Mineralölkontaminationen in Käse und Erzeugnissen aus Käse – Untersuchungsergebnisse 2019

Mineralölbestandteile können über vielfältige Eintragswege in Lebensmittel gelangen. Zu den wichtigsten Eintragsquellen zählen der Übergang flüchtiger Mineralölkomponenten von Verpackungen aus Recyclingpapier auf Lebensmittel sowie der direkte Eintrag von Mineralölen bei der Lebensmittelproduktion. Mineralöle bestehen aus Kohlenwasserstoffen, wobei eine Unterteilung in gesättigte (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons, MOSH) und aromatische (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, MOAH) Kohlenwasserstoffe erfolgt. Obwohl beim Menschen bislang keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte beobachtet wurden, ist bekannt, dass sich MOSH im Körper anreichern. Bei MOAH hingegen können krebserregende Stoffe enthalten sein. Aus diesen Gründen sind Mineralölkontaminationen von Lebensmitteln grundsätzlich unerwünscht beziehungsweise ist eine Minimierung, soweit technisch möglich, anzustreben.

Minimierungskonzepte

Ansätze zur Minimierung von Mineralölkontaminationen von Lebensmitteln werden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene verfolgt. Die Europäische Kommission legt den Mitgliedstaaten nahe, Untersuchungen von Lebensmitteln und Verpackungsmaterialien auf Mineralölbestandteile durchzuführen und die Ergebnisse anschließend an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu übermitteln. Anhand dieser Daten wird die Exposition der europäischen Bevölkerung gegenüber Mineralölen ermittelt. Bei Vorliegen einer ausreichenden Datenbasis könnten auch europaweite Grenz- oder Richtwerte erarbeitet werden. Gleichzeitig arbeitet auf nationaler Ebene eine Projektgruppe, bestehend aus Vertretern der Industrie und der amtlichen Überwachung, an der Ableitung von Orientierungswerten für Mineralölbestandteile in Lebensmitteln. Im Jahr 2019 wurden bereits erste Orientierungswerte für einige Produktgruppen, beispielsweise für Brot und Kleingebäck, feine Backwaren, getreidebasierte Produkte, Getreideerzeugnisse, kakaobasierte Süßwaren und Schokolade sowie pflanzliche Öle und Fette, erarbeitet.
Das LGL beteiligt sich durch die Bereitstellung von Untersuchungsergebnissen an den europäischen und nationalen Konzepten zur Minimierung von Mineralölkontaminationen in Lebensmitteln. Bayern leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Verbraucherschutz und zur rechtssicheren Beurteilung.

Untersuchungsergebnisse

MOSH Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe
POSH Gesättigte Kohlenwasserstoffe (Polyolefin oligomeric saturated Hydrocarbons), die in den Kunststoffen Polyethylen und Polypropylen enthalten sind. Werden diese Kunststoffe als Verpackungsmaterial eingesetzt, können POSH auf das Lebensmittel übergehen. POSH werden bei der Bestimmung der MOSH mit erfasst.
MOAH Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe
BG Bestimmungsgrenze (für MOSH und MOAH: jeweils 0,8 mg/kg)
MOSH/POSH- und MOAH-Gehalte in Käse und Erzeugnissen aus Käse
Produktkategorie Probenzahl MOSH/POSH < BG und MOAH < BG MOSH/POSH > BG und MOAH < BG MOSH/POSH > BG und MOAH > BG Maximaler Gehalt MOSH/POSH (mg/kg) Maximaler Gehalt MOAH (mg/kg)
Käse (am Stück/in Scheiben) 19 0 19 0 < 0.8 < 0.8
geriebener Käse 25 1 24 0 < 0.8 < 0.8
Erzeugnisse aus Käse 6 0 6 0 < 0.8 < 0.8
Gesamt 50 1 49 0 s. o. s. o.

Zur Ausweitung des Konzepts der Orientierungswerte untersuchte das LGL 50 verpackte Lebensmittel der Kategorien Käse und Erzeugnisse aus Käse (Schmelzkäse, Käsezubereitung, Schmelzkäsezubereitung) auf Mineralölbestandteile. Erfreulicherweise wies das LGL in keiner der 50 untersuchten Proben MOAH nach. Da MOSH in nahezu allen Proben (98 %) gefunden werden konnten, ist davon auszugehen, dass es technisch derzeit kaum möglich ist, Käse herzustellen, der frei von MOSH ist. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um unvermeidbare Kontaminationen aus der Umwelt, die sich im Milchfett anreichern und somit auch im Käse zu finden sind. Nahezu alle Proben waren in Kunststoffverpackungen oder Beuteln mit einer Zwischenschicht aus Aluminiumfolie verpackt. Ein Übergang von MOSH und MOAH aus Recyclingkartonagen auf das Lebensmittel konnte daher weitestgehend ausgeschlossen werden. Bei der Untersuchung ergaben drei Proben auffällige Befunde. Das LGL stellte in einem in Scheiben geschnittenen verpackten Hartkäse eine durch Poly-Alpha-Olefine (synthetische Schmierstoffe) verursachte MOSH-Kontamination fest. Da das LGL in keiner der anderen Proben diese Substanzklasse nachweisen konnte, legte dieses Ergebnis nahe, dass eine solche Kontamination durch gute fachliche Herstellungspraxis vermeidbar ist. Weiterhin fiel ein geriebener Hartkäse durch einen im Vergleich zu den anderen Proben sehr hohen MOSH-Gehalt von 702 mg/kg auf. Das Untersuchungsergebnis deutete darauf hin, dass bei der Herstellung des Lebensmittels ein Käse mitsamt einer Rinde aus Wachsen auf Kohlenwasserstoffbasis verrieben wurde. Eine Käsezubereitung wies ebenso einen erhöhten MOSH-Gehalt von 69 mg/kg auf, wobei das LGL als Eintragsquelle hier ein paraffinisches, MOAH-freies Öl vermutete. In diesen drei Fällen ließ das LGL die Hersteller über die zuständigen Kreisverwaltungsbehörden über das Untersuchungsergebnis informieren und wies auf deren allgemeine Minimierungspflicht für Kontaminanten hin. Alle anderen untersuchten Proben waren nicht zu bemängeln. Das LGL übermittelte die Untersuchungsergebnisse an die EFSA sowie an die nationale Projektgruppe zur Ableitung eines Orientierungswertes für die Produktgruppe Käse. Aufgrund der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Minimierungskonzepte wird das LGL die Untersuchungen auch im Jahr 2020 fortsetzen und die Ergebnisse den entsprechenden Kontaktstellen zur Verfügung stellen.

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