Herausforderungen für die Versorgungsforschung am Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Prof. Dr. Peter Heuschmann, Dr. Silke Wiedmann, Ph.D., M.Sc., Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg:

Die klinische Epidemiologie beschäftigt sich primär mit wissenschaftlichen Fragestellungen aus der Patientenversorgung. Hierzu zählen insbesondere Studien aus den Bereichen Therapie und Prävention, Prognose und Outcome, Diagnostik und Screening, sowie Angemessenheit und Qualität der Versorgung. Für die Beantwortung klinischer relevanter Fragestellungen stellt die klinische Epidemiologie geeignete Methoden zur Planung, Durchführung und Auswertung von Studien bereit und ermöglicht somit die Umsetzung klinisch relevanter, patientenorientierter Fragestellungen in geeignete Studiendesigns. Für den Erfolg dieser Studien ist deshalb eine frühzeitige Einbindung der klinischen Epidemiologie von besonderer Bedeutung.

Auch in der Versorgungsforschung kommt der sorgfältigen methodischen Planung von Studien eine zentrale Rolle zu. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass auch im Bereich der Versorgungsforschung immer komplexere Studiendesigns zur Anwendung kommen (wie z.B. „cluster trial“, „pragmatic clinical trial“ oder „stepped wedge trials“). Diese Studiendesigns kommen teilweise aus dem Bereich der klinischen Forschung und müssen an die speziellen Bedürfnisse der Versorgungsforschung angepasst werden. Studien in der Versorgungsforschung haben zudem zunehmend nicht nur beobachtende sondern auch interventionelle Komponenten und damit teilweise verbunden spezifische regulatorische Anforderungen. Die aufwendigeren Designs erfordern somit immer komplexere Methoden in der Planung, Durchführung und Auswertung der Studien (z.B. bzgl. Fallzahlberechnung und statistischen Methoden). Zudem werden auch Routinedaten häufig für die Versorgungsforschung genutzt, bei deren Nutzung die klinische Epidemiologie mit einer kritischen Bewertung der Validität und Reliabilität der Daten und insbesondere der Entwicklung von geeigneten Auswertungsstrategien hilfreich sein kann. Durch die Einführung von komplexeren Studiendesigns und Auswertestrategien im Bereich der Versorgungsforschung ergeben sich somit in enger Kooperation mit der klinischen Epidemiologie neue Möglichkeiten zur Beantwortung versorgungsforschungsrelevanter Fragestellungen.