Blunting bei Puten – Auswirkungen auf das Futteraufnahmeverhalten, Pickverletzungen, Schnabelanatomie und -morphologie

Kurzbeschreibung

Federpicken und Kannibalismus führen regelmäßig zu Problemen in Putenbetrieben. Es handelt sich um Verhaltensstörungen mit multifaktoriellen Ursachen, die zu erheblichen Schäden führen können.

Gemäß § 6 Abs. 1 des Tierschutzgesetzes ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres verboten. Dennoch wird das Schnabelkupieren (Infrarot/IR-Amputation der Oberschnabelspitze) in vielen Betrieben derzeit routinemäßig durchgeführt. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine Symptombekämpfung, die die Ursachen für Federpicken und Kannibalismus nicht beseitigt. Eine im Juli 2015 geschlossene freiwillige Vereinbarung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. und des Verbands Deutscher Putenerzeuger e. V. sieht vor, sofern eine Evaluierung zur Prüfung der Machbarkeit dies rechtfertigt, ab dem 1. Januar 2019 in der Mast von Putenhennen in Deutschland auf die Einstallung von schnabelgekürzten Tieren regelmäßig zu verzichten.

Während bei Legehennen bereits Erkenntnisse über Ursachen und Risikofaktoren für Federpicken und Kannibalismus vorliegen, sieht das BMEL bei Puten noch weiteren Forschungsbedarf im Hinblick auf Ursachen und Möglichkeiten der Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus und wird daher die Forschung hierzu fortsetzen. Nachdem es sich bei Federpicken und Kannibalismus um komplexe, multifaktoriell bedingte Verhaltensstörungen handelt, deren Ursachen und Risikofaktoren letztlich abschließend schwer identifiziert werden können, ist es neben der Ursachenforschung jedoch auch von großer Bedeutung, tierschutzgerechte, ergänzende Begleitmaßnahmen aufzuzeigen, um Pickverletzungen bei nicht schnabelkupierten Puten in der Praxis reduzieren zu können.

Der Abrieb („Blunting“) der Schnabelspitze mittels Estrichschleifscheiben im Futtertrog führt zu einem besseren Schnabelschluss als in der Nullkontrolle, sowohl bei kupierten als auch bei nicht kupierten Puten (K. Damme und S. Urselmans 2013) und ist damit möglicherweise eine geeignete Methode um die Häufigkeit und Intensität von Pickverletzungen bei nicht schnabelkupierten Puten zu reduzieren. Bevor dieses Verfahren an einer großen Tierzahl in einer Feldstudie in der Praxis getestet werden kann, soll das „Blunting“ bei Puten mit der vorliegenden Studie hinsichtlich der Tierschutzgerechtheit des Verfahrens zur Reduktion von Pickverletzungen bei nicht schnabelkupierten Puten evaluiert werden. Hierzu werden Tiergesundheits- und Verhaltensparameter erhoben sowie pathologisch-anatomische und histopathologische Untersuchungen durchgeführt. Insbesondere soll einen Aussage dazu getroffen werden können, ob durch den Abrieb der Rhamphotheca (d.h. der verhornten Außenhülle des Schnabels) das Schnabelspitzenorgan beeinträchtigt wird und dadurch Schmerzen bei der Futteraufnahme auftreten. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung Kitzingen (LVFZ) am Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) durchgeführt.

Laufzeit: 01.12.2016 - 30.11.2017