Qualität injizierbarer Hyaluronsäurezubereitungen - Untersuchungsergebnisse 2017

Hintergrund

Hyaluronsäure ist ein körpereigenes Biopolymer mit stark wasserbindender Eigenschaft. Neben seiner hervorragenden Schmierwirkung im Gelenkspalt sorgt es unter anderem als wesentlicher Bestandteil der Grundsubstanz der Haut für einen hohen Feuchtigkeitsgehalt sowie für eine hohe Elastizität und Spannkraft. Mit zunehmendem Alter schwindet jedoch der Hyalurongehalt in Haut und Bindegewebe. Dies äußert sich mit typischen Anzeichen von Hautalterung und Faltenbildung. Im Bereich der ästhetischen Dermatologie besitzen injizierbare Gelzubereitungen mit Hyaluronsäure (sogenannte Dermal Filler) daher aktuell einen hohen Stellenwert. Mangels pharmakologischer Wirkweise sind diese Zubereitungen rechtlich der Gruppe der nichtaktiven Medizinprodukte zuzuordnen.

Chemische Variationen für unterschiedliche Einsatzbereiche

Enthielten die ersten Präparate noch aus Hahnenkämmen gewonnene Hyaluronsäure, basieren moderne Zubereitungen zugunsten einer besseren Verträglichkeit meist auf reinem bakteriell-fermentativ gewonnenem Biopolymer, das chemisch der menschlichen Substanz entspricht. Durch Derivatisierung der nativ linearen Hyaluronsäureketten mit doppelfunktionalen Molekülen wie 1,4-Butandiol-Diglycidylether (BDDE), sogenannten Vernetzern, lassen sich die Eigenschaften der Gele gezielt gestalten. Der Grad der Vernetzung bestimmt unter anderem maßgeblich das Wasserbindungsvermögen sowie die Modellierbarkeit, das Füllvermögen und die Gewebeintegrationseigenschaften der Zubereitungen. Je nach vorgesehenem Einsatzbereich lässt sich mit höherer Vernetzung ferner der Abbauprozess im lebendigen Organismus und somit die Wirkdauer von wenigen Wochen bis hin zu über einem Jahr verlängern. Der Quervernetzungsgrad stellt infolgedessen ein entscheidendes Qualitäts- und Sicherheitsmerkmal dar.
Die vernetzte Hyaluronsäure an sich besitzt selbst eine sehr gute Bioverträglichkeit. Nach dem Vernetzungsschritt in freier, ungebundener Form im Gel verbliebene Anteile der Quervernetzer können aufgrund ihrer Toxizität ein gewisses Gesundheitsrisiko darstellen. Während des Herstellungsprozesses werden diese in der Regel aber vollständig aus dem Gel entfernt.

Schwerpunktuntersuchung bayerischer Präparate

Im Rahmen einer länderübergreifenden europaweiten Marktüberwachungsstudie untersuchte das LGL acht Dermal-Filler-Präparate zweier bayerischer Medizinprodukthersteller basierend auf BDDE-quervernetzter Hyaluronsäure. Gegenstand der Untersuchungen war zunächst die Kontrolle des vorliegenden Quervernetzungsgrades mit einer flüssigchromatographischen Methode und Kopplung mit Massenspektrometrie (LC-MS). Neben der Identitätsprüfung der beteiligten Ausgangsstoffe kontrollierte das LGL auch den Modifizierungsgrad und den spezifizierten Gesamtgehalt der eingesetzten Hyaluronsäure mittels einer quantitativen NMR-Methode. In einem weiteren Ansatz wurde zudem die Einhaltung der zulässigen Rückstandshöchstmengen von freiem BDDE mittels Gaschromatographie überprüft.

Untersuchungsergebnisse

Alle untersuchten Zubereitungen enthielten den deklarierten Inhaltsstoff Hyaluronsäure in (mittels BDDE) quervernetzter Form. Keines der untersuchten Produkte zeigte dabei messbare Rückstände des freien Quervernetzers. Auch bei der Prüfung auf „Gehalt von Hyaluronsäure“ ergab sich gegenüber den herstellerseitig angegebenen Werten kein Grund zur Beanstandung. Zu den vom LGL evaluierten Quervernetzungsgraden waren von den Herstellern keine untereinander vergleichbaren Spezifikationen zu erhalten. Aus den erhobenen Daten konnten gleichwohl keine Auffälligkeiten oder Hinweise auf vorliegende Risiken abgeleitet werden.
Letztlich bestätigten die durchgeführten Untersuchungen die Einhaltung hoher Qualitätsstandards am Markt befindlicher Hyaluronsäurezubereitungen.

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