundheitsministerium unterbreitet.