Pressemitteilung
18.06.2025
Nr. 24/2025
Gesundheit
Verhaltenstipps für die Bevölkerung, Einbezug von Multiplikatoren und Unterstützung von Kommunen - für mehr Hitzeresilienz in Bayern
Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) richtet sich direkt an Verbraucherinnen und Verbraucher und bietet ihre Infomaterialien in acht Sprachen an. Immer mehr Kommunen bringen Hitzeschutzmaßnahmen auf den Weg.
Immer häufiger klettern die Temperaturen im Sommer über die 30-Grad-Marke. Hitze stellt jedoch vor allem für ältere oder vorerkrankte Menschen eine große Belastung dar und kann sich erheblich auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Jüngste Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen von deutschlandweit mittlerweile etwa jeweils 3.000 Todesfällen in den Jahren 2023 und 2024 aus, bei denen ein Zusammenhang mit extrem hohen Temperaturen gesehen wird. Für Bayern beliefen sich die hitzebedingten Sterbefälle 2023 auf 510, im Jahr 2024 schätzte das RKI die Zahl auf 380. Die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) gibt zum Start in die heiße Jahreszeit Handlungsempfehlungen, die vor allem für sensible Personengruppen gesundheitliche Risiken abmildern können. Auch Kommunen können einen wichtigen Beitrag zur Minderung gesundheitlicher Auswirkungen von Hitze in der Bevölkerung leisten.
Prof. Dr. Caroline Herr, Amtsleitung Gesundheit am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erläutert: „Ein wichtiges Anliegen der LAGiK ist es, die Bevölkerung in Bayern und insbesondere gefährdete Personengruppen besser auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Dies geschieht über den direkten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, aber auch über Multiplikatoren wie die Ärzteschaft oder Pflegefachpersonen und durch Maßnahmen von den Kommunen vor Ort“.
Der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes Dr. Hans-Peter Hubmann führt aus: „Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Pflegebedürftige, Säuglinge und Kleinkinder, Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere sowie Personen, die im Freien arbeiten.“
Zwischen 2001 und 2021 wurden jährlich durchschnittlich etwa 1.500 Menschen in Deutschland wegen hitzebedingter Gesundheitsprobleme stationär behandelt. Dr. Britta Amthor vom Bayerischen Hausärzteverband erläutert zu den vielfältigen negativen Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit: „Typische Folgen von extremer Hitze sind etwa Hitzeerschöpfung, Hitzekrämpfe oder -ödeme. Auch chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- oder Nierenerkrankungen können durch extreme Hitze Symptome verursachen oder sich verschlimmern.“
Um sich zu schützen, sollten während der Sommermonate z. B. unbedingt Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes beachtet und Aktivitäten in die kühleren Stunden verschoben werden. Das gilt auch für sportlich fitte Personen. Besonders ältere Menschen sollten zudem ihren Medikamentenplan sowie die Medikamentenlagerung in Absprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt anpassen. Außerdem ist grundsätzlich auch auf Schutz vor UV-Strahlung zu achten.
Wichtige Verhaltensweisen bei großer Hitze:
1) Intensive Mittagssonne meiden.
2) Ausreichend trinken und wasserreich essen.
3) Leichte und luftige Kleidung tragen.
4) Im Freien sich möglichst im Schatten aufhalten oder Kopfbedeckung und Sonnenbrille tragen.
5) V. a. Säuglinge und Kleinkinder nicht direkter Sonnenstrahlung aussetzen.
6) Ausreichend Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.
7) Den Körper öfters kühlen (zum Beispiel Unterarme unter kühles laufendes Wasser halten).
8) Räume tagsüber verschatten.
9) Bevorzugt nachts oder frühmorgens lüften.
Um die Verhaltensempfehlungen möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen, bietet die LAGiK mit ihrer Postkarte „Besser durch den Sommer kommen“ eine Übersicht der Tipps in kompakter und leicht verständlicher Form. Sie ist ab sofort neben Deutsch auch in Arabisch, Englisch, Italienisch, Kroatisch, Rumänisch, Russisch und Türkisch erhältlich. Die Postkarte kann kostenfrei über den Bestellshop der Bayerischen Staatsregierung angefordert oder digital heruntergeladen werden. Daneben stellt die LAGiK eine umfangreiche Materialsammlung zu Hitze und Gesundheit auf ihrer Website bereit. Sie enthält fachlich geprüfte Informationsangebote für verschiedene Risikogruppen, Fachpersonal im Gesundheitswesen, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser sowie zum Arbeitsschutz.
Multiplikatoren und Kommunen haben Schlüsselfunktion
Multiplikatoren wie Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachpersonen haben einen direkten Zugang zu Patientinnen und Patienten und spielen so eine besonders wichtige Rolle bei der direkten Sensibilisierung für das Thema Hitze. „Um die besonders gefährdeten Gruppen effektiv zu erreichen, sind sogenannte Multiplikatoren unverzichtbar“, ergänzt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer. „Zu diesen zählen in erster Linie Mitarbeitende medizinischer Einrichtungen, die Menschen behandeln und Patientinnen und Patienten betreuen. Sie alle können ihre Patientinnen und Patienten zum Thema Hitze sensibilisieren, beraten und auf das verfügbare Informationsmaterial hinweisen. Darüber hinaus spielen auch Kommunen sowie Ansprechpartner aus dem beruflichen und sozialen Umfeld eine entscheidende Rolle. Sie bilden die wichtige Schnittstelle zu den Betroffenen.“
Kommunen als vor Ort zuständige Behörden können selbst Hitzeanpassungsmaßnahmen ergreifen, um Hitzefolgen für die Bevölkerung abzumildern, z. B. durch die Schaffung von schattigen Plätzen und Bereitstellung von Trinkwasserspendern im öffentlichen Raum. Die LAGiK unterstützt Kommunen aktiv bei der Entwicklung von Hitzeaktionsplänen und appelliert, das Unterstützungsangebot weiter zu nutzen. Mehrmals jährlich finden beispielsweise kommunale Vernetzungstreffen statt, bei denen sich kommunale Vertreterinnen und Vertreter über konkrete Erfahrungen austauschen, voneinander lernen und Impulse für die Umsetzung eigener Maßnahmen erhalten können.
Weiterführende Informationen zur LAGiK und zum Angebot für mehr Hitzeresilienz in Bayern gibt es auf der Seite Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) sowie unter Zentrales Hitzemanagement in Bayern.
Stimmen weiterer LAGiK-Mitglieder:
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Sonderbeauftragte für Klimaresilienz und Prävention des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP): „Hitzeaktionspläne sollten passgenau auf die örtlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse besonders vulnerabler Gruppen abgestimmt sein. So lassen sich gesundheitliche Belastungen durch Hitze nicht nur wirksam reduzieren, sondern auch gesundheitliche Chancengleichheit fördern – indem besonders gefährdete Menschen gezielt geschützt werden.“
Andrea Schwarz von der Freien Wohlfahrtspflege Bayern: „Zielgruppenspezifische Angebote sind entscheidend, denn nur so lassen sich Informationen und Maßnahmen passgenau vermitteln.“
Alexander Weigell, Referent Gesundheit, Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz im Bayerischen Städtetag, und Dr. Klaus Schulenburg, Referent für Soziales, Gesundheit und Krankenhauswesen beim Bayerischen Landkreistag: „Kommunen nehmen eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, die gesundheitlichen Folgen von Hitze für die Bevölkerung zu minimieren.“
Dr. Nikolaus Melcop, Präsident der Psychotherapeutenkammer Bayern: „In den letzten Jahren haben psychische Belastungen durch Hitze zugenommen. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gehören dabei zu den besonders gefährdeten Gruppen.“
Julius Hilpert vom Bayerischen Landespflegerat: „Pflegefachpersonen haben eine Schlüsselrolle beim Schutz gefährdeter Menschen vor Hitze – besonders alleinlebende und mobil eingeschränkte Personen brauchen unsere volle Aufmerksamkeit. Wir erreichen die Menschen dort, wo sie leben – und genau dort beginnt wirksamer Hitzeschutz. Die Pflege ist zentraler Multiplikator für Aufklärung, Prävention und Schutz.“
Christina Leinhos, stellvertretende Geschäftsführerin der Bayerischen Krankenhausgesellschaft e. V.: „Es ist wichtig, auf die Risiken extremer Hitze hinzuweisen und das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen. Hitzeschutz und Hitzeprävention sind gerade in Krankenhäusern von enormer Bedeutung. Schließlich werden dort kranke, pflegebedürftige Menschen, ältere Menschen sowie Schwangere behandelt. Schon kleine Maßnahmen – wie Verschattungen oder Trinkwasserspender – können zum Hitzeschutz beitragen und werden von den Kliniken bereits forciert. Aber weit wirkungsvoller sind bauliche Anpassungen – wir begrüßen deshalb, dass die neue Bundesregierung plant, in die energetische Sanierung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu investieren.“
Über die LAGiK
Die 2021 gegründete Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) vereint und vernetzt Fachleute aus dem Gesundheitswesen, aus Nichtregierungsorganisationen, Berufsverbänden, der Verwaltung sowie dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. Das erste Fokusthema der LAGiK und ihrer Mitglieder ist es, ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung für den Zusammenhang zwischen Hitze und Gesundheit zu schaffen.
Ein zentraler Baustein der Arbeit der LAGiK hierzu sind regelmäßige Veranstaltungen, die dem Austausch und der Vernetzung zum Thema Hitzeschutz dienen. Ein besonderes Format ist die Fachtagung „Hitzeanpassung in der Pflege“ am 08.07.2025, die dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet. Sie richtet sich an Fachkräfte aus der stationären und ambulanten Pflege und bietet neben wissenschaftlich fundierten Vorträgen auch Praxisberichte aus dem Pflegealltag bei Hitze. Ziel ist es, praktische Lösungsansätze greifbar zu machen und direkt in den Pflegealltag übertragbar zu gestalten.