Pressemitteilung

19.12.2024
Nr. 46/2024

Gesundheit

Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) betont: der Schutz vor Kinderlähmung (Poliomyelitis) durch frühen und vollständigen Impfschutz mit einer Auffrischimpfung bleibt wichtig

Anlässlich der aktuellen Nachweise von Polioviren im Abwasser in verschiedenen deutschen Städten – darunter auch München – sowie auch in anderen Regionen Europas ist es der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) ein Anliegen, auf die Wichtigkeit eines vollständigen und zeitgerechten Impfschutzes gegen Kinderlähmung hinzuweisen.

„Der Nachweis von Polioviren im Abwasser mehrerer deutscher Städte unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Impfschutzes gegen Kinderlähmung. Deshalb appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, einmal im Jahr den eigenen Impfpass sowie den ihrer Kinder zu überprüfen und notwendige Erst- und Auffrischungsimpfungen rechtzeitig durchzuführen. Der Impfschutz vor Krankheiten darf nicht in Vergessenheit geraten“, so der Aufruf des Präsidenten der Bayerischen Ärztekammer, Dr. Gerald Quitterer.

Die aktuell nachgewiesenen Polioviren stammen von einer Linie ab, welche sich ursprünglich aus dem Schluckimpfstoff (OPV) entwickelt hat. Durch Weitergabe der Impfviren insbesondere in Regionen mit insgesamt geringem Impfschutz hatten die Viren die Möglichkeit, sich genetisch zu verändern und es entstanden krankheitsauslösende Viren. Diese Viren zirkulieren in verschiedenen Ländern wie in Teilen Afrikas oder in Indonesien. Der in Europa seit vielen Jahren empfohlene Impfstoff gegen Polio ist hingegen ein Totimpfstoff (IPV) und schützt mit einer hohen Wirksamkeit auch vor einer Erkrankung durch diese Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren (VDPV). 

Angesichts des hohen Hygienestandards und des insgesamt guten Impfschutzes gegen Kinderlähmung in Deutschland besteht nach Einschätzung der Experten nur ein geringes Risiko eines Ausbruchs von Kinderlähmung. Dennoch möchte der Vertreter des Kinder- und Jugendarztverbandes in der LAGI, Herr Philipp Schoof, auf die großen regionalen Unterschiede beim Impfschutz von 2-jährigen Kindern hinweisen. Diese sind auf der Webseite des Robert Koch-Instituts unter dem Stichwort VacMap einzusehen. „Als Kinder- und Jugendarzt ist mir der vollständige Impfschutz vor der schweren Erkrankung Kinderlähmung ein großes Anliegen. Ich appelliere daher an alle Eltern, den Impfpass der Kinder durch ihre Ärztinnen und Ärzte überprüfen zu lassen und mögliche Impflücken zu schließen und verzögerte Impfungen nachzuholen. Neben der Grundimmunisierung im Säuglingsalter ist die Auffrischungsimpfung im Alter von 9 bis 16 Jahren sehr wichtig.“ 

Herr Prof. Dr. Christian Weidner, Präsident des LGL ergänzt: „Die industrieunabhängige LAGI leistet seit über 18 Jahren einen wichtigen Beitrag für eine transparente und fundierte Impfaufklärung. Nutzen Sie gerne die kostenfrei in Bayern verfügbaren Flyer der LAGI mit Übersichten zu allen empfohlenen Impfungen für Ihre Impfberatung oder für die Überprüfung Ihres eigenen Impfschutzes gegen Kinderlähmung“.

Der vollständige Impfschutz gegen Kinderlähmung besteht aus einer Grundimmunisierung mit mind. 3 Impfungen, welche bei Säuglingen in der empfohlenen Sechsfachimpfung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten enthalten sind. Bei verpassten Impfzeitpunkten sind zeitnahe Nachholimpfungen dringlich empfohlen, wobei ein Mindestabstand von 6 Monaten zwischen vorletzter und letzter Impfung der Grundimmunisierung für einen längerfristigen Impfschutz zu beachten ist. Zudem sollte 1 Auffrischungsimpfung im Abstand von ca. 10 Jahren zur Grundimmunisierung für einen sicheren und vollständigen Impfschutz durchgeführt werden. 

Auch für Erwachsene ist ein vollständiger Impfschutz inklusive der Auffrischungsimpfung wichtig. Die Vertreterin des Bayerischen Hausärzteverbandes, Dr. Beate Reinhardt, rät daher: „Nehmen Sie Ihren Impfpass mit zu Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt und lassen Sie abklären, ob noch Impflücken gegen Poliomyelitis bestehen. Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt berät Sie gerne.“ Zu Impffragen kann man sich außerdem an Apotheken und das örtliche Gesundheitsamt wenden.

Weiterführende Informationen:


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Human- und Veterinärmedizin, der Lebensmittelchemie, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, der Physik, der Psychologie, der Ernährungswissenschaft, der Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.

Über die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI)
Die LAGI ist eine industrieunabhängige Vereinigung von Ärzteverbänden, Körperschaften, Apothekerinnen und Apothekern, dem bayerischen Gesundheitsministerium (StMGP), dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, Hebammen, Krankenkassen und der Wissenschaft einschließlich aller bayerischen Mitglieder der Ständigen Impfkommission (STIKO) mit dem Ziel einer umfassenden Impfinformation für die bayerische Bevölkerung. Die Geschäftsstelle der LAGI hat ihren Sitz am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Weitere Informationen unter www.lagi.bayern.de. Kostenlose Informationsmaterialien der LAGI stehen unter www.bestellen.bayern.de (Stichwort LAGI) zur Verfügung