Pressemitteilung

19.09.2025
Nr. 30/2025

Gesundheit

Demenz im Krankenhaus: Bayerisches Serviceangebot nutzen, Versorgungsstrukturen stärken und Betroffenen besser helfen

Anlässlich der sechsten Bayerischen Demenzwoche bauen das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) ihre Zusammenarbeit aus, um so die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus weiterhin zu stärken. Betroffene erleben eine fremde und hektische Umgebung, in der ihnen grundlegende Orientierung fehlt, während das Klinikpersonal einen deutlich höheren Betreuungsaufwand bewältigen muss. Um die Kliniken zu entlasten und gleichzeitig die Versorgungsqualität zu verbessern, bietet die Koordinierungsstelle Bayern Demenz im Krankenhaus (KBDiK) ein umfangreiches Beratungsangebot für Klinikverantwortliche an. Das LGL und die BKG werden ihre Zusammenarbeit nun ausbauen, um das Netzwerk beteiligter Krankenhäuser weiter zu vergrößern und deren Austausch in Bezug auf erprobte Versorgungskonzepte zu intensivieren.

Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach betonte: „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Demenz in den Kliniken zu verbessern. Daher unterstützen wir die bayerischen Krankenhäuser auf ihrem Weg zu einem demenzsensiblen Versorgungsangebot. Gemeinsam mit der sozialen und privaten Pflegeversicherung fördert der Freistaat die ‚Koordinierungsstelle Bayern Demenz im Krankenhaus (KBDiK)‘ mit insgesamt rund 920.000 Euro. Ich begrüße, dass den Krankenhäusern mit der Koordinierungsstelle fachkundige Beratung und Unterstützung zur Verfügung stehen.“

Wichtig für eine demenzsensible Versorgung ist insbesondere, Orientierung und Struktur für die Betroffenen zu schaffen, ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten und Mobilität zu ermöglichen.“, sagt Prof. Dr. Christian Weidner, Präsident des LGL. Weidner ergänzt: „Auf unserer eigens dafür eingerichteten Website www.demenz-im-krankenhaus.bayern.de finden sich alle Informationen – von der kostenlosen, individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Krankenhauses zugeschnittenen Beratung über Veranstaltungstermine bis hin zur Möglichkeit, in den kollegialen Austausch zu gehen und von den Praxiserfahrungen anderer im Demenzmanagement zu lernen. Das sind erfolgreiche Praxisbeispiele einer an Patientinnen und Patienten mit Demenz angepassten Versorgung.“

Carolin Johna, BKG-Expertin im Geschäftsbereich Personal, Organisation und Bildung: „In vielen bayerischen Kliniken wird das Thema Demenz zunehmend in Fort- und Weiterbildungen für ärztliches und pflegerisches Personal berücksichtigt. Bei der Zimmerbelegung wird – soweit organisatorisch machbar – auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz geachtet. Zudem entstehen nach und nach Kommunikationsleitfäden sowie Empfehlungen zur Einbeziehung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen in die Betreuung. Gleichwohl bleibt es eine wichtige Aufgabe, das Thema Demenz noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.“

Die Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus ist eine gemeinsame Verantwortung aller Berufsgruppen. Die Koordinierungsstelle bietet Krankenhäusern praxisnahe Unterstützung, um diese Herausforderung strukturiert anzugehen. Wer das Angebot nutzt, gewinnt: Patientinnen und Patienten profitieren von mehr Sicherheit und Orientierung und das Personal von klaren Abläufen und einer spürbaren Entlastung. Auch wirtschaftlich lohnt sich dieser Weg: Durch Prävention, gezielte Schulungen und strukturelle Verbesserungen lassen sich Komplikationen, Mehraufwand sowie Drehtüreffekte vermeiden – und mittelfristig Kosten senken.

Menschen mit Demenz, die ins Krankenhaus müssen, erleben ein nicht vertrautes Umfeld, das Verwirrung fördern kann. Viele finden sich weder zeitlich noch räumlich zurecht und vergessen, warum sie im Krankenhaus sind. Darüber hinaus besteht das erhöhte Risiko, ein Delir – ein plötzlich einsetzender Verwirrtheitszustand – oder herausforderndes Verhalten zu entwickeln. Insgesamt ist das auch für die Angehörigen eine belastende Situation. Zugleich entsteht auch für die Mitarbeitenden ein zusätzlicher Zeit- und Betreuungsaufwand sowie eine hohe emotionale Belastung.

Die KBDiK begleitet bayerische Kliniken bei der Umsetzung von demenzsensiblen Maßnahmen und leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der Bayerischen Demenzstrategie. Dazu gehören beispielsweise gezielte Schulungen, angepasste Strukturen und Prozesse und eine optimierte Vernetzung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Das Ziel ist eine Krankenhausversorgung, die den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz gerecht wird, die Qualität der Behandlung steigert und zugleich tragfähige Bedingungen für Mitarbeitende schafft.

Weiterführende Informationen
Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, sondern auch die Häufigkeit der Krankenhauseinweisungen. Die Begleiterscheinungen des Demenzsyndroms führen dazu, dass Menschen mit Demenz eine besonders vulnerable und gleichzeitig häufige Patientengruppe in Akutkrankenhäusern darstellen.

Akutkrankenhäuser haben in Kooperation zwischen medizinischer Forschung und Pflegewissenschaft eine Reihe demenzsensibler und delirpräventiver Maßnahmen entwickelt, unter anderem die angepasste Gestaltung von Kommunikation, Prozessen und Umgebung oder die Einbindung von Angehörigen und ehrenamtlich Helfenden in die Versorgung.

Die seit 1. April 2023 bestehende Koordinierungsstelle Bayern Demenz im Krankenhaus (KBDiK) wird unter anderem aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) finanziert.


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Über die BKG
Die Bayerische Krankenhausgesellschaft ist der Zusammenschluss von etwa 190 (***) Krankenhausträgern mit über 350 Krankenhäusern (**) und insgesamt ca. 75.000 Betten (**) in Bayern. Ca. 2,6 Mio. Patientinnen und Patienten (*) werden jährlich in den bayerischen Krankenhäusern umfassend stationär sowie weitere 3 Mio. (*) Menschen ambulant behandelt. Zusätzlich versorgen die Kliniken im Freistaat über 1,6 Mio. ambulante Notfallpatientinnen und -patienten und erbringen über 1,3 Millionen zusätzliche ambulante Leistungen. (*). Die bayerischen Krankenhäuser erbringen hierfür das gesamte Leistungsspektrum der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Die Einrichtungen sind zugleich einer der bedeutendsten Arbeitgeber Bayerns. Rund 235.000 (*) Menschen der verschiedensten Berufe beziehen ihr Einkommen von bayerischen akutstationären Krankenhäusern, davon ca. 34.000 Ärztinnen und Ärzte und 90.000 im Bereich der Pflege sowie 17.000 Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende.
(aktualisiert: 08/2025; Quelle: *LfStat - Krankenhausstatistik 2023, **Bayerischer Krankenhausplan 2024, *** Bayerische Krankenhausgesellschaft)

Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Human- und Veterinärmedizin, der Lebensmittelchemie, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, der Physik, der Psychologie, der Ernährungswissenschaft, der Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.