Arbeitsgruppen der LARE

AG Antibiotic Stewardship

Die zunehmende Bedrohung durch multiresistente bakterielle Infektionserreger macht es notwendig, sich mit den Ursachen hierfür zu befassen sowie Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Hauptursache für die Entstehung und Ausbreitung multiresistenter Bakterien ist der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika sowohl im humanmedizinischen als auch im veterinärmedizinischen Bereich. Um zu verhindern, dass in absehbarer Zeit bakterielle Infektionen nicht mehr therapierbar sind, müssen niedergelassene Ärzte und Ärzte in stationären Einrichtungen gemeinsam versuchen, den Einsatz von Antibiotika auf das medizinisch Indizierte zu beschränken. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist die richtige Diagnosestellung mit nachfolgender Auswahl der optimalen Antibiotikatherapie. Auch wenn die Initialtherapie häufig kalkuliert begonnen werden muss, ist für die rationale Weiterführung der Antibiotikagabe - gerade bei schweren oder komplizierten Infektionen - eine angemessene mikrobiologische Diagnostik im stationären wie ambulanten Bereich notwendig. Häufig werden viel zu breit wirksame Antibiotika viel zu lange eingesetzt, und oft wird eine für den Patienten risikoreichere parenterale Applikation angewendet, wo eine orale Therapie gleich wirksam wäre. Des Weiteren werden Antibiotika häufig zu lange und ohne die erforderliche klinische Wirksamkeitsbewertung appliziert.

Die Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, vorhandene Leitlinien/Empfehlungen zu sichten und aufzuarbeiten, um dem Arzt wie auch dem Patienten Orientierungshilfen zum rationalen Einsatz von Antibiotika zu geben. Dies beinhaltet auch Hinweise zur erforderlichen mikrobiologischen Diagnostik auf der Basis der geltenden „Mikrobiologisch-infektiologischen Qualitätsstandards“ (MIQ) der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie wie auch zur Interpretation und Anwendung von Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften. Dabei werden die von der neu zu berufenden Kommission „Antiinfektiva, Resistenz und Therapie“ beim Robert Koch-Institut (RKI) künftig zu erwartenden Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Antibiotika eine zentrale Rolle spielen.

AG Beruf und MRE

Diese Arbeitsgruppe der LARE befasst sich mit dem Thema „multiresistente Erreger und Arbeitsschutz“. Beschäftigte und Arbeitgeber in medizinischen Einrichtungen, beim Rettungsdienst und Krankentransport sowie in der stationären und ambulanten Pflege müssen gut über die Risiken und vorbeugenden Maßnahmen in Bezug auf Übertragungswege von Mikroorganismen und auch deren Behandlung informiert sein, um sich und andere adäquat schützen zu können. Für schwangere Beschäftigte ist rechtzeitig individuell zu prüfen, ob eine Gefährdung für die Mutter und ihr werdendes Kind sowie die stillende Mutter besteht.

Die von biologischen Arbeitsstoffen ausgehenden Infektionsgefahren für Beschäftigte unterliegen der unter dem Arbeitsschutzgesetz erlassenen Biostoffverordnung (BioStoffV) als nationale Umsetzung der EU-Richtlinie 2000/54/EG. Zweck der Biostoffverordnung sowie der die arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen regelnden Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbmedVV) ist ausschließlich der Schutz der Beschäftigten. Patienten- und Beschäftigtenschutz sind juristisch klar getrennt, müssen jedoch von den Einrichtungen gleichwertig umgesetzt werden. Patienten werden über Maßnahmen des IfSG und der Hygieneverordnung geschützt. Bei der praktischen Umsetzung von Arbeitsschutz und Patientenschutz ergeben sich viele synergistische Effekte.

Die symptomfreie Besiedlung mit MRSA ist keine Krankheit, da MRSA sich in seinen biologischen Eigenschaften nicht von den Staphylococcus aureus-Stämmen ohne Antibiotikaresistenz unterscheidet. Nur im Falle einer durch diese Besiedlung initiierten Infektionskrankheit kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Berufserkrankung vorliegen.

Schwierigkeiten bereitet dabei in den Krankenhäusern die Entscheidung, ob und wann Pflegepersonal einem Screening unterzogen werden soll, da derzeit unklar ist, inwieweit kolonisiertes Personal MRSA unter den Patienten (und auch Beschäftigten) verbreiten und dadurch auch ein Problem des Patientenschutzes verursachen kann. Zum einen fürchten Beschäftigte bei positivem Befund eine Stigmatisierung oder Einschränkungen ihrer Tätigkeit mit vermindertem Einkommen, zum anderen kann der Arbeitgeber unter Umständen nicht in ausreichendem Umfang über die Mitarbeiter verfügen. Zudem ist die Übernahme der Kosten von Screening und Sanierung in vielen Einrichtungen bislang nicht geklärt.

Durch die Verbreitung eines bestimmten Klons von MRSA (ST398) bei Nutztieren, insbesondere bei Schweinen, Mastkälbern und Geflügel, ergibt sich ein weiteres aktuelles Problem aus der zunehmenden MRSA-Besiedlung von Landwirten, die in der Nutztierhaltung tätig sind, und deren Familien. Ebenso können Veterinäre, Tierpfleger oder auch Beschäftigte in Schlachthöfen bei entsprechenden Tätigkeiten einer Kolonisations- und ggf. einer Infektionsgefahr ausgesetzt sein. Derzeit ist offen, inwieweit dieser Klon auch für ambulante Pflegekräfte bei der Betreuung von MRSA-Patienten aus diesem Umfeld zum Problemkeim werden kann.

Während in den ersten Jahren seit Gründung der Arbeitsgruppe besonders MRSA im Fokus der Aktivitäten stand, rücken nun multiresistente gramnegative Stäbchen (MRGN) vermehrt in den Vordergrund. Die Datenlage im Bereich MRGN und Arbeitsschutz ist momentan noch sehr spärlich, insbesondere fehlen Prävalenzzahlen zu Besiedlungen in der Allgemeinbevölkerung.

Auf Basis bestehender Empfehlungen möchte die AG Informationen und praxisnahe Anleitungen für sinnvollen Arbeits- und Patientenschutz, insbesondere auf der Homepage durch FAQs und ausgewählte Links, bereitstellen. Weiterhin sollen durch die Wissensvermittlung unnötige Maßnahmen vermieden und Unsicherheiten abgebaut werden. Adressaten sind sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer als auch Betriebsärzte und Sicherheitsfachkräfte.

Weiterführende Informationen zum Thema:

AG Informationsweitergabe: Standards für den medizinischen Bereich

Die Weitergabe von Informationen, die die Besiedelung, bzw. Infektion mit multiresistenten Erregern betreffen, muss diverse Schnittstellen passieren. Ein wesentliches Element in der Bekämpfung der weiteren Ausbreitung dieser Erreger besteht darin, die Informationsweitergabe zwischen den einzelnen Schnittstellen unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Aspekte sicher zu stellen. Die Arbeitsgruppe hat ein spezielles Formular erarbeitet (Informationsweitergabebogen), das den Informationsfluss bei der Entlassung/Verlegung von Patienten erleichtern soll.

Der Informationsweitergabebogen der LARE wurde zur datenschutzrechtlichen Überprüfung dem bayerischen Landesdatenschutzbeauftragten vorgestellt. Für dessen Zuständigkeitsbereich (öffentliche Stellen) ergeben sich keine datenschutzrechtlichen Bedenken bezüglich der Verwendung des Bogens, wenn die Ausdrucke im Hinblick auf den Empfänger bestimmungsgemäß weitergegeben werden.

Die Verwendung des Informationsweitergabebogens bezieht sich ausschließlich auf multiresistente Erreger, die in der Liste der gemäß §4 Abs.2 Nr.2 Buchstabe b in Verbindung mit §23 Abs.4 IfSG zu erfassenden nosokomialen Infektionen und Krankheitserreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen aufgeführt sind. (http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IfSG/Nosokomiale_Infektionen/liste_noso.html)

Für die Überwachung der Einhaltung des Datenschutzrechts im nicht-öffentlichen Bereich in Bayern ist das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (www.lda.bayern.de) zuständig. Grundsätzlich wird den privatrechtlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens empfohlen, ihre jeweils verantwortlichen Stellen die datenschutzrechtliche Zulässigkeit der Verwendung des Informationsweitergabebogens der LARE eigenständig zu prüfen und sofern noch nicht vorhanden ein Datenschutzkonzept zu erarbeiten. Bei speziellen datenschutz-rechtlichen Fragen empfehlen wir Ihnen, sich an das oben genannte Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht zu wenden.

AG Rehabilitationseinrichtungen und MRE

Ziel der Arbeitsgruppe Rehabilitationseinrichtungen und MRE war es, im Korridor zwischen den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) für Krankenhäuser einerseits und den Empfehlungen der KRINKO für Heime andererseits einen Rahmenhygieneplan (RHP) zum Umgang mit MRSA in Rehabilitationseinrichtungen zu erarbeiten.

Eine systematische Literaturanalyse wurde durchgeführt und verschiedene, derzeit in Rehabilitationseinrichtungen angewandte Hygienepläne berücksichtigt. Weiter wurde ein Expertengremium aus Chefärzten bzw. Hygienebeauftragten des Bundesgebiets gegründet und in Abstimmung mit diesem Gremium eine systematische Problemanalyse und der Entwurf eines Rahmenhygieneplans als Lösungsvorschlag erarbeitet. Die Ergebnisse der AG werden derzeit von der KRINKO überprüft, um auf deren Basis einen konsentierten Rahmenhygieneplan zu verabschieden.

AG Screening und Sanierung

Zwei Voraussetzungen, um multiresistente Erregern reduzieren zu können, sind Screeningmaßnahmen zu etablieren und betroffene Patienten konsequent zu sanieren. Es sollen Leitlinien für ambulante und stationäre Screening- und Sanierungskonzepte erarbeitet werden. Die Klärung der Kostenübernahme für die notwendigen Maßnahmen, insbesondere im ambulanten Bereich, ist eine wichtige Aufgabe dieser Arbeitsgruppe.

Merkblätter zum Thema:

AG Standardisierte Fachinformationen zum Patientenmanagement

Regelmäßige, einheitliche Fortbildungsmaßnahmen für das Personal der Institutionen des Gesundheitswesens sind dringend erforderlich, um einen Schutz vor der Weiterverbreitung der multiresistenten Erreger zu gewährleisten. Die Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fachinformationen, Fortbildungen und Schulungen zum Thema Patientenmanagement zusammen zu stellen und zu standardisieren. In einem ersten Arbeitsschritt wurden Inhalte möglicher Fachinformationen sowie die Möglichkeit, diese verschiedenen Zielgruppen anzubieten, diskutiert. Dabei entschied sich die Arbeitsgruppe gegen webbasierte Fortbildungsmodule, wie diese z. B. von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern angeboten werden. Ebenso wurden andere Fortbildungsmöglichkeiten mit der Erlangung eines Qualitätssiegels als zurzeit nicht umsetzbar gesehen. Stattdessen wurde beschlossen, im Bereich der LARE-Webseite einen Bereich “Frequently Asked Questions” (FAQ) einzurichten. Hierdurch wird es ermöglicht, Fachinhalte praxisorientiert, spezifisch zu einzelnen Fragestellungen anzubieten. Als erster zu bearbeitender Themenbereich wurde, aufgrund des Fehlens nationaler Empfehlungen (z. B. vom Robert Koch-Institut), das Management von Patienten mit Besiedlung durch Extended Spektrum Beta-Lactamase-Bildner (ESBL) identifiziert. Die FAQ zu dem Bereich werden zurzeit für die Internetpräsentation aufbereitet. Es besteht die Möglichkeit jederzeit über die Homepage Kontakt zur LAREAG Fachinformationen aufzunehmen und Themen für FAQs vorzuschlagen (lare@lgl.bayern.de).

Die FAQs sowie die entsprechenden Antworten werden nach der Zusammenstellung in der AG an alle Mitglieder der LARE zur Überprüfung weitergegeben und nach diesem Abstimmungsprozess auf der Homepage der LARE veröffentlicht werden.

Die Arbeitsgruppe hat sich auch intensiv mit den auf der Homepage zur Verfügung gestellten Links beschäftigt. Aus fachlicher Sicht wurde die Linkauflistung dabei in drei Bereiche untergliedert: “Links zu Fachbehörden”, “Links zu Fachgesellschaften” und “weitere Links”.

Die Homepage der LARE wird von allen Arbeitsgruppenmitgliedern als relevantes, aktuelles, praxisnahes Medium zur Information des Fachpersonals und der Öffentlichkeit gesehen.

AG Standards für den Patiententransport

Der Mangel an einheitlichen Aufklärungsmaßnahmen und Handlungsanweisungen für die Mitarbeiter der Krankentransport - unternehmen führt immer wieder zu Fragen im Umgang mit Patienten, die mit multiresistenten Keimen besiedelt oder infiziert sind. Ziel der Arbeitsgruppe ist es ein standardisiertes Fortbildungsangebot und verbindliche Leitlinien für die beteiligten Unternehmen zu schaffen.

Merkblätter und weitere Informationen zum Thema:

Veranstaltung zum Thema:

LARE Symposium Hygiene im Rettungsdienst

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema