Studie zur Schätzung der Prävalenz der BVDV-Infektion in Bayern

Über die Prävalenz der BVD-Virus-Infektion in Bayern lagen bisher keine gesicherten Daten vor.

Im Jahr 2003 arbeitete das LGL an einer Studie zur Prävalenz der BVDV-Infektion in Bayern. Am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre der Tierärztlichen Fakultät der LMU München wurden die Ergebnisse der Studie in einer Dissertation veröffentlicht. Der Titel der Dissertation lautet: "Prävalenz und weitere epidemiologische Betrachtungen der Bovinen Virusdiarrhoe Virus (BVDV) - Infektion in bayerischen Rinderherden".

Im Rahmen dieser Studie wurden 1.213 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte bayerische Betriebe beprobt. Aus diesen Beständen wurden von Amtstierärzten EDTA-Blutproben von acht Rindern im Alter von sechs bis 24 Monaten ("Jungtierfenster", JTF), Serumproben und eine Tankmilchprobe gezogen. Bestandspezifische Daten waren in einen Erhebungsbogen (Betriebsstruktur, Impfungen, klinischen Erscheinungen, etc.) einzutragen.

Die EDTA-Blutproben und die Tankmilchproben wurden mit einem ELISA-Testkit zum Nachweis von Antikörpern gegen das BVDV (BAR VAC®; Fa. Boehringer) untersucht. Als positiv und somit als Hinweis auf ein PI-Tier/e im Bestand galt ein JTF, wenn in mehr als 25 % der Blutproben Antikörper gegen das BVDV nachweisbar waren. Antikörper-negative Blutproben aus positiv bewerteten JTF wurden mit einem ELISA-Testkit (HerdCheck BVDV®; Fa. IDEXX) und im Durchflusszytometer (FACS) auf BVDV-Antigen getestet. Die Zugehörigkeit zu Genotyp I oder II wurde durch Typisierung der gefundenen BVDV-Isolate und durch Kreuzneutralisationstest positiver Seren bestimmt.

Die Auswertung der JTF aus 1.060 Beständen ergab in 18 % ein positives Ergebnis und somit den Verdacht auf ein PI-Tier/PI-Tiere im Bestand.

Regionale Unterschiede waren nur in den Regierungsbezirken Niederbayern und Oberfranken (signifikant niedriger mit 11,4 % bzw.10 %) und Schwaben mit signifikant höherer Rate von 24,4 % festzustellen.

In Bezug auf unterschiedliche Betriebs-Größenklassen (Einteilung in vier Klassen: bis 18 Kühe, bis 30 Kühe, bis 45 Kühe und über 45 Kühe) waren keine signifikanten Unterschiede in der Prävalenz von Verdachtsbetrieben nachzuweisen.

Die Untersuchung des Einflusses des Zukaufsverhaltens der Rinderhalter ergab, dass Betriebe, die mehr als fünf Rinder pro Jahr zukauften, mit 28,6 % signifikant öfter als Verdachtsbetriebe eingestuft wurden. In Betrieben ohne Zukäufe war nur in 15,3 % der Verdacht auf ein PI-Tier in der Herde gegeben.

Die Abfrage der klinischen Erscheinungen, die in den letzten beiden Jahren auftraten, erbrachte, dass Umrindern, unregelmäßige Brunst, Vaginalausfluss, Missbildungen, grippale Symptome, Durchfall, hämorrhagische Erkrankungen, Klauenprobleme, Masttiden und Todesfälle in Verdachtsbetrieben nicht häufiger auftraten als in unverdächtigen Beständen. Das Auftreten von Aborten wurde jedoch in Verdachtsbetrieben signifikant häufiger beobachtet.

Als antigen-positiv wurden 0,4 % aus den 9.246 beprobten Tieren erkannt.

Aus insgesamt 1.113 Beständen lagen Tankmilchproben zur Untersuchung auf Antikörper gegen das BVDV vor. In 72,5 % dieser Bestände reagierten die Milchproben positiv. In Betrieben, in denen nicht gegen BVDV geimpft wurde (n = 777), waren 65 % der Tankmilchproben positiv.

Die Überprüfung der BVDV-Isolate und die durchgeführten Kreuzneutralisationsteste ergaben, dass ca. 2 % der BVDV-Infektionen in Bayern auf den Genotyp II zurückzuführen sind.

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