Nutzung von Registerdaten zur Beantwortung versorgungsrelevanter wissenschaftlicher Fragestellungen

Prof. Dr. Peter Heuschmann, Dr. Silke Wiedmann, Ph.D., M.Sc., Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg:

Ein inhaltlicher Schwerpunkt im Bereich der Versorgungsforschung am Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) ist die Nutzung von Registerdaten zur Darstellung der Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland. Hierzu werden u.a. Daten aus den Schlaganfallregistern der ADSR sowie weiterer „spin-off“ Projekte genutzt, wie z.B. individueller Patientennachbefragungen. Anhand dieser Daten konnte z.B. gezeigt werden, dass die akutstationäre Schlaganfallbehandlung in den teilnehmenden Registern der ADSR im Jahr 2012 insgesamt bereits als sehr gut zu bezeichnen war. Unter anderem erhielten über 95% der Patienten mit ischämischem Schlaganfall eine Antiaggregation als Sekundärprophylaxe bei Entlassung. Große Variationen hinsichtlich des Erfüllungsgrades der einzelnen Qualitätsindikatoren zwischen den einzelnen Qualitätssicherungsprojekten wiesen aber auch darauf hin, dass eine Standardisierung der Schlaganfallbehandlung in Deutschland noch nicht vollständig erreicht war1.
Ebenso konnten Einflussfaktoren auf die Prognose nach Schlaganfall identifiziert werden. So waren z.B. ca. 25% der frühen Todesfälle im Krankenhaus auf nicht modifizierbare Faktoren wie Alter oder Komorbidität zurückzuführen und ca. 30% auf frühe Komplikationen, darunter auch potentiell behandelbare Faktoren, wie z.B. Pneumonie2. Basierend auf diesen Ergebnissen und dem deutlichen Einfluss dieser Komplikation auf die Krankenhaussterblichkeit wurde auch ein einfacher Prädiktionsscore zur Identifikation von Hochrisikopatienten für eine Pneumonie während des Krankenhausaufenthaltes entwickelt und extern validiert3. Im Rahmen individueller Nachbefragungsprojekte konnten Einflussfaktoren auf das schlechte 3-Monats-Outcome (definiert als Tod, Behinderung sowie Pflegebedürftigkeit) identifiziert werden. So konnte unter anderem gezeigt werden, dass ca. 38% der überlebenden Patienten, die befragt wurden, Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens hatten und dass der Bildungsgrad ein unabhängiger Risikofaktor für ein schlechtes Outcome 3 Monaten nach Schlaganfall war4.

Literatur

  1. Wiedmann S, Heuschmann PU, Hillmann S, Busse O, Wietholter H, Walter GM, Seidel G, Misselwitz B, Janssen A, Berger K, Burmeister C, Matthis C, Kolominsky-Rabas P, Hermaneks P. The quality of acute stroke care- an analysis of evidence-based indicators in 260 000 patients. Deutsches Arzteblatt international. 2014;111:759-765
  2. Koennecke HC, Belz W, Berfelde D, Endres M, Fitzek S, Hamilton F, Kreitsch P, Mackert BM, Nabavi DG, Nolte CH, Pohls W, Schmehl I, Schmitz B, von Brevern M, Walter G, Heuschmann PU. Factors influencing in-hospital mortality and morbidity in patients treated on a stroke unit. Neurology. 2011;77:965-972
  3. Hoffmann S, Malzahn U, Harms H, Koennecke HC, Berger K, Kalic M, Walter G, Meisel A, Heuschmann PU. Development of a clinical score (a2ds2) to predict pneumonia in acute ischemic stroke. Stroke. 2012;43:2617-2623
  4. Grube MM, Dohle C, Djouchadar D, Rech P, Bienek K, Dietz-Fricke U, Jobges M, Kohler M, Missala I, Schonherr B, Werner C, Zeytountchian H, Wissel J, Heuschmann PU. Evidence-based quality indicators for stroke rehabilitation. Stroke. 2012;43:142-146

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