Vertiefte Informationen zu Ambrosia artemisiifolia

Ragweed als Auslöser der Pollenallergie in den USA und Kanada

Das Krankheitsbild entspricht einer Typ-I-Allergie. Das Vorgehen bei der Diagnosestellung ist in dem folgenden Artikel dargestellt:

Es gibt sechs verschiedene Gruppen von Ragweed-Allergenen: auf Amb a1 reagieren 95% der Sensibilisierten im Pricktest. Außerdem wurden hohe IgE-Antikörper-Titer gegen dieses Allergen festgestellt (Wopfner et al. 2005). Nach Angaben der amerikanischen Allergie- und Asthma-Stiftung leiden inzwischen schätzungsweise 10 bis 20% der Amerikaner an Ambrosia-Allergie. Unter Atopikern wird sogar eine Prävalenz von ca. 50% berichtet (Wopfner et al. 2005). In einer großen amerikanischen Allergiestudie, in der Pricktests mit zahlreichen Allergenen durchgeführt wurden, lag die Sensibilisierungshäufigkeit gegen Ambrosia (short ragweed) bei 26,2% (Arbes et al. 2005). Sie erreichte also in etwa die Größenordnung, die für die Hausstaubmilbe (27,5%) beobachtet wurde. Ambrosia-artemisiifolia-Pollen gilt inzwischen in den USA als Hauptauslöser der allergischen Rhinokonjunktivitis (Ring 2006). Von Boulet et al. (1997) wurden Sensibilisierungsprävalenzen bei kanadischen Patienten mit Asthma, allergischer Rhinitis oder beiden Erkrankungen zwischen 29,9% und 45,2% berichtet. Betrachtet man beide Länder zusammen, leiden schätzungsweise 15 Millionen Menschen an Ragweed-Allergie.

Wie bei anderen Aeroallergenen können bei Ambrosia artemisiifolia auch Kreuzreaktionen mit bestimmten Nahrungsmittelallergenen auftreten. Nahrungsmittelunverträglichkeiten vor allem auf Bananen und Melonen sind die Folge (Egger et al. 2006).

Patienten mit Kontaktdermatitis, bei denen auch Sensibilisierungen gegen Ragweed nachgewiesen wurde, werden in der Literatur beschrieben (Guin 1997).

Sensibilisierung bzw. Allergien in Europa

Bisher gibt es hierzu wenige gesicherte Erkenntnisse. In Frankreich sollen schätzungsweise 6 bis 12% der Bevölkerung gegen Ambrosie sensibilisiert sein (http://www.ambroisie.info/)
In Ungarn zeigten von ca. 2.000 Kindern, die unter Atemwegserkrankungen litten, 27,6% eine Ragweed-Sensibilisierung (Soti und Endre 2005). In Italien wurden 372 Patienten mit saisonaler Rhinoconjunctivitis allergica, die teilweise zusätzlich an Asthma litten, auf Beifuß und Ragweed getestet. 63% der Patienten mit Beifußsensibilisierung zeigten zusätzlich einen positiven Pricktest auf Ragweed. Dagegen waren unter Patienten, die nur gegen Ragweed sensibilisiert waren, nur 28% auch gegen Beifuß ko-sensibilisiert (Asero et al. 2006). In einer weiteren Untersuchung wurden allergologische Patienten in Italien bezüglich ihrer innerhalb eines Zwei-Jahreszeitraums neu entstehenden Sensibilisierungen verfolgt. Unter den Patienten, bei denen bereits eine Pollensensibilisierung beispielsweise gegen Birkenpollen bestand, hatten 90% etwa zwei Jahre nach Erstuntersuchung eine zusätzliche Sensibilisierung gegen Ragweed entwickelt (Asero 2004). Von Gabrio et al. (2006) gibt es Hinweise aus In-vitro-Untersuchungen (Antikörpernachweise) an Schulkindern aus Baden-Württemberg, dass Sensibilisierungen gegen Ambrosia artemisiifolia vorliegen könnten. Kreuzreaktivitäten mit Allergenen von beispielsweise Beifuß und Wermut müssen bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden. Deshalb kommen Fachleute wie Professor Bergmann (2006) zur Einschätzung, dass in Deutschland noch keine gesicherten Erkenntnisse über Sensibilisierungs- oder Erkrankungshäufigkeit durch Ambrosia artemisiifolia vorliegen.

Warum ist Ambrosia artemisiifolia allergologisch so bedeutsam?

Ragweed hat sich in den USA als sehr potentes Allergen gezeigt. Allergologen beunruhigt die Schwere der beobachteten Krankheitsbilder, vor allem des allergischen Asthmas, und die Zahl der Patienten, die an allergischer Rhinokonjunktivitis und allergischem Asthma leiden. Da bekannt ist, dass mit steigender Zahl potenter Allergene auch die Sensibilisierungswahrscheinlichkeit für Allergene insgesamt steigt, ist die Verbreitung eines weiteren potenten Allergens in Deutschland, das im Garten oder im landwirtschaftlichen Bereich keinerlei Nutzen hat, im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes unerwünscht.

Ambrosia artemisiifolia - ein Forschungsobjekt

Zur Klärung der Sensibilisierungs- oder Erkrankungshäufigkeit durch Ambrosia artemisiifolia wurden an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München und der TU München Forschungsvorhaben durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen unabhängig von den Risikofaktoren und Wegen der Sensibilisierung, dass in Bayern knapp 30% eines Hochrisikokollektivs für atopische Erkrankungen bereits eine Ragweedsensibilisierung haben. Eine regional unterschiedliche Häufigkeit einer Ragweedsensibilisierung wurde jedoch nicht gesehen. Folglich scheint eine Ragweedsensibilisierung ein ubiquitäres Phänomen ohne Bezug zum Vorkommen der Pflanze und Wohnort des Allergikers zu sein. In Anbetracht dieses Phänomens sowie der hohen Prävalenz allergischer Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung werden eine weitere Zunahme der Ragweedsensibilisierung und der daraus resultierenden Krankheitsfälle erwartet. Aus allergologischer Sicht sind die eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung von Ragweedpollen in Bayern wichtig, um die spezifischen Risiken zu minimieren.

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