Pressemitteilung

27.11.2007
Nr. 62/07

Umweltschadstoffe Perfluorierte Tenside (PFT) im Fokus der behördlichen Überwachung

Gemeinsame Pressemitteilung von LfU und LGL

LGL-Präsident Hingst und LfU-Vizepräsident Matthes: PFT in der Umwelt weit verbreitet / Bayerisches PFT-Monitoring wird fortgeführt, Untersuchungsergebnisse online veröffentlicht

Keine Beeinträchtigungen des Trinkwassers durch perfluorierte Tenside (PFT), auch bei den Fischen in Bayerns Gewässern konnten bislang keine Gesundheitsschäden speziell durch PFT gefunden werden – dieses Zwischenresümee zogen heute die Fachleute der Landesämter für Umwelt (LfU) und für Gesundheit und Lebensmittel-sicherheit (LGL) auf einer Tagung in München. PFT sind langlebige Substanzen und in der Umwelt weit verbreitet. Deshalb wird diesen Stoffen seit anderthalb Jahren in einem groß angelegten Messprogramm der Landesämter nachgespürt. „Die Ergebnisse zeigen, wo Belastungen in der Umwelt auftreten, wo sie herkommen und wo gezielt nachgebessert werden kann“ erläuterte Bernd Matthes, LfU-Vizepräsident. Die hauptsächlich gefundene Verbindung PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) wird in bestimmten Industriebranchen eingesetzt. Weil sie bei der Abwasserreinigung kaum entfernt wird, gelangt sie mit dem gereinigten Abwasser von Industriebetrieben in die Flüsse. Ab Juni nächsten Jahres gilt EU-weit für die meisten Branchen ein Verbot für PFOS. Keine gesetzlichen Vorgaben gibt es bislang für die zweite Leitsubstanz, die Verbindung PFOA (Perfluoroctansäure). Der größte deutsche Anwender, die Firma Dyneon im oberbayerischen Industriepark Gendorf, will bis Ende nächsten Jahres auf einen weniger problematischen Ersatzstoff umsteigen. Weil PFT in höheren Gehalten giftig sind und sich in der Nahrungskette anreichern können, werden im Freistaat Wasserproben und Fische, Lebensmittel- und Futtermittelproben sowie Bodenproben auf diese Stoffgruppe untersucht. Bisher fand man bei Fischen keine auf PFT zurückzuführenden Schädigungen, bei den Wasserproben wurden die Richtwerte weit unterschritten. Nach den bisherigen Ergebnissen der Trinkwasserun-tersuchungen kann auch LGL-Präsident Volker Hingst Entwarnung geben: „Die bundesweit geltenden Leitwerte werden überall eingehalten“, sagte er bei der Fachtagung. Die Ergebnisse der Untersuchungen aus dem PFT-Monitoring werden jeweils aktuell im Internet der beiden Landesämter veröffentlicht.
Derzeit werden im bayerischen PFT-Monitoring Fische und Muscheln aus südbayerischen Flüssen untersucht – das LGL untersucht zusätzlich Speisefische aus Teichwirtschaft sowie Eier und Weidegras und im kommenden Jahr Kartoffeln und andere Feldfrüchte. Des weiteren führen LfU-Fachleute aufwändige Labor-Biotests mit empfindlichen Regenbogenforellen durch: Jeweils fast einen Monat lang wurden die Tie-re im Labor mit speziell eingestellten PFT-Konzentrationen gehalten. Danach werden Organe, Blut und der Stoffwechsel der Fische genau untersucht. Die Tests geben Aufschluss über mögliche Frühschädigungen unter natürlichen Bedingungen und gehen in die Gesamtbewertung der Wirkungen von PFT in der Umwelt ein. Außerdem werden an 15 Stellen in Bayern jeweils 150 Muscheln in Drahtkörben ausgehängt, mit denen die Anreicherung der PFT in den Wassertieren erfasst und bewertet wird. Die Untersuchungen des Grund- und Trinkwassers konzentrieren sich der-zeit einerseits auf die Region um Gendorf, andererseits auf Versorgungsanlagen, die ihr Trinkwasser ganz oder teilweise aus sogenanntem Uferfiltrat gewinnen. Dabei wird Flusswasser im Boden versickert und nach dieser Reinigung und einer zusätzlichen Aufbereitung als Trinkwasser genutzt.

PFT gelangen überwiegend über das gewerbliche Abwasser in die kommunalen Kläranlagen. Auf Grund ihrer schmutz-, farb-, fett-, öl- und gleichzeitig wasserabwei-senden Eigenschaften finden sie Anwendungen in zahlreichen Industrie- und Kon-sumprodukten, vor allem im Bereich der Oberflächenbehandlung, der Papierveredelung und der Spezialchemie. Außerdem werden PFT in der chemischen Synthese, der Galvanik, der Foto- und Halbleiterindustrie sowie der Medizintechnik verwendet. PFT sind in vielen Produkten des täglichen Gebrauchs enthalten, zum Beispiel in Haushaltsreinigern, in Sprays für Textilien und Möbel und in fettabweisenden Lebensmittelverpackungen.

Unter dem Sammelbegriff der perfluorierten Tenside (PFT) sind weltweit mehr als 800 Verbindungen bekannt. Im bayerischen PFT-Monitoring konnten bislang zwölf verschiedene Verbindungen in Umweltproben nachgewiesen werden, die Leitverbindungen mit dem häufigsten Vorkommen und den höchsten Gehalten sind die PFOA und die PFOS. An der Fachtagung der beiden Landesämter nahmen rund 100 Fach-leute aus Bundes- und Länderbehörden, Forschungseinrichtungen und der Industrie teil.

Weitere Informationen und Messergebnisse des PFT-Monitorings:

http://www.lfu.bayern.de/
und
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/umweltmedizin/perfluorierte_tenside.htm