Pflanzenschutzmittelrückstände in heimischen und exotischen Früchten – „ein Vergleich von Äpfeln und Bananen“

Signet Jahresbericht 2021/22

Abstract

Das LGL untersuchte 2022 203 Proben heimisches Obst und 245 Proben exotisches Obst auf das Vorkommen von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln. Ökologisch erzeugtes Obst war dabei nahezu frei von Rückständen. Bei konventionell erzeugtem Obst wurden verschiedene Rückstände, oft Fungizide, nachgewiesen, aber die Rückstandshöchstgehalte wurden meist eingehalten. Bei heimischem Obst trat bei einer von 203 Proben eine Höchstgehaltsüberschreitung auf, und bei exotischen Obst war dieses bei neun von 245 Proben der Fall.

Hintergrund der Untersuchungen

Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören nach den zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) auch fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag. Die Menge sollte laut diesen Empfehlungen bei 250 g Obst pro Tag liegen. Obst und Gemüse enthalten wenig Fett und dabei viele Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe und sind daher wertvoll für unsere Ernährung.
Neben diesen positiven Aspekten ist Obst aber vor allem wegen seiner breiten Geschmackspalette beliebt. Viele Obstsorten sind süß im Geschmack, zusätzlich sind einige auch erfrischend-säuerlich und jede Obstsorte hat ihr spezielles Aroma.
Heimische Obstsorten werden in Deutschland oder sogar direkt in der eigenen Region angebaut. Als heimische Obstsorten findet man hauptsächlich Äpfel sowie ein breites Spektrum an Beerenfrüchten im Handel. In der jeweiligen Saison sind inzwischen aber auch vermehrt andere Obstsorten aus deutschem Freilandanbau zu bekommen. Bedingt durch die Nachfrage werden verschiedene Obstsorten (z. B. Erdbeeren) auch in Deutschland in Gewächshäusern angebaut, sodass bei einigen Produkten nahezu ganzjährig die Nachfrage auch aus deutschem Anbau bedient werden kann. Das Angebot aus heimischem Obst wird ergänzt durch gleichartige Früchte, die im Regelfall außerhalb der deutschen Freiluftsaison weltweit aus Drittländern importiert werden.
Im Gegensatz dazu kommen die exotischen Früchte nicht aus Deutschland. Die exotischen Früchte bieten eine ganz eigene Auswahl an Aromen. Dazu gehören Sorten wie Banane oder Kiwi, die für uns inzwischen fast selbstverständlich das ganze Jahr zu erwerben sind, aber auch Sorten wie Passionsfrucht, Litschi oder Granatapfel, die besonders dann erhältlich sind, wenn keine Erntesaison für das heimische Obst ist.
Ziel des durchgeführten Projektes war es, die Belastung von in Deutschland erzeugten Früchten derjenigen von exotischen Früchten gegenüberzustellen. Fruchtarten, die zwar im Ausland produzierten wurden, aber in Deutschland ebenfalls produzierten entsprechen, sollten bei dieser Betrachtung unberücksichtigt bleiben.
Unabhängig von der Herkunft muss bei jedem Obst die in der europäischen Union festgelegten Rückstandshöchstgehalte für Pflanzenschutzmittel einhalten werden. Diese sind in der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 festgelegt, werden regelmäßig überprüft und aktualisiert.

Untersuchungsergebnisse

Im Jahr 2022 untersuchte das LGL 203 Proben Obst aus Deutschland. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Ergebnisse sortiert nach Obstsorten. 31 der Proben stammten aus ökologischem Anbau. Bei fast allen dieser Proben waren keine Rückstände bestimmbar. Drei Proben Bio-Äpfel wiesen zwar Rückstände an Pflanzenschutzmitteln auf, aber die Gehalte lagen nur knapp über der jeweiligen Bestimmungsgrenze. Eine unerlaubte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hat das LGL daher in diesen Fällen nicht angenommen.

Tabelle 1: Untersuchungsergebnisse auf Pflanzenschutzmittelrückstände in heimischem Obst im Jahr 2022.
Lebensmittel Gesamt-zahl Anzahl Proben ohne R Anzahl Proben mit R kleiner HG Anzahl Proben mit R größer HG Anzahl insgesamt gefundener, verschiedener Stoffe Anzahl R pro Probe Gehalt R pro Probe (mg/kg)
Gesamt 203 39 163 1 40 2,7 0,48
19% 80% 1%
Apfel 57 21 36 0 19 1,8 0,33
Birne 9 1 8 0 7 1,6 0,09
Brombeere 21 2 19 0 10 2,9 0,42
Erdbeere 22 2 20 0 17 3,2 1,49
Heidelbeere, Blaubeere 16 5 11 0 10 1,5 0,11
Himbeere 10 2 8 0 12 2,4 0,24
Johannisbeere rot 28 0 27 1 17 4,3 0,78
Johannisbeere schwarz 3 1 2 0 8 3,3 0,24
Johannisbeere weiß 1 0 1 0 6 6,0 1,00
Nektarine 1 0 1 0 4 4,0 0,48
Pflaume 10 2 8 0 6 1,2 0,03
Quitte 2 2 0 0 0 0,0 0,00
Rhabarber 1 1 0 0 0 0,0 0,00
Stachelbeere 13 0 13 0 12 4,3 0,37
Süßkirsche 9 0 9 0 13 4,4 0,35

R = Rückstand, HG = zulässiger Höchstgehalt nach Verordnung (EG) Nr. 396/2005

Am häufigsten nachgewiesen wurden im heimischen Obst die Stoffe Boscalid, Captan, Cyprodinil, Fludioxinil und Trifloxystrobin. Diese Wirkstoffe gehören zur Gruppe der Fungizide. Fungizide sind Stoffe, die Pilze und deren Sporen abtöten oder deren Wachstum hemmen können. Bis auf bei einer Probe rote Johannisbeeren wurden bei alle Proben die gesetzlich vorgeschrieben Rückstandshöchstgehalte eingehalten. Der Rückstandsgehalt der Probe weiße Johannisbeeren lag nicht sicher über dem Höchstgehalt. Trotzdem wies das LGL in einer Sachverständigenäußerung darauf hin, um das Bewusstsein für die Rückstandsproblematik bei den Verantwortlichen zu erhöhen.
Auffällig ist die im Vergleich zu Äpfeln und Birnen höhere durchschnittliche Anzahl von nachgewiesenen Rückständen pro Probe bei den Beerenfrüchten (außer Heidelbeeren) und Kirschen. Dies ist durch den stärkeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln infolge der hohen Empfindlichkeit der Pflanzen bedingt. Besonders im konventionellen Anbau werden häufig entsprechende Fungizide eingesetzt, um Ernteausfälle zu verhindern. Bei diesen Obstsorten wiesen die meisten Proben Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf. Die Beanstandungsquote ist dennoch bei heimischen Beerenfrüchten trotz der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln mit unter 1% sehr gering.

Von exotischem Obst untersuchte das LGL im Jahr 2022 245 Proben. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Die Produkte kamen aus 24 verschiedenen Ländern von Brasilien bis Vietnam, wobei es sich meist um Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union handelte. Nur 47 der Proben kamen aus den EU-Staaten Griechenland, Italien und Spanien.

Tabelle 2: Untersuchungsergebnisse auf Pflanzenschutzmittelrückstände in exotischem Obst im Jahr 2022.
Lebensmittel Gesamt-zahl Anzahl Proben ohne R Anzahl Proben mit R kleiner HG Anzahl Proben mit R größer HG Anzahl insgesamt gefundener, verschiedener Stoffe Anzahl R pro Probe Gehalt R pro Probe (mg/kg)
Gesamt 245 98 138 9 43 1,5 0,91
40% 56% 4%
Ananas 35 2 33 0 12 3,2 5,39
Banane 41 17 24 0 9 1,9 0,23
Feige 18 15 2 1 3 0,2 0,01
Granatapfel 9 3 4 2 4 0,7 0,03
Kakifrucht Sharon 13 6 6 1 3 0,6 0,03
Kapstachelbeere, Physalis 1 1 0 0 0 0,0 0,00
Karambole; Sternfrucht 9 3 5 1 7 1,7 0,08
Kiwi 34 27 7 0 5 0,3 0,23
Litschi 6 4 1 1 11 1,8 0,41
Mango 38 6 32 0 7 1,5 0,26
Maracuja, Passionsfrucht 16 6 10 0 7 1,9 0,18
Nashi Birne 10 5 4 1 3 0,6 0,01
Papaya 15 3 10 2 12 1,8 0,12

R = Rückstand, HG = zulässiger Höchstgehalt nach Verordnung (EG) Nr. 396/2005

Von den 245 Proben exotisches Obst waren 33 Proben aus ökologischem Anbau (18 Banane, 7 Kiwi, 3 Mango und 3 Ananas sowie je eine Papaya und Granatapfel). Bei 30 dieser Proben waren keine Rückstände nachweisbar. Eine Probe Banane wies einen Rückstand eines für den ökologischen Landbau erlaubten Pflanzenschutzmittels auf. Eine Probe Ananas und eine Probe Kiwi hatten sehr geringe Rückstände in Höhe der Bestimmungsgrenze, so dass bei diesen nicht von einer Anwendung auszugehen ist.
Bei den exotischen Früchten aus konventionellem Anbau wurden am häufigsten die Wirkstoffe Azoxystrobin, Bifenthrin, Ethephon, Fludioxinil und Fosetyl (bzw. Phosphonsäure) nachgewiesen. Wie im heimischen Obst sind auch hier Fungizide die am häufigsten nachgewiesenen Wirkstoffe. Ethephon ist dagegen ein Wachstumsregulator, der die Reifung beschleunigt und oft bei Ananas eingesetzt wird. Bei Bifenthrin handelt es sich um ein Insektizid.
Insgesamt wurden bei sechs Proben Rückstände oberhalb der Höchstgehalte gefunden und im Rahmen eines Gutachtens lebensmittelrechtlich beurteilt. Mit diesen Rückstandsmengen dürfen diese Produkte nicht in den Verkehr gebracht, d. h. nicht verkauft, werden. Bei drei weiteren Proben lag der Rückstandsgehalt statistisch nicht ausreichend sicher über dem Höchstgehalt. Dennoch wies das LGL explizit auf die erhöhten Rückstände hin, um bei den Herstellern das Bewusstsein für die Rückstandsproblematik zu schärfen. Eine Gesundheitsgefahr konnte das LGL bei den auffälligen Proben ausschließen.

Fazit

Im Vergleich von heimischem und exotischem Obst fällt auf, dass heimisches Obst im Mittel mehr Rückstände pro Probe enthält. Dies ist zum Teil begründet in der Auswahl der Obstsorten. Die im Rahmen dieses Projektes untersuchten, in Deutschland produzierten Fruchtarten umfassten, wie schon beschrieben, auch Beerenfrüchte, die teilweise empfindlicher und daher möglicherweise stärker behandelt sind als die nach Deutschland exportieren, exotischen Obstarten. Exotische Früchte, die vergleichbar empfindlich sind, eigenen sich weniger zum Export, da sie auf dem Weg verderben können. Exotisches Obst, das lange Transportwege hinter sich hat, zeichnet sich oft aus durch Robustheit oder die Möglichkeit der Nachreifung. Unreifes, festes Obst ist weniger anfällig für Schadorganismen und muss daher auch weniger geschützt werden.
Trotz der im Durchschnitt höheren Anzahl an Wirkstoffen weist das heimische Obst eine geringere Beanstandungsquote auf als das exotische Obst. Diese Tendenz zeigt sich nach Erfahrung des LGL jedes Jahr wieder, obwohl der Fokus bei den untersuchten Obstsorten immer wieder wechselt und angepasst wird.
Auch wenn insbesondere konventionell erzeugtes Obst, sowohl das heimische als auch das exotische, mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird, werden die zulässigen und als sicher bewerteten Höchstgehalte sehr selten überschritten. Wer trotzdem lieber weniger Pflanzenschutzmittelrückstände in seinen Lebensmitteln wünscht, kann sowohl bei heimischem als auch exotischem Obst auf ökologisch erzeugte Ware zurückgreifen. Als Bestandteil einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung bieten sowohl heimisches als auch exotisches Obst eine gute Abwechslung.