Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern in Lebens- und Futtermitteln

Hintergrund

Das LGL führt sowohl im Rahmen des Zoonosestichprobenplans des Bundes nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift (AVV) Zoonosen-Lebensmittelkette als auch risikoorientiert regelmäßige Probenuntersuchungen von Lebensmitteln durch. Auf Grundlage der gewonnenen Daten erstellt das LGL umfassende Statuserhebungen zu allen relevanten lebensmittelassoziierten Zoonoseerregern wie beispielsweise Salmonella spp., Listeria (L.) monocytogenes, thermophile Campylobacter spp. und Shigatoxin-bildende Escherichia (E.) coli (STEC/VTEC) in Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs.

Nach der AVV Zoonosen-Lebensmittelkette untersucht das LGL auch Monitoringproben, die in Tierbeständen und an Schlachthöfen entnommen wurden, auf das Vorhandensein von Zoonoseerregern. So ist es möglich, Zoonoseerreger entlang der Lebensmittelkette zu verfolgen und Eintragsquellen zu detektieren. Die Monitoringdaten übermittelt das LGL an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das die Daten deutschlandweit einheitlich auswertet.
Neben den aus dem Lebensmittel- und Veterinärbereich erhobenen Daten stehen am LGL aufgrund seiner interdisziplinären Aufstellung auch Daten aus dem humanmedizinischen Bereich zur Verfügung. Im Rahmen der internen Ausbruchskoordination (werden diese Daten am LGL durch die 2018 neu gegründete Fachgruppe Zoonosen zusammengeführt und ausgewertet.

Interdisziplinäre Surveillance

Sofern ein Erreger auf einer oder mehreren Stufen entlang der Lebensmittelkette (Tierbestand, Schlachthof sowie Einzelhandel) oder bei humanmedizinischen Erkrankungsfällen unerwartet häufig auftritt, werden am LGL weitergehende, vergleichende Typisierungen bis hin zum Next-Generation-Sequencing (NGS) durchgeführt. Eine derartig systematische und interdisziplinäre Surveillance ermöglicht langfristig die Identifizierung von
Auffälligkeiten, zum Beispiel das Auftreten bestimmter oder neuer Erregertypen in den verschiedenen Bereichen und damit eine Früherkennung möglicher Zusammenhänge und gegebenenfalls neu auftretender, Zoonose-basierter Risiken für die Verbraucher.

Aufbau einer Typisierungsdatenbank

In diesem Zusammenhang arbeitet die Fachgruppe Zoonosen auch am Aufbau einer Typisierungsdatenbank, in die umfassende Datensätze zu Human-, Veterinär-, Lebensmittel- und Umweltisolaten eingepflegt werden. Ziel der Typisierungsdatenbank ist es, diagnostische Parameter zu den einzelnen Isolaten (unter anderem Daten aus kulturellen, biochemischen und molekularen Typisierungsverfahren sowie Resistenzmustern) mit Daten zur Herkunft zu verknüpfen. Dadurch soll unter anderem eine Plattform für die „Früherkennung“ von Ausbruchsgeschehen mit sporadisch auftretenden Erkrankungsfällen, aber auch im Rahmen der oben beschriebenen bereichsübergreifenden Surveillance erstellt werden. Über das LGL hinaus steht die Fachgruppe Zoonosen für die fachliche Unterstützung und Beratung bayernweit allen Behörden des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und den Behörden des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zur Verfügung.

Risikobewertung

Ein weiterer Aufgabenbereich der Fachgruppe Zoonosen umfasst die Bewertung der von Zoonoseerregern ausgehenden Risiken für die Verbraucher. Neben der Erstellung allgemeiner Risikobewertungen für unterschiedliche Lebensmittel-Erregerkombinationen als Basis für lebensmittelrechtliche Bewertungen sollen auch situationsabhängige Risikobewertungen beim Nachweis von Zoonoseerregern in Lebensmitteln aus bayerischen Betrieben unter Berücksichtigung der Situation vor Ort erfolgen. Derartige Risikobewertungen bilden eine Grundlage für die Erstellung einheitlicher Handlungshilfen für die amtliche Lebensmittelüberwachung in Bayern, insbesondere für häufig vorkommende klassische Zoonoseerreger wie beispielsweise L. monocytogenes und Salmonella spp.
Bei Bedarf werden auch Handlungshilfen für selten vorkommende Zoonoseerreger, wie beispielsweise Bakterien des Mycobacterium-tuberculosis-Komplexes erstellt. Mit der Fachgruppe Zoonosen hat das LGL eine zentrale Anlaufstelle für fachliche und rechtliche Fragestellungen im Bereich lebensmittelübertragener Zoonosen geschaffen.