Labordiagnostik von Brucella suis bei Mastschweinen aus einem Ausbruchsbetrieb

Signet Jahresbericht 2021/22

Abstract

In einem Schweinebestand in Deutschland wurde eine Infektion mit B. suis Biovar 2 bei Muttersauen festgestellt. Zum Zeitpunkt der amtlichen Feststellung waren bereits mehrere hundert Ferkel aus dem Bestand in verschiedene Betriebe zur Mast vermarktet worden. Eine Infektion dieser Tiere mit dem Brucelloseerreger sollte in Anbetracht des Betriebswechsels und auch der anschließenden Zuführung in die Lebensmittelkette ausgeschlossen werden. Die hierfür am LGL durchgeführten amtlichen serologischen Untersuchungsmethoden umfassten den Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA), die Komplementbindungsreaktion (KBR) und den Rose Bengal Test (RBT). Alle in einem der Testsysteme nicht negativ reagierenden Tiere, etwa 5 %, wurden im Rahmen der Ausbruchsaufklärung unschädlich beseitigt. Alle übrigen Tiere wurden unter gesonderten Bedingungen geschlachtet und vermarktet. Aufgrund dieser Maßnahmen konnte ein Eintrag des Erregers in die Lebensmittelkette ebenso wie eine weitere Ausbreitung der Infektion sicher verhindert werden.

Hintergrund

Die Bekämpfung der Brucellose ist im EU-Tiergesundheitsrecht [„Animal-Health-Law“ (VO 2016/429)] und den mitgeltenden Delegierten – und Durchführungsrechtsakten geregelt. Gemäß Durchführungsverordnung 1882/2018 wird ein durch Brucella suis beim Hausschwein verursachter Ausbruch in die Seuchen-Kategorien D und E eingeordnet. Demnach gelten für diese Seuche Garantien im Hinblick auf Verbringungen und sie ist überwachungspflichtig. Der Brucelloseerreger kommt in Deutschland jedoch endemisch in der Wildschwein- und Feldhasenpopulation vor. In Hausschweinebeständen kommt es sporadisch zu Brucellose-Ausbrüchen mit dem für den Menschen gering pathogenen Brucella suis Biovar 2.

Der Nachweis der Brucellose bei Tieren in Deutschland erfolgt nach den Vorgaben der amtlichen Methodensammlung. Die serologische Diagnostik wird demnach mithilfe von ELISA, KBR und/ oder RBT geführt. Der Erregerdirektnachweis erfolgt durch Kultur und molekularbiologisch mittels PCR.

Entwicklung

Im Februar 2021 wurde B. suis Biovar 2 bei Muttersauen in einem Schweinebestand in Mecklenburg-Vorpommern festgestellt. Kurz zuvor wurde aus dem Ökolandbetrieb eine größere Anzahl an Ferkeln in mehrere Bundesländer vermarktet. Darunter befanden sich auch mehr als 800 Ferkel, die in drei bayerische Aufzuchtbetriebe in die Regierungsbezirke Mittelfranken, Niederbayern und Oberbayern verbracht worden waren. Um in den betroffenen bayerischen Betrieben eine mögliche Brucellose-Infektion auszuschließen und eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern, sowie den Schutz der menschlichen Gesundheit zu gewährleisten, wurde in den bayerischen Betrieben die mehrfache Untersuchung der betroffenen Tiere angeordnet.

Die Ergebnisse der am LGL verwendeten serologischen Testsysteme müssen vor dem folgenden immunologischen Hintergrund bewertet werden: Serumproben von Saugferkeln können aufgrund vorhandener, maternaler Antikörper im Test reagieren, auch wenn die Tiere selbst nicht infiziert sind. Da Tiere im Alter von bis zu vier Monaten als immunologisch unreif gelten und daher unter Umständen selbst nach Erregerkontakt noch keine serologisch nachweisbaren Antikörper gebildet werden, können umgekehrt auch infizierte Tiere zunächst unerkannt bleiben. Vor dem Hintergrund einer eingeschränkten Aussagekraft der Testergebnisse über die tatsächliche Infektion bei Ferkeln wurde angeordnet, die Tiere mehrfach und zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu untersuchen. In die Bewertung einzubeziehen ist auch, dass in der serologischen Labordiagnostik der Brucellose Kreuzreaktionen mit Antikörpern gegen verwandte Erreger auftreten können und im Einzelfall ausgeschlossen werden müssen.

Im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchung wurden bei knapp 800 Tieren keine Antikörper gegen Brucella nachgewiesen. Die klinisch unauffälligen und negativ getesteten Tiere wurden bis zur Schlachtreife gehalten und kurz vor der Schlachtung erneut serologisch untersucht. Alle klinisch unauffälligen und negativ getesteten Tiere wurden unter gesonderten Bedingungen im Schlachtbetrieb verarbeitet. Bei den Proben von 43 Tieren, etwa 5 % der untersuchten Schweine, ergab die Auswertung der Serologie mittels ELISA, KBR und RBT mindestens ein reaktives Ergebnis. Für diese Tiere wurde eine unschädliche Beseitigung angeordnet. Bei einzelnen getöteten Schweinen wurde ein Erregerdirektnachweis durch molekulare und kulturelle Verfahren versucht. Diese Ergebnisse blieben alle negativ.

Untersuchungszahlen und Ergebnisse zur Ausbruchsaufklärung der Schweine-Brucellose 2021
Regierungsbezirk Betrieb Anzahl serologisch untersuchter Proben ELISA reaktiv KBR reaktiv Proben nicht auswertbar RBT reaktiv reaktiv bewertete Tiere
Mittelfranken 1 736 23 24 2 7 24
Niederbayern 2 474 12 7 2 2 17
Oberbayern 3 335 2 0 0 0 2
Summe   1545 37 31 4 9 43

ELISA: Enzyme-linked Immunosorbent Assay 
KBR: Komplement Bindungsreaktion
RBT: Rose Bengal Test

Fazit

Die Labordiagnostik zum indirekten Nachweis einer Brucella suis-Infektion, nämlich die serologische Diagnostik, ist aufgrund der eingeschränkten Spezifität der Untersuchungsmethoden und insbesondere aufgrund der immunologischen Besonderheiten junger Tiere komplex. Im Rahmen einer gezielten Ausbruchsaufklärung und der Nachverfolgung eines epidemiologischen Verdachtes sollte daher eine unter Umständen mehrfache Untersuchung aller Tiere erfolgen, die der Lebensmittelkette zugeführt werden.