Belastung von jungen Frauen in Bayern durch Nickel

Das Pilotprojekt wurde vom Sachgebiet Chemikaliensicherheit und Toxikologie und dem Sachbereich R 3.2 (Elemente und toxische Stoffe in tierischen Lebensmitteln, Aromen, Herkunftsbestimmung) des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit dem Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Technischen Universität München im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit in den Jahren 2005/2006 durchgeführt.

Hintergrund

Nickel findet Anwendung in der Produktion von rostfreiem Stahl und geht in ca. dreihundert Legierungen ein. Nickelverbindungen werden unter anderem als Katalysatoren, Pigmente und in Batterien benutzt. Daher kommt Nickel mittlerweile ubiquitär in der Umwelt vor. Die internationale Krebsagentur der WHO (IARC) hat Nickelverbindungen mit Ausnahme von metallischem Nickel als krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Nickel ist zudem das häufigste Kontaktallergen. Nach einer vorausgegangenen Sensibilisierungsphase gegen Nickel kann sich eine allergische Kontaktdermatitis entwickeln. Junge Frauen sind dabei häufiger betroffen als junge Männer.

Zielsetzung des Pilotprojektes

Wesentliche Ziele des Projektes waren:

  • die Analytik der Nickeluntersuchung methodisch zu verbessern, damit auch Messungen zur Belastung der Allgemeinbevölkerung im Niedrigdosisbereich durchgeführt werden können,
  • den Einfluss von Rauchen und Krankheitsstatus (Nickeldermatitis) auf die Ausscheidung von Nickel im Urin zu klären und
  • die Anwendbarkeit des derzeit für die Allgemeinbevölkerung von der Human-Biomonitoring-Kommission des Umweltbundesamtes festgelegten Referenzwertes, der nicht auf Untersuchungen eines repräsentativen Kollektivs basiert, für Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren zu überprüfen.

Durchführung

Eingeschlossen wurden Patientinnen, die im Rahmen der allergologischen Diagnostik an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München eine Epikutantestung auf Nickel in den letzten drei Jahren erhalten hatten, in der Umgebung von München wohnten und zwischen 18 und 30 Jahre alt waren. An Hand des Epikutantests und des Rauchverhaltens wurden folgende Teilkollektive gebildet: Raucherinnen und Nichtraucherinnen ohne Nickelsensibilisierung (Gruppen 1 und 2), Patientinnen mit einer Nickelkontaktdermatitis (Gruppe 3).

Insgesamt sollten Gruppe 1 und 2 je ca. 60 und Gruppe 3 ca. 40 Probandinnen enthalten.

Zuerst wurden die Personen im Rahmen eines standardisierten Telefoninterviews zur Teilnahme gewonnen und befragt. Die potentiellen Nickelquellen wurden bei Abholen einer Urinprobe mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt.

Sachbereich R 3.2 des LGL führte die analytischen Untersuchungen durch. Dabei wurde der Urin angesäuert, metallisches Nickel mit Hilfe eines Chelatbildners komplexiert, mit einem Lösungsmittelgemisch extrahiert und quantitativ mittels elektrothermaler Atomabsorptionsspektrometrie bestimmt.

Ergebnisse

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

Verschiedene Ergebnisse wurden auf Kongressen als Poster präsentiert und auch publiziert.

Literatur

Schwegler U., D. Twardella, M. Fedorov, U. Darsow, K.-H. Schaller, R. Habernegg, H. Behrendt, H. Fromme (2007) Pilotprojekt zur Erfassung der inneren Nickelbelastung von Patientinnen einer dermatologisch-immunologischen Klinik. Poster präsentiert auf dem Kongress der Ärzte für das Öffentliche Gesundheitswesen, Bad Lausick 2007.

Link zum Poster (PDF, 1,2 MB)

Schwegler U., D. Twardella, M. Fedorov, U. Darsow, K.-H. Schaller, R. Habernegg, H. Behrendt, H. Fromme (2007) Pilotprojekt zur Erfassung der inneren Nickelbelastung von Patientinnen einer dermatologisch-immunologischen Klinik. Poster präsentiert auf dem Kongress Medizin und Gesellschaft, Augsburg, 17.-21.9.2007.

Link zum Poster (PDF, 1 MB)

Fedorov M., Darsow U., Schwegler U., Twardella D., Schaller K.H., Habernegg R., Fromme H., Ring J., Behrendt H. (2008): Nickel biomonitoring and nickel contact dermatitis. Poster präsentiert auf dem EAACI-Kongress, Barcelona, 07.-11. Juni 2008.

Schwegler U., D. Twardella, M. Fedorov, U. Darsow, K.-H. Schaller, R. Habernegg, H. Behrendt, H. Fromme (2009) Innere Nickelbelastung von dermatologischen Patientinnen. Gesundheitswesen. 71: 399-404. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19288424)

Darsow U., Fedorov M., Schwegler U, Twardella D, Schaller K-H, Habernegg R, Fromme H, Ring J, Behrendt H. (2012) Influence of dietary factors, age and nickel contact dermatitis on nickel excretion. Contact Dermatitis. 2012, 67:351-358.
(http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22928956)

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