Flexibilisierung, Erreichbarkeit und Entgrenzung in der Arbeitswelt (FlexA) – Entwicklung eines betrieblichen Handlungskonzeptes zur Prävention psychischer Fehlbeanspruchungen und Stärkung psychischer Gesundheit

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Projekthintergrund

Unter dem Druck der zunehmenden Globalisierung und Marktorientierung wurde und wird „Flexibilität“ in vielen Unternehmen zu einem zentralen Thema. Moderne Kommunikationstechnologien und ein höheres Maß an Mobilität ermöglichen neue, flexiblere Formen der Arbeitsorganisation (Arbeiten 4.0  Link zu „Mehr zu diesem Thema“) . In vielen Bereichen können Beschäftigte prinzipiell zu jeder Zeit und von jedem Ort aus arbeiten. Auf Anforderungen – dienstliche, aber auch private – kann schnell und individuell reagiert werden, mit möglichen positiven, aber auch negativen Effekten für Unternehmen (z.B. verstärkte Kundenorientierung vs. reduzierte Unternehmensbindung) und Beschäftigte (z.B. bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf vs. Selbstüberforderung). In größeren Unternehmen steht dieses Thema bereits seit einiger Zeit im Fokus. Wie sich die Problematik in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), speziell auch in strukturschwächeren Regionen darstellt, ist hingegen bislang unklar.

Im Hinblick auf die weiterhin schnell fortschreitende Digitalisierung ist davon auszugehen, dass die psychischen Beanspruchungen durch diese Technologien im Arbeitszusammenhang weiter zunehmen werden und entsprechend auch das Risiko möglicher psychischer Fehlbeanspruchungen steigt.

Seit 2013 finden sich psychische Belastungen ausdrücklich im Katalog der Gefährdungen, die Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen haben (§ 5 ArbSchG). In Unternehmen, in denen Flexibilisierung, Entgrenzung und erweiterte Erreichbarkeit eine wesentliche Rolle spielen, ist es entsprechend sinnvoll, das Thema in die reguläre Beurteilung psychischer Gefährdungen zu integrieren. Alternativ kann es aber auch anlassbezogen, z.B. bei Klagen von Beschäftigten oder bei Einführung einer neuen Technologie, aufgegriffen werden.

Zentrale Fragestellung von FlexA

Informations- und Kommunikationstechnologien – Chance oder Risiko?


Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit führte in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Institut für Psychologie der Universität Innsbruck und der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern im Zeitraum von Januar 2014 bis Dezember 2015 eine Studie durch, die sich speziell mit der Situation in kleinen und mittleren Unternehmen in Bayern befasst. Die Studie wurde durch die Initiative Gesund.Leben.Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert.

Projektablauf


  • Literaturrecherche zu Häufigkeit und Auswirkungen zeitlich-räumlicher Flexibilität in der Arbeitswelt sowie Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, das Wohlbefinden und gesundheitliche Aspekte
  • Aufbau eines Netzwerks aus Vertretern der Projektpartner und betrieblichen Akteuren.
  • Entwicklung eines (Online-)Fragebogens in Zusammenarbeit mit den Netzwerkakteuren.
  • Durchführung der 1. (Online-)Befragung in 10 kleinen und mittleren Unternehmen unterschiedlicher Branchen und unterschiedlicher Struktur in Bayern.
  • Entwicklung ressourcenorientierter, verhältnis- und verhaltenspräventiver Handlungskonzepte auf Basis der Befragungsergebnisse in Workshops mit den Netzwerkakteuren und Implementierung der Maßnahmen in ausgewählten, interessierten Unternehmen.
  • Durchführung einer (Online-)Zweitbefragung zur Überprüfung der Interventionswirkung.
  • Entwicklung eines betrieblichen Handlungsleitfadens für KMU zur Prävention psychischer Fehlbelastungen im Zusammenhang mit Flexibilisierung, Erreichbarkeit und Entgrenzung.

Ergebnisse aus den Unternehmensworkshops

Wenn Sie die folgenden Überschriften anklicken, finden Sie verschiedene Ergebnisse aus den Unternehmensworkshops.

Abschlussveranstaltung

Titelblatt des Flyers

Am 9.12. fand die Abschlussveranstaltung des Projektes "FlexA" zum Thema "Flexibilisierung in der Arbeitswelt" statt. Informations- und Kommunikationstechnologien haben breiten Einzug in unseren Alltag gehalten – auch im beruflichen Zusammenhang. Dadurch ist es für viele Menschen heute möglich, nahezu von jedem Ort und zu jeder Zeit zu arbeiten. Mit dem Projekt "FlexA" wurde untersucht, inwieweit solch flexible Arbeitsformen in kleinen und mittleren Unternehmen in Bayern eine Rolle spielen und wie sie sich auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken. "FlexA" wurde gefördert durch die Initiative "Gesund.Leben.Bayern" des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP). Auf der Abschlussveranstaltung wurden einer breiten Öffentlichkeit Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen aus diesem Projekt vorgestellt. Darüber hinaus überreichte der Präsident des LGL, Herr Dr. Zapf, den Partner- Unternehmen als Anerkennung für ihr Engagement eine Urkunde.

Flyer: FlexA – Flexibilisierung in der Arbeitswelt Abschlussveranstaltung 9. Dezember 2015 (PDF, 400 KB)

Durchführende Stellen

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Sachgebiet AP 2
Prof. Dr. med. Caroline Herr
Dr. med. Stefanie Kolb
Pfarrstraße 3, 80538 München

Klinikum der Universität München (LMU)
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Arbeitsgruppe Angewandte Psychologie und Medizin in Arbeit
PD Dr. Britta Herbig
Dr. med. Barbara Heiden
Ziemssenstr. 1, 80336 München

Universität Innsbruck (UIBK)
Institut für Psychologie
Prof. Dr. Jürgen Glaser
Esther Palm
Innrain 52, 6020 Innsbruck

Kontakt

E-Mail: flexa@lgl.bayern.de

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema

Grünbuch "Arbeiten 4.0"

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat 2015 unter dem Titel „Arbeiten 4.0“ ein Grünbuch veröffentlicht. „Arbeiten 4.0“ steht dabei für einen Dialogprozess worin Themen und Fragestellungen bezüglich Arbeiten in der Zukunft behandelt und skizziert werden. Der Begriff „Arbeiten 4.0“ bezieht sich auf die „vierte industrielle Revolution“. Im Sinne eines Wertewandels, von vernetztem Arbeiten und neuen sozialen Kompromissen werden neue, vernetze, digitale und flexible Arbeitsformen und –Verhältnisse ins Zentrum der Diskussion gerückt. Hierbei geht es vor allem darum, neue Perspektiven und Gestaltungschancen aufzuzeigen. Auch Sie können sich an der Diskussion beteiligen: www.arbeitenviernull.de

zum Grünbuch Arbeiten 4.0