Monitoring gesundheitlich bedeutsamer Stoffe in der Innenraumluft von Wohnräumen in Bayern und Schleswig-Holstein
Der Mensch verbringt die überwiegende Zeit seines Lebens in Innenräumen und ist dort einer Vielzahl unterschiedlicher Substanzen ausgesetzt. Aus diesem Grund hat die Innenraumluftqualität eine besondere Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Im Rahmen eines Länderuntersuchungsprogramms (LUPE 10) unter Beteiligung von Bayern und Schleswig-Holstein wurden 35 Wohnungen beprobt, um die Belastungssituation durch flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) und Endotoxine (Zerfallsprodukte von Bakterien) in der Innenraumluft zu ermitteln. Frisch renovierte Wohnobjekte und Neubauten mit Lüftungsanlagen wurden von der Untersuchung ausgeschlossen; ebenso Raucherwohnungen und Wohnobjekte mit Handfeuerungsanlagen. Die Beprobung der Wohnräume erfolgte im Jahr 2019. Alle VOC-Messungen wurden unter Ausgleichsbedingungen durchgeführt, das heißt der betreffende Raum wurde vor der Probenahme mehr als acht Stunden (meist über Nacht) nicht gelüftet.
Zu den VOC zählen gasförmige organische Substanzen des Siedebereiches von ca. 50 bis 260 °C. Die hygienische Bewertung der Raumluftqualität erfolgte anhand des Total-Volatile-Organic-Compounds (TVOC)-Konzeptes des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR) am Umweltbundesamt. Das TVOC-Konzept ermöglicht eine gestufte Beurteilung der Gesamtbelastung an flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft1.
Ergebnisse
Die TVOC-Konzentrationen der untersuchten Wohnräume sind in der Abbildung dargestellt. Bei 97 % der Wohnungen lag die TVOC-Belastung unter 1 mg/m3 und damit im hygienisch noch unbedenklichen Bereich (Stufe 2). Unter normalen Nutzungsbedingungen mit regelmäßigem Lüften werden in der Regel noch niedrigere VOC-Werte erreicht. Nur bei einer Wohnung mit einem veralteten Öltank war die TVOC-Konzentration stark erhöht, sodass die Stufe 4 (hygienisch bedenklich) erreicht wurde. In solchen Fällen sind Maßnahmen zu ergreifen, um die verantwortlichen VOC - Quellen zu identifizieren und relevante Emissionen zu reduzieren.
Endotoxine sind Bestandteil der äußeren Zellmembran von gramnegativen Bakterien. Sie können bei Menschen Symptome wie Husten, Atemprobleme, Fieber und allgemeines Unwohlsein hervorrufen. Eine langfristige inhalative Exposition gegenüber hohen Endotoxin-Konzentrationen kann zum Beispiel eine chronische Bronchitis hervorrufen oder die Lungenfunktion negativ beeinflussen2. Derzeit existieren keine Grenzwerte für Endotoxin-Konzentrationen in der Innenraumluft. Der niederländische Fachausschuss für Arbeitssicherheit legte eine gesundheitsbasierte empfohlene Expositionsgrenze (über acht Stunden gewichteter Durchschnittswert) für Arbeitsplätze von 90 EU/m³ fest3. EU steht hier für „Endotoxin-Einheiten“. 1 EU entspricht 0,09 ng Endotoxin. Der Miwert der Endotoxin-Konzentration im LUPE 10 liegt bei 0,32 EU/m³ und damit um Größenordungen unter dem niederländischen Arbeitsplatzrichtwert.
Abbildung 1. TVOC-Konzentrationen, die im Rahmen von LUPE 10 in 35 Wohnungen in Bayern (BY) und Schleswig-Holstein (SH) gemessen wurden. Stufe 3 liegt bei >3000 µg/m3 und Stufe 4 bei >10000 µg/m³.
Abbildung 2. Endotoxin-Konzentrationen, die im Rahmen von LUPE 10 in 35 Wohnungen in Bayern (BY) und Schleswig-Holstein (SH) festgestellt wurden.
Fazit
Bei 97 % der untersuchten Wohnungen lag die Innenraumluftqualität in Bezug auf die untersuchten Parameter in einem hygienisch unauffälligen Bereich.
Literaturverzeichnis:
1 - Seifert, B. (1999). Richtwerte für die Innenraumluft. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. Berlin, Heidelberg, Springer Berlin Heidelberg: 270-278
2 - Pohl, K., Kolk, A., Arnold, E., Raulf-Heimsoth, M. (2007). "Endotoxine und Bakterien im Befeuchterwasser von Raumlufttechnischen Anlagen in Büroräumen." Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 67(5): 215-219
3- Niederländische Fachausschuss für Arbeitssicherheit. Endotoxins. Health-based recommended occupational exposure limit (2010).